Auch die Tiroler Sommer Festspiele Erl setzen kräftige Zeichen

Xl_080820erl © Peter Kitzbichler Tiroler Festspiele

Auch die Tiroler Sommer Festspiele Erl setzen kräftige Zeichen

Eröffnungskonzert Kulturreigen am 8.8.2020

Der Tiroler Festspielsommer nimmt nun mit dem neu gestalteten Programm unter dem Titel Kulturrreigen zur Freude der ausgehungerten Musikliebhaber Fahrt auf. Reduziert ist das Programm und die Zahl der auftretenden Künstler. Statt großer Oper gibt es Kammermusik. Der moderne großzügige Bau des Festspielhauses bietet viel Raum und Möglichkeiten, die Abstandsbestimmungen einzuhalten. im aufsteigenden Zuschauerraum ist jeder zweite Sitzplatz mit einer Platte als praktische Ablagefläche abgedeckt . Zum Teil sind rote Tischlampen oder Getränke darauf abgestellt. So fühlt es sich wie in einem eleganten gemütlichen Club an.

Die Festspielreden sind kurz gehalten, der Landeshauptmann gibt sich jovial zur Eröffnung und degradiert die auftretenden Künstler/ Innen zu Musikanten und Innen. Trotzdem dürfen die Zuschauer klassische Musik auf hohem Niveau mit dem Orchestra di Camera di Bologna als Streichorchester erleben. Stimmungsvoll in Elegie gehalten ist die Auswahl der Werke. Konzertmeister Francesco Iorio versteht es dabei, den Spannungsbogen in weitreichenden melancholischen Melodien zu halten. Im Tempo wird Disziplin ausgeübt und den Werken eigene Melancholie wird ausdrucksstark herausgearbeitet.

Samuel Barbers Adagio für Streicher op 11 ist wohl eines seiner bekanntesten und häufigst gespielten Werke, sehr oft auch als feierliche Trauermusik gewählt. Arturo Toscanini dirigierte 1938 die Uraufführung und verhalf dem Werk zur Weltgeltung. Schlicht ist das Motiv auf drei Tönen und einfach verbleibt die Struktur der Steigerung bis zu einer spannungsgeladenen Generalpause. Verhalten aber immer lockerer lassen sich die Streicher auf die Traurigkeit des Stückes ein und verinnerlichen die düstere Stimmung des Werkes.

In Antonio Vivaldi s Konzert Nr 11 in d moll kommen freudige frische Töne mit schwingenden italienischen Melodien auf. Munter ist das Wechselspiel zwischen den Instrumentengruppen und Solisten. Meisterhaft versteht der Komponist Klangfarben zu versprühen, verspielte Steigerungen zu basteln und immer leicht und transparent zu bleiben.

Eine rare Seite des grossen Opernkomponisten Giacomo Puccini lernt man in seinem selten gespielten Werk Chrysanthemen für Streichorchester kennen. Ebenfalls als Trauermusik komponiert fanden auch Teile des Werkes Eingang in die Opernkomposition Manon Lescaut. Romantische Harmonik dominiert, eine in sich gekehrte Melodie wird ausgeglichen meditativ in den Instrumenten fortgespinnt ohne auf Dramatik zu setzen.

Als Hauptwerk des Abends überzeugt das Orchester mit der Serenade in C Durcop 48 von Peter I. Tschaikowski. Das viersätzige Werk versprüht russische Romantik mit symphonischen Charakter. Eingängige mitreissende Melodien prägen die einzelnen Sätze, zumeist in breite langsame Tempi gegossen. Der zweite Satz in moderaten Walzerrhythmen gelingt leichtfüßig, im Finale zu russischem Thema sowie der Wiederholung der ersten Themen steigern sich die Musiker zu einem funkelnden Gesamteindruck.

Nach einer rührenden Dankesrede engagiert auf Deutsch durch den Konzertmeister vorgetragen bedankt sich das Orchester für die Unterstützung der Festspiele insbesondere der großzügigen Förderung durch Dr. Hans Peter Haselsteiner und Familie mit einer eigens angefertigte Streicherfassung der Tannhäuser Ouvertüre von Richard Wagner. Die Musik des Komponisten ist eng mit Erl verbunden und darf nach Sicht der Musiker im Programm nicht fehlen. Langsam steigen die einzelnen Instrumente in das Leitmotiv ein und spinnen die Erzählung voran. Es kommt im Saal grosse Opernstimmung auf, die heiligen Hallen kommen den Opernliebhabern in den Sinn - wann wird hier wieder Oper einziehen? 

Begeistert bedankt sich das zahlreich erschienene Publikum. Mit Mund Nase Maske ziehen die Musiker und Zuschauer aus dem Saal. 

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