Münchner Philharmoniker auf einer farbenreichen Reise durch Amerika

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Münchner Philharmoniker Patrick Hahn 11.1.2025

Münchner Philharmoniker auf einer farbenreichen Reise durch Amerika

Mit einem Programm, das ausschließlich amerikanischen Komponisten gewidmet ist, entführen die Münchner Philharmoniker ihr Publikum in eine moderne bis fetzige Klangwelt. Den Beginn liefert Duke Ellington, ein Musiker, der nicht unbedingt zu dem klassischen Genre zu geordnet wird. Der 1899 geborene gefeierte Jazzmusiker hat aber zahlreiche symphonische Auftragsarbeiten geschaffen. Sein letztes, unvollendetes Werk „Three Black Kings“ ist ein kräftiger Beleg seines Könnens. 1973 begann er die Arbeit im Auftrag des Harlem Dance Theater, sein Sohn und Assistent Mercer Ellington vollendete es. Das dreisätzige Werk ist als Hommage an den ermordeten Bürgerrechtler Martin Luther King konzipiert. Ellington stellt dem verehrten und 1968 ermordeten Politiker zwei Persönlichkeiten, denen jeweils ein Satz gewidmet ist, zur Seite. Balthasar, einer der heiligen drei Könige, der erst im Mittelalter seine dunkle Hautfarbe bekam und der weise König Salomo. Luther Henderson orchestrierte die Vorlage für Orchester und Jazzband, später für Symphonieorchester und Jazzsolist arrangiert.

Gemeinsam mit dem souverän improvisierenden Matthias Ambrosius am Saxophon und der Klarinette rüttelt das Orchester das Matinee Publikum mit Big Band Sound und Swing auf. Bemerkenswert ist die klangliche Mischung verschiedener Welten, die Ellington ohne Berührungsängste ineinander fließen lässt. Patrick Hahn, selbst ein bekannter Jazzpianist, gibt dem Orchester am Pult mut Gespür den Takt und achtet auf die Entwicklung markanter Rhythmen und lässt den erreichten Drive am Leben. Der symphonisch volle Orchesterklang schwingt elegant zu jazzigen Rhythmen von der melodiösen Improvisation des Solisten überlagert.

Mit der europäischen Erstaufführung von Joan Towers Cellokonzert  "A new day" schließt München Bekanntschaft mit der populären amerikanischen Komponistin. Während der Coronazeit 2021 entstanden, ist das viersätzige Werk eine unprätentiöse Symbiose klassischer Kompositionstechnik mit modernem Neuen ohne die Harmonik auszureizen. Alban Gerhardt präsentiert als Solist den herausfordenden sehr präsenten Solopart. Er ist Träger sanft anklingender Melodien, die er artistisch auf seinem Instrument bis in höchste Lagen transportiert. Rhythmus ist ein tragendes Element wenn verschiedene Schichten, Instrumente überlagert werden. Vom Orchester wird er aufmerksam und gut dosiert im Volumen begleitet und klangvoll ergänzt. Mit einer Zugabe von Johann Sebastian Bach bedankt er sich für den herzlichen Applaus.

Seinen ersten Musikunterricht erhielt Charles Ives von seinem Vater und avancierte zu einem der bedeutendsten amerikanischen Komponisten um 1900, obwohl zahlreiche Werke erst deutlich später uraufgeführt wurden. So auch seine 2. Symphonie, 1901 entstanden wurde sie erst 1951 in der Carnegie Hall New York erstmalig unter Leonard Bernstein gespielt. Ives Musik ist durch die Klassik und Romantik geprägt. Brahms, Wagner und auch Beethoven schimmern durch. Aufpoliert wird sein gehaltvoller Orchesterklang mit volkstümlichen Klängen, symphonisch ausmusiziert erinnert es an Filmmusik großer Klassiker aus Hollywood. Das fünfsätzige Werk beginnt heroisch hoheitsvoll getragen, um dann ohne Pause in frischen Melodien des zweiten Satzes zu gelangen. Kirchenlieder als auch ein frühes Orgelpräludium kehren im 3. Satz wieder. Dann blüht nach einer kurzen ruhigen Phase Wildwestambiente mit Saloonklängen und Naturstimmungen in kräftigen Farben und Tönen. Die Trompeter und Posaunisten erheben sich, um besonders über die Kollegen zu strahlen. Wieder findet Patrick Hahn zur richtigen Mischung aus Schmelz und symphonischer Mächtigkeit, Tempo und Volumen sind gut gewählt, Ausbrüche ausreichend dosiert und ausbalanciert.

Ein spannendes Programm in dem das Orchester gut seine Extraklasse und Vielseitigkeit demonstrieren konnte. Großer Beifall in der nahezu ausverkauften Isarphilharmonie.

Dr. Helmut Pitsch

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