Auf den Spuren der Famile Muti - Bajazzo in Piacenza eine Theatertruppe zerfällt

Xl_img_1350 © Gianni Cravedi
Eine wahre Begebenheit lieferte die Vorlage für das bedeutendste Werk von Ruggero Leoncavallo. Vom Erfolg der Oper Cavalleria Rusticana von Pietro Mascagni angetrieben, lieferte er mit dieser Oper sein veristisches Hauptwerk. Diese beiden Opern werden abendfüllend meist gemeinsam aufgeführt. Im Teatro Municipale von Piacenza wird es zur Zeit zur Eröffnung der Herbstsaison als Coproduktion mit dem Festival Ravenna und dem dort ansässigen Teatro Alligheri allein gegeben. Beide Städte und Stätten sind eng mit dem Namen Muti verbunden. Riccardo Muti ist der Begründer des Orchester Giovanile Luigi Cherubini und musikalischer Leiter des Festival. Seine Frau Cristina Mazzivillani Muti ist die Intendantin des Festivals und erarbeite die Regie des Abends. Der junge Dirigent Vladimir Ovodok zählt zu den Schülern Riccardo Mutis und hat die musikalische Leitung des jungen, aber sehr engagierten Orchesters an diesem Abend inne. In der Ouvertüre zeigt er die herrlichen Klangfarben des Orchesters. Exakt und sanft spielende Streicher bis in die höchsten Lagen und sichere Bläserklänge erfüllen den Raum des kleinen aber sehr feien Opernhauses. Exakt und stringent ist seine Stabführung mit wenig romantischer Auskleidung und geringer Modulation der Lautstärke. Auch lässt er den gut einstudierten Chor des Opernhauses Piacenza mächtig auftreten, lässt aber ein abgestimmtes Zusammenspiel vermissen. Ebenso bezieht er die Sänger zu wenig ein und leitet diese kaum in der Interpretation an. Es wirkt zu wenig einstudiert im Zusammenwirken und mit wenig Absprache zur jeweiligen Darstellung. Die kleine Bühne hat Cristina Muti in der Tiefe durch eine grosse Leinwand abgeschnitten, auf welche von hinten immer wieder Schattenbilder der Protagonisten geleuchtet werden. So sieht der Zuschauer die Theatergruppe auf der Leinwand im Schattenbild heranziehen, Beppo singt so im Mondeslicht seine Arie an Nedda und der eifersüchtige Canio kann bei seinem Herumschleichen verfolgt werden. Auf der Bühne gibt es ein kleines Podest als Bühne, um welches herum sich das Volk eng versammelt. In klassischen schwarz weiss Kostümen tritt die Theatergruppe alla Comedia dell'Arte auf. Das Publikum ist ländlich im Stil des Beginn des 20. Jahrhunderts gekleidet. Doch zu Beginn bleibt der dunkelrote Samtvorhang geschlossen und Kiril Manolov bringt vollmundig mächtig und satt aber ohne wenig Spiel und Ausdruck den Prolog zum Besten. Mit grosser wohlgenährter Statur füllt er die Bühne und überragt das Geschehen. Hübsch anzusehen, aber mit einer kleinen Stimme ohne Körper kann Estibaliz Martyn als Nedda nicht überzeugen. Diego Cavazzin bemüht sich redlich als der gehörnte Ehemann Dramatik zu erzeugen und sein tragisches Schicksal zu beherrschen. Stimmlich gibt er alles und zeigt sich an der Grenze, sodass er seine Verzweiflung mehr im Forte als leichtem Piano in seiner berühmten Arie herausschreit. Vittorio Prato zeigt sich in der Rolle des Silvio am sichersten. Das elegante Publikum spendet immer wieder viel Applaus und beschenkt die Sänger und Musiker zufrieden mit viel Lob. Helmut Pitsch | Drucken

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