Allgemeine Informationen
- Komponist:Vasco Mendonça
- Librettist:Sam Holcroft
- Jahr der Kreation:2013
- Entstehungsort:Frankreich
- Anzahl der Akte:3
- Original Sprache:Englisch
- Opernhaus der Original Produktion:Théâtre du Grand Saint-Jean
Beschreibung des Werkes
The House Taken Over (das besetzte Haus) ist eine Kammeroper des portugiesischen Komponisten Vasco Mendonça nach einem Libretto des englischen Dramatikers Sam Holcroft, die vom Festival d'art lyrique von Aix-en-Provence in Auftrag gegeben und im Rahmen der Ausgabe 2013 uraufgeführt wurde.
Das Werk lässt sich von der Kurzgeschichte Casa tomada (wörtlich: „besetztes Haus“) inspirieren, die erstmals 1946 in der von Jorge Luis Borges geleiteten Zeitschrift Anales de Buenos Aires veröffentlicht wurde. Sie basiert auf der Geschichte eines Bruders und einer Schwester, die sich ein Familienhaus teilen, aus dem sie kaum je herauskommen. Ihre Gewohnheiten nehmen die Form von Ritualen an, aber als in einem der Räume der riesigen Residenz Geräusche zu hören sind, verriegeln sie ihn. Ihr Lebensraum schrumpft im gleichen Rhythmus wie ihr Leben, bis zu dem Punkt, an dem sie gezwungen sind, das „besetzte Haus“ zu verlassen.
Die zeitgenössische Oper The House Taken Over wird am 6. Juli 2013 im Rahmen des Festival d'art lyrique von Aix-en-Provence in einer Inszenierung von Katie Mitchell uraufgeführt. Die Rolle des Bruders (Hector) wird von Oliver Dunn und die der Schwester (Rosa) von Kitty Whately verkörpert.
1. Akt
Ein großes Familienhaus in Buenos Aires, Argentinien, in den 1940er Jahren. Hector und Rosa, Bruder und Schwester, frühstücken im Esszimmer. Als es neun Uhr läutet, beginnen sie ihr tägliches Haushaltsritual, um ihr Erbe gegen den Ansturm von Staub und Schmutz zu verteidigen. Punkt 12 Uhr hören sie auf und essen zu Mittag.
Einige Tage später, nach dem morgendlichen Aufräumen, verbringt Rosa ihren Nachmittag ruhig strickend auf der Couch, während sie ein Schlaflied singt. Hector kommt herein und sucht nach seinen Handschuhen. Als er eine Schublade öffnet, entdeckt er einen ganzen Vorrat an schön verzierten Babydecken, die Rosa gestrickt hat. Er findet nicht den Mut, seine kinderlose Schwester danach zu fragen, warum sie so viele Decken gestrickt hat, und geht hinaus. Sobald ihr Bruder weg ist, beginnt Rosa wieder damit, ihr Schlaflied aus der Kindheit zu singen.
Ein paar Tage später liest Hector seiner Schwester einen Roman vor. Als Hector sich allein in der Küche befindet, um Matetee zuzubereiten, merkt er plötzlich, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt. Rosa hat zur gleichen Zeit das gleiche beunruhigende Gefühl. Von Panik ergriffen schlägt Hector die Tür zu, die die beiden Flügel des Hauses voneinander trennt, und schließt sie ab. Er bereitet sich darauf vor, seiner Schwester eine Erklärung zu geben und kehrt dann ins Wohnzimmer zurück, um ihr den Matetee zu bringen. Rosa drängt Hector daraufhin, zu akzeptieren, dass ein Teil des Hauses besetzt ist. Sie müssen also auf dieser Seite der Tür leben.
2. Akt
Am nächsten Morgen versuchen Hector und Rosa, an ihren gewohnten Ritualen festzuhalten: Sie frühstücken, allerdings in einem kleineren Teil des Familienhauses, und putzen den verbliebenen Teil ihres Besitzes. Da jedoch weniger Gegenstände zu polieren sind, sind sie schnell fertig und müssen um 10.30 Uhr zu Mittag essen.
Zwei Tage später vertreibt sich Rosa die Zeit mit Stricken, während Hector Schulbücher liest, die einzigen Bücher, die es auf dieser Seite des Hauses gibt. Um der Langeweile ein Schnippchen zu schlagen, schlägt Rosa ihrem Bruder vor, die alten Fotos ihres Vaters zu sortieren. Als die Spannung steigt, beginnt Hector, Rosa wegen Lucho, ihres ehemaligen Verehrers, zu verspotten. Rosa bittet daraufhin ihren Bruder, ihr etwas Wolle zu holen, aber da Hector sich weigert, das Haus zu verlassen, trennt sie die Decken auf, die sie so sehr liebt. Später in derselben Nacht hat Rosa einen lebhaften Alptraum, in dem sie sich vorstellt, der ausgestopfte Papagei zu sein, den die Familie im Haus aufbewahrt hat. Sie wacht erschrocken auf.
Am nächsten Tag frühstücken Rosa und Hector gemeinsam. Die Spannungen zwischen ihnen sind jetzt offensichtlich und schmerzlich geworden. Als sie sich über die Erinnerungen an ihre Eltern streiten, halten sie abrupt und erschrocken inne. Instinktiv flüchten sie sich in den Vorraum und schließen die schmiedeeiserne Tür. Beide sind sich einig, dass das Haus nun vollkommen besetzt ist. Rosa meint, sie sollten gehen, aber Hector besteht darauf, dass sie bleiben.
3. Akt
Ein paar Minuten später versucht Hector, ihr Morgenritual zu wiederholen, um seine Schwester davon zu überzeugen, dass es immer noch erträglich ist, in dem Haus zu leben. Rosa beginnt, ihm zu helfen, aber ihr Wille lässt schließlich nach. Nachdem er versucht hat, seine Schwester zu beschwichtigen, räumt Hector schließlich ein, dass sie nicht mehr im Haus ihrer Vorfahren leben können und es verlassen müssen. Bruder und Schwester machen ihre ersten Schritte in ein neues Leben.
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