Cabare Pierrot - spannende eindrucksvolle musikalische Begegnungen in Valencia

Xl_51173df2-86f7-4328-b912-be3a08116f7d © Miguel Lorenzo y Mikel Ponce

Zemlinsky/ Schönberg Cabare Lunaire Les Arts Valencia 15.2.2025

Cabare Pierrot - spannende eindrucksvolle musikalische Begegnungen in Valencia

Alexander von Zemlinsky und Arnold Schönberg verbanden nicht nur familiäre Beziehungen, Schönberg heiratete Zemlinskys Schwester Mathilde, sondern auch musikalische. Arnold Schönberg, der aus ärmlichen Verhältnissen im heutigen Ungarn stammte, musste zuerst als Bankangestellter mit für die Familie sorgen. Erst mit über 40 Jahren widmete er sich einer musikalischen Laufbahn und Alexander von Zemlinsky unterstützte ihn als Lehrer und Förderer.

So ist es ein passender Gedanke des Regisseur Tomas Munoz zwei selten gespielte Werke der Beiden zu einem interessanten abendfüllenden Programm auch szenisch zusammen zu führen. Zemlinsky schrieb sein Minodram „Ein Lichtstrahl“ 1916 als Parodie auf die Wiener Gesellschaft. In seiner einfachen musikalischen Gestaltung nur mit Klavierbegleitung, die musikhistorisch wenig ausgearbeitet ist, gilt das Werk auch als Vorläufer des musikalisch untermalten Stummfilms. Diesen Gedanken greift der spanische Regisseur auf und lässt die Handlung als Stummfilm im Ambiente eines Variete Theaters der 20iger Jahre des letzten Jahrhunderts ablaufen.

Zum Teil sitzt das Publikum an Cafetischen im Orchestergraben mit Tischstehlampen, die Cafehausathmosphäre setzt sich auf der Bühne mit zwei Tischen fort. Zwei Kellner schwirren herum, die sich dann zu den beiden Charaktern „Er“ und „der Andere“ der Handlung entwickeln. Die dritte Person „Sie“ erscheint im Vorspiel als Alma Schindler, später Mahler, die als Zemlinskys Schülerin mit ihm ein Verhältnis einging. Verführerisch nimmt sie neben dem Pianisten auf der Bühne Platz, das Liebespaar darstellend und die eigentliche Handlung von „Ein Lichtstrahl“ beginnt.

Als Stummfilm sehen wir die Auseinandersetzung von Er und Sie. Er klagt Sie des Ehebruchs an. Es klingelt und der Andere erscheint. Sofort entsteht der Verdacht in Er, der Andere sei der Rivale. Als Schneider, der Mass nimmt, wird der Verdacht überspielt und Er geht ab. Im folgenden Liebesspiel kehrt Er zurück, der Andere wird im Kleiderschrank versteckt. Als das Licht ausfällt, entdeckt Er den Lichtstrahl im Schrank und findet den Anderen. Es folgt die Aufforderung zum Duell.

Während des geringen Umbaus für das kleine Orchester erläutert einer der beiden Schauspieler den geschichtlichen Hintergrund der Verbindung der beiden Komponisten sowie den Aufbau des folgenden Werkes Pierrot Lunaire von Zemlinskys Schwager Arnold Schönberg.

Eigentlich ist das Melodram „Dreimal sieben Gedichte von Albert Giraud“ tituliert ,aber das Werk für Sprechstimme und Kammerensemble ist unter dem Titel Pierrot Lunaire bekannt. Noch hat sich Schönberg 1912 nicht der seriellen Musik zugewandt, seine musiktheoretischen Gedanken und praktische Ausdehnung der Klangwelt ist in diesem Werk konkret hörbar. Das Werk spaltete bei der Aufführung das Publikum mit seinen modernen Ansätzen.

Weiter in der Theaterstimmung der 20iger Jahre tritt nun die Sängerin Sonia de Munck als Pierrot auf und beginnt wortdeutlich gut nuanciert den Vortrag in deutsch. Umrahmt ist sie von den Musikern, allesamt Mitglieder des Orchesters der Communitat de Valencia, - Klavier, Violine, Viola, Cello, Flöte und Klarinette - unter der umsichtigen Leitung von Pablo Rus Broseta. Die musikalische Begleitung ist atonal mit starker emotionaler Prägung. Auch mit wenig Harmonie ist der Eindruck eingängig und packend. Es herrscht eine getragene Tristesse in den Bewegungen, ein metaphysischer Charakter schwebt in der Musik. Sonia de Munck gelingt ein prägnanter, intim vor sich hin sinnierender Vortrag in feinen Abstufungen. Sie nimmt das Publikum im voll besetzten Raum mit auf ihre Gedanken. Es herrscht gespannte Ruhe im Raum. Am Ende große Begeisterung.

Dr. Helmut Pitsch

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