Bellinis Norma kehrt in erstklassiger Besetzung nach München zurück

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Vincenzo Bellini Norma Bayerische Staatsoper München 7.6.2024

Bellinis Norma kehrt in erstklassiger Besetzung nach München zurück

Die Bayerische Staatsoper hat eine langjährige Belcanto Tradition. Unvergesslich sind die Auftritte von Edita Gruberova, deren letzten Bühnenjahre eng mit München verknüpft sind. Viele Inszenierungen wurden ganz nach Ihrem Wunsch ausgestaltet. 2008 führte Jürgen Rose Regie und schuf das Bühnenbild sowie die Kostüme und das Lichtkonzept einer neuen Norma von Vincenzo Bellini. Die tragische Liebesgeschichte der gallischen Priesterin und des untreuen römischen Feldherrn Pollione ist wohl durch Maria Callas die beliebteste Belcanto Oper geworden. So ist es für junge Sängerinnen schwer gegen so bekannte Interpretinnen anzutreten. Nach mehreren Jahren Abstinenz kehrt die gallische Heldin nun in einer Wiederaufnahmeserie nach München zurück.

Die Besetzung ist bestens ausgewählt und wohl zusammen gestellt. Sonya Yoncheva gelingt es mit ihrem ausdrucksstarken Spiel und einer einprägsamen farbenreichen Stimme das Münchner Publikum zu erobern. Hier steht eine Kämpferin auf, die mit dem Schicksal hadert. Aufbrausende Verzweiflung und Rache stecken in ihr, die von grossherziger Liebe besiegt werden. Überzeugend wankt sie durch das Bad der Gefühle, immer folgt ihr die Stimme. Durchdringend erklimmt sie die Höhen, selbstbefragend kann sie auch im Sprechgesang Emotionen senden, dunkel sinkt sie in die Tiefen. Dicht und spannend ist das Terzett der drei durch das Schicksal Geprüften, aber diese Norma besteht gegenüber dem selbstgefälligen Pollione und der naiven Adalgisa.

Die aktuelle Wiederaufnahme ermöglicht auch ein Wiedersehen mit Joseph Calleja, der schon länger nicht mehr hier zu hören war. Nach anfänglicher Unsicherheit spielt er seinen unverwechselbaren Schmelz und seine gesangliche Sicherheit aus. Voll und leicht liefert er seine Auftritte in gewohnt statischer Postur und punktet mit betörendem Tenor. Tara Erraught, ehemals Mitglied des Bayerischen Opernstudios und Ensembles, ist eine feine unterwürfige verführte Novizin. Ihre ehrenhafte Beharrlichkeit schmückt das Duett der beiden Rivalinen. Roberto Tagliavini fügt sich mit edlem Bass als Oroveso ein. Mit stimmlicher Wärme füllt er seine väterliche Milde aus und gibt seiner Güte Glanz.

Gianluca Capuano ist Chefdirigent an der Oper Monte Carlo und arbeitet in den letzten Jahren intensiv mit Cecilia Bartoli zusammen. Alte Musik und Belcanto prägen seine Laufbahn. Als solcher Spezialist leitet er das Bayerische Staatsorchester mit Schwung und feinen Tempi. Sehr nuanciert setzt er das Volumen an, bleibt sehr präsent aber wird nicht zu laut. Mitunter steckt die Dynamik von Sonya Yoncheva den Graben an.

Jürgen Roses Bühnenbilder sind zeitlos ästetisch, geben Raum für die Protagonisten inklusive des gut vorbereiteten Chores. Ein Treppe führt vom Opferplatz in das Heim Normas, im Untergrund liegend. Ein hell erleuchtendes Dreieck auf dem Kopf setzt visuelle Akzente auf der sonst zumeist dunklen Bühne. Eine Tür unterhalb der Treppe führt in das Versteck der beiden Söhne.

Wenig lenkt die Aufmerksamkeit ab, das Publikum zeigt sich in den Bann der Handlung gezogen. Großer Beifall und Begeisterung am Ende im restlos ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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