Berauschende Naturgewalten im Innsbrucker Congresshaus

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Tiroler Symphonieorechester Innsbruck 3. Symphoniekonzert 21.1.2022

Berauschende Naturgewalten im Innsbrucker Congresshaus

Geboostet, getestet, maskiert, die Anforderungen, Kultur zu erleben werden immer höher und das Publikum muss sich organisieren, um sich dem Genuss hingeben zu können. Und den gab es beim dritten Symphoniekonzert des Tiroler Symphonieorchester Innsbruck reichlich. Umso erfreulicher, dass das Publikum so zahlreich erschienen ist.

Kerem Hasan ist nun seit September 2019 Chefdirigent und es zeigt sich, dass Orchester und er zusammengefunden haben, ja zusammengewachsen sind. Naturgewalten ist das Konzert vielversprechend tituliert.

Am Beginn steht Ludwig van Beethovens Symphonie Nr 6 F Dur op 68. Die Pastorale ist für viele Musikliebhaber der Inbegriff der anmutigen Naturstimmung. Geradezu biedermeierlich unaufdringlich bewegen wir uns in luftig heller Landschaft, ausgelassen zufrieden und glücklich den Stimmungen lauschend. Mit Ludwig van Beethovens Symphonie Nr 4 erorberte Kerem Hasan 2017 den Nestle Young Conductors Award in Salzburg, der den Grundstein seiner Karriere legte. Ich durfte diesem Konzert beiwohnen und für alle Anwesenden war dies damals eine Offenbarung, wie man den Wiener Klassiker erleben kann. So ergeht es wiederum am gestrigen Abend. Verblüffend ist die Einfachheit, die Direktheit und Ehrlichkeit, die in dieser präzisest ausgearbeiteten Interpretation liegt. Crescendi und descrescendi werden zart eingesetzt, Pausen laden zum Verweilen, Auftanken ein. Wohltuend ist die Lautstärke gewählt, im Tempo bleibt er ruhig und ohne Hetze. Die vielen Details treten prägnant  in Erscheinung. Das Bächlein plätschert, die Vogel zwitschern und die Hirten sind in ehrwürdiger Stimmung. So ausgefeilt zelebriert wird das Werk zur großen Symphonie am Einstieg zur Romantik.

Überwiegt im ersten Teil die Natur kommt die Gewalt nach der Pause. Igor Strawinsky schuf sein Werk für das Ballett Russes von Sergej Diagilew. Dieses revolutionierte das Tanztheater und der Komponist zementierte in dieser Zusammenarbeit seinen Weltruhm. Kerem Hasan führt das gross besetzte Orchester wieder besonnen und ruhig aber mit markiger Führung durch dieses von Rhythmik getriebene Werke. Wieder entstehen in dieser farbigen detaillierten Darstellung lebendige Bilder durch das perfekt aufspielende Orchester. Beeindruckend die Leistung der Solisten und die Diktion im Zusammenspiel. Das ekstatische Ende steht als Huldigung im Raum. 

Großer begeisterter Applaus als würdige Anerkennung. Gelöst bedankt sich Kerem Hasan beim Orchester und lässt viele Musiker ihren Applaus vom Publikum persönlich entgegennehmen. So untermauert er auch die Dimension des Werkes. 

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