Arabella Musikalischer Hochgenuss im Osternest in Wien

Xl_arabella_z9a6961_nylund © Wiener Staatsoper Michael Pöhn

Richard Strauss Arabella Wiener Staatsoper 16.4.2025

Arabella - Musikalischer Hochgenuss zum Osterfest in Wien

Der Komponist Richard Strauss und Schriftsteller Hugo von Hoffmansthal gelten als geniales Künstlerpaar und schufen gemeinsam unvergessliche Opern, die bis heute zu den bedeutendsten Schöpfungen des Genres gelten. Arabella ist die letzte Oper dieser fruchtbaren Zusammenarbeit und die lyrische Komödie erzählt mit Ironie eine Familiengeschichte verarmter Adliger im Wien am Ende der Monarchie, die durch die passende Vermählung ihrer Tochter Arabella ihre materielle Welt retten wollen.

Im geschmackvollen Ambiente der Entstehungszeit der Oper zu Beginn des letzten Jahrhunderts ist das Bühnenbild von Rolf Glittenberg der Inszenierung aus 2006 gehalten. Dunkel getäfelt ist der leicht vom Hotelzimmer zum Ballsaal und Stiegenhaus veränderbare Raum gestaltet. Elegant vornehm mit schrägen leicht in obszönen Verkleidungen für den Faschingsball sind die Kostüme von Marianne Glittenberg gehalten. Sven Eric Bechtolf führte mit Gespür Regie.

Es ist die musikalische Umsetzung, die diese Wiederaufnahme an der Wiener Stastsoper zum ausverkauften Ereignis für die Opernfreunde macht. Christian Thielemann gilt als der zur Zeit beste Interpret für den bayerischen Komponisten und kehrt an das Pult der Wiener Philharmoniker, die auch das Orchester der Wiener Stastsoper stellen zurück. Vom ersten Ton an ist die Harmonie und das gegenseitige Verständnis spürbar. Jede Nuance, die der Maestro am Pult mit schnellen Gesten herauskitzelt wird hörbar umgesetzt. Die klangliche Vielfalt und Rafinesse des Erzählstils erblüht aus den transparent gehaltenen Instrumentengrupprn. Es sind die feinsten vorstellbaren Piani die eine nervzerreissende Spannung entwickeln. Bleibt das Libretto gekonnt höfisch vornehm bringt Thielemann die inneren brodelnden Gefühlswelten zur Geltung. Die romantische Liebe, Emotionen, Konflikte und Charakterzeichnungen spiegeln sich wieder. Für die Sänger liefert er so einen weichen umschließenden Rahmen der viel Raum für deren Interpretation lässt.

Camilla Nylund ist derzeit eine vielbeschäftigte Sopranistin, die in ihrer Rollenvielfalt und stimmlicher Vielfältigkeit beeindruckt. Vielbeschäftigt im Wagnerfach gilt sie auch als herausragende Straussinterpretin, was sie einmal mehr hier als Arabella beweist. Mit reinen sicheren Soitzentönen bei wunderbar ausgefüllten Melodiebögen gepaart mit guter Wortdeutlichkeit liefert sie ein perfektes Rollenbild auch wenn sie als Person nicht mehr der junge Teenager ist. Als Mandryka, der reiche Aspirant als Bräutigam ist auch Michael Volle nicht mehr der feurige Jungspunt. Aber als bäuerlicher reicher Großgrundbesitzer, um seine verstorbene Frau trauernd und mit den Benimmregeln der vermeintlich feinen Hofgesellschaft wenig vertraut, punktet er mit seiner souveränen Bühnenerfahrung. Sein warmer voller Bariton setzt inspiriert seine gefühlvollen Akzente und legt sich elegant an die Seite seiner angebetenen Arabella. Wolfgang Bankl als Graf Waldner und Margaret Plummer als seine angetraute Adelaide sind ein sich gut ergänzendes Elternpaar als typische Vertreter einer vergehenden Epoche. Bankl färbt gut im Dialekt und verfügt über eine sichere feste Stimme, Plummer bewahrt adelige Haltung. Mit viel Geschick und können fügt Sabine Delvieilhe die traurige Gestalt der benachteiligten ja nahezu verstoßenen und als Junge verkleideten Tochter Zdenka in das Geschehen. Überzeugend singt und spielt sie als heldenhafter Junge und verzweifelt entflammtes Mädchen. Michael Laurenz gibt einen spröden, sängerisch einseitigen Matteo, der unverhofft zu seinem Glück mit Zdenka kommt.

Großer Jubel und Ovationen im ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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