Brillante Höhen Javier Camarena begeistert in Wien

Xl_la_fille_du_regiment_133029_archibald_camarena_alvarez__002_ © Michael Pöhn

Die Handlung ist schlicht, die literarische Vorlage nicht bekannt, aber der schwungvollen Musik und der Romantik verdankt die Oper ihre Beliebtheit. Ehrlich- und Bodenständigkeit des Militär siegt über Falschheit und Gier des Adels enthält aber auch eine sozialpolitische Botschaft. La fille du Regiment ist während Gaetano Donizettis Parisaufenthalt als Opera comique in französischer Sprache entstanden und 1840 in Paris uraufgeführt worden. Berühmt berüchtigt ist sie für die akrobatische Arie des Helden Tonio mit neun hohen Cs, die als Bravourstück für Tenöre gilt.

So war das Publikum auch an diesem Abend gespannt. Javier Camarena wird im Programmheft für „seinen noblen Ton, die brillanten Höhen und makellosen Koloraturen und seine authentische Darstellung gepriesen.“ Stimmlich konnte er dieses Versprechen einlösen. Die Arie gelang meisterhaft. Das Publikum geriet aus dem Häuschen und erklatschte sich eine Wiederholung. Darstellerisch besteht noch Verbesserungspotential. Ungeschickt und steif mit wenig Bühnenpräsenz wirkt er im Spiel wenig überzeugend. Hier zeigt sich die Stärke von Jane Archibald als Marie. Ihrem Sopran fehlt die Leichtigkeit und Frische für die Rolle eines jungen Mädchens. Zuviel Dramatik und auch Druck liegt auf den Höhen und Koloraturen. Kammersänger Carlos Alvarez ist ein sicherer und routinierter Sulpice. So auch Donna Ellen, eine der verbliebenen Ensemblemitglieder in der neuen Intendanz, die als Marquise von Berkenfield spröde aber in feiner französischer Diktion sehr hoheitlich erscheint.

 

Der Auftritt der Herzogin von Crakentorp wird oft genug zur Showeinlage von Opernhäusern genutzt. In Washington trat auch die gerade verstorbenen US Supreme Court Richterin Ruth Bader Ginsburg in dieser Rolle auf der Bühne auf.So weit ging der Einfall des Besetzungsbüros der Wiener Staatsoper nicht. Der fiel auf Maria Happel, eine gefeierte Schauspielerin. Ihr Auftritt wird zum Fremdkörper in der sonst sehr vergnüglichen Aufführung. Mit der technisch verstärkten Darbietung des berühmten Liedes von Edith Piaf Milord rieß der Faden der Handlung. Auch im Spiel fügte sie sich nicht wirklich in die intelligente und durchaus witzige Inszenierung von Laurent Pelly ein, erhielt aber vom Publikum viel Beifall.

 

Evelino Pido ist am Pult ein ausgesprochener Spezialist des italienischen Faches und versteht es die feinen Details der Partitur herauszuarbeiten, militärisch zackig in würziger Parodie so wie feierlich getragen. Nie verlieren die Wiener Philharmoniker den Schwung und steuern zur Einlage von Maria Happel auch einen Schuß Big Band Klang dazu.

 

Viel Applaus im deutlich reduziertem und trotzdem nicht ausverkauften Besucherkreis.

 

 

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