Intendantin Nora Schmid stellt Ihre letzte Saison in Graz vor

Xl_kluttig-schmid-vollack-bucher © Oper Graz

„Die kommende Saison wird nach sieben aufregenden Spielzeiten meine achte und letzte an der Oper Graz sein. Gemeinsam mit meinem Team habe ich zahlreiche Geschichten ausgewählt, die unser Publikum inspirieren, unterhalten und zum Nachdenken über sich selbst und unsere so komplexe Welt anregen mögen. Mit über 15 Premieren – darunter eine österreichische Erstaufführung – und 3 Wiederaufnahmen tauchen wir in die vielfältigen Welten von Oper, Operette, Musical und Ballett ein, neben einem spannenden Konzert- und Familienprogramm. Ich möchte mich schon jetzt für die wunderbare Zeit an diesem Haus bedanken und blicke mit großer Vorfreude auf die kommende Spielzeit!“
Intendantin Nora Schmid

Die Eröffnungspremiere der Saison 2022/23 ist ein Musik gewordener Appell für Frieden: Benjamin Brittens „War Requiem“ entstand zur Einweihung der neu errichteten Kathedrale in Coventry, England, die 1940 im Bombenhagel durch die deutsche Luftwaffe zerstört worden war. Der Pazifist und Komponist schuf ein Werk für Symphonie- und Kammerorchester, Knabenchor, gemischten Chor, Sopran, Tenor und Bariton, das tief bewegt und die Traditionen der Totenmesse auf die Gedichte des Soldaten Wilfred Owen treffen lässt. In Szene setzen wird dieses packende Werk Lorenzo Fioroni, der in Graz bereits mit Bohuslav Martinůs „Die Griechische Passion“ erfolgreich war, Chefdirigent Roland Kluttig übernimmt am Pult der Grazer Philharmoniker die musikalische Leitung, Johannes Braun dirigiert das Kammerorchester.

Am 15. Oktober folgt mit Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ die Premiere eines der schönsten Opernklassiker, die in der Saison 2020/21 pandemiebedingt leider verschoben werden musste. Die tragische Geschichte der japanischen Geisha Cio-Cio-San, die über Jahre auf die Rückkehr ihres amerikanischen Geliebten, des Offiziers Pinkerton, wartet, berührt immer wieder aufs Neue. Regisseur Floris Visser – erstmals mit einer Arbeit in Graz zu erleben – bringt dieses Meisterwerk auf die Opernbühne und betrachtet in seiner Interpretation auch das Schicksal des gemeinsamen Kindes der Geisha und des Offiziers.

Die verkaufte Braut“ erblickt am 26. November 2022 endlich das Bühnenlicht. Die komische Oper führt schwungvoll und rasant durch die Liebeswirren und Heiratsgeschichten mitten in einem böhmischen Dorf. Marie (Tetiana Miyus/Sieglinde Feldhofer) soll den vermögenden Wenzel (Albert Memeti) heiraten, liebt jedoch Hans (Matthias Koziorowski/Mario Lerchenberger). Hans kann dem Heiratsvermittler seine Marie unter einer Bedingung abkaufen, die das Liebesglück verloren scheinen lässt –wendet sich doch noch alles zum Guten? Unter der Leitung Roland Kluttigs lassen die Grazer Philharmoniker das melodienreiche Werk Bedřich Smetanas erklingen, Adriana Altaras führt erstmals in Graz Regie.

Im Musical des Jahres erobert eine Göttin die Grazer Opernbühne: „Ein Hauch von Venus“ von Kurt Weill erweckt die Liebesgöttin persönlich zum Leben, und sie verliebt sich prompt in ihren Erwecker Rodney Hatch. Mit Songs wie „Speak Low“, „I’m a Stranger Here Myself“ oder „Westwind“ wurde das Stück in den 1940ern zu Weills größtem Broadwayerfolg. In der Titelpartie kehrt Dionne Wudu an die Oper Graz zurück, die dem Publikum noch aus „Ragtime“ in guter Erinnerung ist. Premiere gefeiert wird am 17. Dezember 2022 als österreichische Erstaufführung.

Das Jahr 2023 beginnt aufregend und unterhaltsam mit der leichten Muse. In Jacques Offenbachs Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ wirbelt die adelige Diva gleich ein ganzes Soldatenheer auf und verschafft Hortense Schneider, der Muse des Komponisten, einen glanzvollen Auftritt mit viel Witz, Esprit und Charme, eingebettet in zündende Melodien. In der Doppelrolle als Großherzogin und Hortense Schneider werden alternierend die beiden Ensemblemitglieder Anna Brull und Mareike Jankowski in einer Inszenierung von Peter Lund zu erleben sein.

Ab 18. März wird die finnische Sopranistin Marjukka Tepponen, die bereits an der Metropolitan Opera in New York zu hören war, nach Cio-Cio-San in „Madama Butterfly“ auch die Titelheldin in „Katja Kabanova“ verkörpern. Komponist und Librettist Leoš Janáček erzählt in seiner Oper die tragische Geschichte einer Frau, die sich aus patriarchalen Normen zu befreien versucht und daran zugrunde geht. Janáčeks klanggewaltige musikalische Kontraste werden dabei von Chefdirigent Roland Kluttig und den Grazer Philharmonikern präzise realisiert. Für die Inszenierung verantwortlich zeichnet ein junges Regieteam um Anika Rutkofsky, das bereits die Jury des Ring Awards 2021 von sich überzeugen konnte.

Im Frühling steht die Premiere von „Der Florentiner Hut“ am 13. Mai 2023 auf dem Programm. Nino Rota, weltberühmt für seine Filmmusiken (etwa „Der Pate“ oder „La dolce vita“), schuf mit dieser Oper eine musikalische Farce nach einer französischen Boulevardkomödie. Inspiriert von Bellini, Rossini, Offenbach, Puccini oder Johann und Richard Strauss sowie seine eigene Filmmusik zitierend, komponierte Rota ein ganz besonderes Klangerlebnis. Auf humorvolle und temporeiche Art setzt Bernd Mottl den „Florentiner Hut“ in Szene, Daniele Squeo übernimmt die musikalische Leitung.

Mit Schumanns „Szenen aus Goethes ‚Faust“ erfüllt sich Chefdirigent Roland Kluttig im Juni 2023 einen Herzenswunsch. Das aufwändige Werk begeistert mit einer großen Zahl an Solist:innen, umfangreichem Chor und üppig besetztem Orchester. Als Faust wird Bariton Konstatin Krimmel zu Gast sein. Bereits im Februar kommt eine musikalische Besonderheit zur Aufführung: Olga Neuwirths Vertonung des Stummfilms „Die Stadt ohne Juden“ wird gemeinsam mit der Filmvorführung und einer Lesung mit Cornelius Obonya zu erleben sein. Abschließend sind auch in der Saison 2022/23 Nikolaus Habjan und Musicbanda Franui wieder zu Gast: Diesmal verstärkt durch Bariton Florian Boesch, am Programm steht Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“.

In Kooperation mit der Kunstuniversität Graz präsentiert die Oper Graz in der kommenden Saison gleich zwei Mal einen „OpernKurzgenuss“: Mit Oscar Strasnoys „Geschichte“ steht eine A-Cappella-Operette am Programm der Studiobühne, Jean-Philippe Rameaus Ballett-Einakter „Pigmalion“ wird im Schaumbad, Freies Atelierhaus Graz, auf die Bühne gebracht. Beide Premieren finden im April 2023 statt.

 
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