Britischer Humor in spanischer Untermalung – L´heure espagnole als Opernfilm von Grange Park Opera

Xl_lheure © Grange Park Opera

Britischer Humor in spanischer Untermalung – L´heure espagnole als Opernfilm von Grange Park Opera

Rund und bunt geht es zu im Laden des Uhrmachers Torquemada in Toledo. Der ist gerade auf dem Weg außer Haus, die Uhren im Rathaus aufzuziehen, während seine Gattin wie gewohnt ihre Liebhaber in dieser, ihrer freien Stunde empfängt. Nur diesmal ist noch ein Kunde im Geschäft, der mit seiner Kraft, seinem Witz und Willen die Aufmerksamkeit der liebestollen Gattin auf sich zieht. Geschickt sperrt sie ihre beiden Liebhaber, die unerwartet nacheinander erscheinen in zwei Uhren ein. Torquemada kehrt zurück, findet überrascht die beiden Liebhaber in Uhren und seine Frau mit einem fremden Mann. Aber er hegt keinen Verdacht und das Ränkespiel geht gut aus.

Grange Park Opera, eine privat finanzierte, feine kleine englische Operncompagnie bietet jetzt in Zeiten der Pandemie, eine gelungene unterhaltsame Opernfilmversion dieses Einakters von Maurice Ravel. Stephen Medcalf hat die Regie übernommen. Der geräumige Fine Antique Clocks Laden befindet sich in der eleganten Kensington Church Street in London. Die Wohnung ist geschmackvoll großzügig im ersten Stock des Hauses. Die in den Uhrenkästen eingesperrten Liebhaber singen hinter den transparenten Zifferblättern. Alles läuft sehr diszipliniert englisch ab. Alle fünf Beteiligten stimmen das finale Quintett an und erscheinen in Porträt gleichzeitig am Bildschirm. Am Ende schleppen die beiden Liebhaber ihre erstandenen Uhren nach Hause und der Uhrmacher freut sich über das Geschäft. Der Kameramann Daniel Zafer versteht es geschickt die Perspektiven in den eingeschränkten als auch eingegrenzten Räumlichkeiten visuell zu inszenieren. Großaufnahmen der Sänger vermeiden ausgeprägte Gesangseindrücke und halten die Handlung in Fluß.

Maurice Ravel titulierte sein Werk eine „musikalische Komödie“, die Uraufführung fand 1911 in Paris statt. Nahe der spanischen Grenze geboren, hatte der französische Komponist immer ein Naheverhältnis zur Musik des Nachbarlandes. Der Bolero oder die Rhapsodie espagnole sind berühmte Werke von ihm, die diese Vorliebe ausdrücken. Auch in diesem Werk sind die Anklänge in Rhythmus, Harmonie und Melodien klar erkennbar. Mit wenigen Beteiligten setzt Grange Park Opera diese musikalische Komödie in Szene. Gestaltet wird die musikalische Interpretation von der Klavierbegleitung, Blech und Schlagzeug. Am Dirigentpult sowie am Klavier führt Chris Hopkins die Musiker. Der kleine Klangkörper und insbesondere der ausgeprägte Klang des Klaviers und die Transparenz passt zu der filmischen Interpretation.

Jeffrey Lloyd Roberts ist ein geschmeidiger Tenor und zeichnet Torquemada, als weichen Kern in rauher Schale. Gekonnt agiert er den Parlando Gesang in fein geschliffenen Tönen. Catherine Backhouse ist eine selbstbewußte laszive Ehefrau Concepcion. Bieder in der Erscheinung läßt sie im Gesang ihre lustvollen Phantasien bis hin zu einer dramatischen Note in allen Lagen durchschimmern.Gonzalve ist der Schöngeist bei den Liebhabern und so klingt auch der Tenor von Elgan Llyr Thomas. Dagegen steht ein nüchterner Bass von Ashley Riches als Don Inigo Gomez. Dieser zweite Liebhaber ist ein markantes Gegenteil zu Gonzalve und birgt in der Handlung seinen Reiz. Originell wirkt Ross Ramgobin in der Rolle des Ramiro. Mit einem Finger stemmt der Sänger von kleinem Wuchs die schwere Standuhr samt Liebhaber im Versteck und schmettert lächend die Töne. Sein Bariton zeigt Timbre und Flexibilität im Gesang.

Eine unterhaltsame Stunde ist diese originelle ideenreich und gut gestaltete Umsetzung, die dieses selten gespielte Werk in Erinnerung bringt. Zum Nachschauen im Internet unter www.grangeparkopera.co.uk

Dr.Helmut Pitsch

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