Leopold Museum Wien Tilla Durieux Das hässliche Entlein wird zur Ikone des 20. Jahrhunderts

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Museum Leopold Wien Tilla Durieux

Das hässliche Entlein wird zur Ikone des 20. Jahrhunderts

Kaum eine Persönlichkeit dokumentiert die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Entwicklung vom Historismus zur Moderne wie die Biografie und das gesellschaftliche Leben der 1880 in Wien geborenen Ottilie Helene Angela Godeffrey. In nobler Umgebung ist sie lieb- und freudlos aufgewachsen. Ihr Aussehen wurde bekrittelt und ihre Mutter bildete sie in Klavierspiel und Haushaltskunde aus, um ihr Leben wirtschaftlich zu sichern. Sie selbst träumt von der Schauspielkarriere und zieht 16 jährig von zu Hause aus. Sie schafft es zu Max Reinhardt und wird 1903 als Einspringerin in der Titelrolle von Oscar Wildes Salome zum Star. Sie trägt den Künstlernamen Tilla Durieux. Durch ihren ersten Mann, dem Maler Eugen Spirio trifft sie auf Kunst und Kunstgewerbe. Als Modell wird sie vielen Malern als Inspiration dienen und als Gesicht in die Kunstgeschichte eingehen.

Das Leopold Museum, spezialisiert auf Kunst des frühen 20. Jahrhunderts widmet ihr jetzt eine längst überfällige Ausstellung. Mit Akribie wurde ihr Leben in mehr als 200 Kunstwerken bestens dokumentiert und mit Zeitzeugnissen aufgearbeitet. Originalgemälde vom berühmten Portrait Auguste Renoirs als Leihgabe des Metropolitan Museums in New York, dem Circe Zyklus von Franz von Stuck und zahlreiche weitere zeugen von der Ausstrahlungskraft dieser Frau, die auch für politisch Verfolgte und sozial Schlechtere eintrat. Als Kriegsflüchtling mit ihrem jüdischen zweiten Ehemann, dem Kunsthändler Paul Cassirer in Zagreb bringt sie sich als Köstumbildnerin im Puppentheater der Stadt durch, in ein paar Beispielen ihrer Schöpfungen dokumentiert.

Nach dem zweiten Weltkrieg und der Rückkehr nach Deutschland gelingt eine zweite Karriere beim Film, Hörfunk und Fernsehen.

Am 21. Februar stirbt sie 90 jährig in Berlin. Ihre zahlreichen Portraits, Büsten u a von Ernst Barlach und gehüteten Erinnerungen wie eine Lebendmaske, Photos. Briefe zeugen lebendig von ihrem bewegtem Leben und ihrer Vernetzung in der Künstlerwelt.

Eine spannende lohnende Entdeckungsreise einer ungewöhnlichen starken Frau.Die Ausstellung ist bis zum 27.2.2023 angesetzt. 

 

Dr. Helmut Pitsch

 

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