Barcelona ein neuer Lohengrin - Eine „Überschreibung“…

Xl_lohen_liceu © David Ruano

Barcelona/Gran Teatre del Liceu: „Lohengrin“ - Premiere am 17. März 2025

Barcelona Lohengrin - Eine „Überschreibung“…

Der lange in Barcelona erwartete neue "Lohengrin" in der Regie vonKatharina Wagner war einmal mehr ein bisweilen krampfhaft wirkender Versuch, das Regisseurstheater in den Exzess zu treiben. Ähnlich wie bei Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock bei ihrem Salzburger und dann auch Wiener „Lohengrin“ wird hier die Geschichte auf den Kopf gestellt. Schon im Vorspiel wird fast ein ganzer Akt hinzugefügt, in dem Lohengrin in Jeans auftaucht und Gottfried in einem Teich ertränkt. Diesmal ist also anders als in Salzburg und Wien nicht Elsa sondern sogar Lohengrin der Mörder - man kann es kaum fassen! Ein schwarzer (mechanischer) Schwan beobachtet die Mordtat und wird ein von Lohengrin den ganzen Abend über verhasster Zeuge seiner Tat, ebenso wie sechs surrealistisch auftretende Gottfriede mit Krone und Schwert.

Katharina Wagners „Lohengrin“-Inszenierung war ursprünglich als Koproduktion gedacht mit Premieren im März 2020 in Barcelona und im November 2020 in Leipzig. "Die klischeehaften Schablonen von Gut und Böse werden in unserer Inszenierung in Frage gestellt", so Katharina Wagner damals. Wegen der Corona Pandemie wurde Barcelona abgesagt ebenso wie ein Versuch in Leipzig wegen nicht zu realisierender Anforderungen an das Bühnenbild. So konnte Katharina Wagners Inszenierung beim Festival Wagner 2022 nicht gezeigt werden, und Hausregisseur Patrick Bialdyga übernahm die Inszenierung im Festival. Erinnerungen an die unerfreulichen Umstände bei der von Wagner zunächst verantworteten Inszenierung einer 7,5-stündigen Kurzversion des „Ring“ in Buenos Aires 2012 wurden wach…

Im Bühnenbild von Marc Löhrer, mit den weitgehend ansehnlichen Kostümen von Thomas Kaiser und der Beleuchtung von Peter E. Younes wirkte manches schon wie Slapstick, wenn nicht Lohengrin während der Gralserzählung erst den Schwan liebkoste, der anstelle Telramunds unter dem Leichentuch hervorkommt, ihn dann aber noch während der Erzählung mit drei Messerstichen tötete. Das sei nur ein Beispiel für viele Momente und „Ideen“, wie massiv in einer „Tatort“-Manier gegen das Stück und den Text inszeniert wird, und last - but weiß Gott - not least, noch heftiger gegen die Musik Richard Wagners. Als Lohengrin erkennt, dass er die Macht in Brabant nicht übernehmen kann, entleibt er sich, während Ortrud wie in Salzburg und Wien die Plastik-Leiche Gottfrieds aus dem Tümpel zieht. Ein Déjà-vu also.

Wagners Urenkelin machte hier eigentlich ein Theaterstück namens „Lohengrin“ und ließ, de facto, außer Acht, dass es sich um die Kunstgattung Musiktheater handelt, fand aber trotzdem zu keinem durchwegs stimmigen Regiekonzept. Allein, es wirkte bisweilen gar langwellig! Ein Buhorkan des katalanischen und auch internationalen Publikums war die Folge, den Katharina Wagner mit dem leading team freundlich lachend entgegennahm.

Exzellent in der Titelrolle wie immer Klaus Florian Vogt mit dem für Lohengrin passenden Timbre; sehr gut Miina-Liisa Värelä als Ortrud; eindrucksvoll und souverän Günther Groissböck als König Heinrich; gut, aber nicht überragend, Elisabeth Teige als Elsa und stimmlich mehr Alberich als Telramund Ólafur Sigurdarson. Roman Trekel als Heerufer sang über seinen Zenit. Der sehr gute Chor wurde von Pablo Assante einstudiert. Josep Pons sorgte mit dem Orquestra Simfònica del Gran Teatre del Liceu für einen weitgehend guten „Lohengrin“-Sound. Eine sehr gemischte Vorstellung!

 

Dr. Klaus Billand, Wien

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