Einmal zählte diese Oper zu den beliebtesten Werken Georg Friedrich Händels bevor sie vom Spielplan der Opernhäuser verschwand. In Innsbruck wird dieses Werk im Rahmen der Festwochen von jungen Künstlern, zumeist Gewinner des Cesti Gesangswettbewerbes, welcher alljährlich im Rahmen der Festwochen stattfindet, wieder belebt. Komplex ist der historische Hintergrund und vielschichtig die Handlung, welche die Begebenheiten des Niedergangs des weströmischen Reiches und des Machtstreben des deutschen Königs Otto (später Kaiser Otto II) behandeln. Dieser beabsichtigt die Königstochter Teofane von Byzanz (Ostrom) in Rom zu ehelichen, um seinen Einfluss nach dem Tod des Langobarden König Berenger auf Westrom auszudehnen. Dessen Witwe Gismonda möchte aber die Position ihres Sohnes Adelberto, bereits mit Ottos Cousine Matilda, verlobt, festigen und versucht durch Täuschung der Braut ihren Sohn mit dieser zu verheiraten. Die Täuschung wird aufgedeckt, die wahren Liebenden kommen zusammen und Teofane findet im wilden Seefahrer Emireno ihren totgeglaubten Bruder Basilio wieder. Die Neuproduktion ist für den Innenhof der theologischen Fakultät ausgelegt, findet aber auf Grund unsicherer Witterung im Haus der Musik statt. Dieser umstrittene Neubau thront dunkel und mächtig gegenüber der frisch weiss gemalten Hofburg. Der grosse Konzertsaal wurde entsprechend adaptiert. Die einfache Bühnengestaltung durch Bettina Munzer zeigt drei von der Decke hängende einfärbige Stoffbahnen in rot grün blau. Dazu ein paar Sessel, ein Tisch und im Hintergrund eine barocke Hausfassade. Ihre Kostüme sind nicht wirklich zeitlich einzuordnen. Zumeist frühes 19. Jahrhundert, aber genauso treten zwei Diener im dunklen Anzug mit Krawatten auf. Auch das szenische Konzept von Regisseurin Anna Magdalena Fitzi überzeugt nicht wirklich und schafft keinen frischen Fluss. Angesichts der rasch aufeinanderfolgenden Handlungsszenen an verschiedenen Schauplätzen ist dies auch anspruchsvoll. Mit viel Wehmut und Sehnsucht sind die Arien des Ottone ausgestaltet.
Marie Seidler legt viel Gefühl in die Partie und zeichnet den sonst so streitbaren machthungrigen deutschen König fragil und verletzlich. Ihr Mezzosopran klingt warm und vollmundig und passt zu dieser Deutung. Mariamielle Lamagat hat auch Erfahrungen im Jazz und moderner Musik und führt diesen Schwung in ihre Rolle als Teofane ein. Selbstbewusst und kämpferisch widersetzt sie sich den Täuschungen und Avancen von Alberto Miguelez Rouco als Adelberto. Sein Countertenor ist schlicht und lyrisch. Seine Mutter Gismonda ist Drahtzieherin und Valentina Stadler füllt dies mit ihrem Mezzosopran geschickt aus. Ihre beiden grossen Arien nützt sie, um ihr Talent und auch Reife zu zeigen. Angelica Monje Torrez stammt aus Bolivien und ihr südamerikanisches Temperament verleiht ihrer Matilda den nötigen Schwung. Yannick Debus mimt einen seriösen edlen Emireno. Seine Bassstimme klingt jugendlich und frei.
Fabrizio Ventura steht am Pult der Accademia La Chimera. Der Italienerin hat sich auf Barockopern spezialisiert und schwelgt fühlbar in den ausgedehnten Melodien und Wiederholungen. Mit viel Pathos beladen führt er das Ensemble, Die Accademia wurde im Rahmen des Festivals Marchesato in Italien gegründet. Die jungen Musiker werden vom Ensemble La Chimera in der Ausbildung unterstützt. Sie folgen bestens vorbereitet aufmerksam dem Dirigenten und zeigen sich mit barocken Klängen sehr vertraut. Das Publikum folgt mit grosser Begeisterung andächtig den Ausführungen und belohnt alle mit viel Jubel.
Copyright Rupert Larl
25. August 2019 | Drucken
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