Camarata Salzburg und Fazil Say erlocken Wiener Klassik viel Stimmung in Erl

Xl_bacea14f-66ff-4475-a8ea-2c9a06430e36 © Cornelia Hoschek

Camarata Salzburg Tiroler Festspiele Erl 13.7.2023

Camarata Salzburg und Fazil Say erlocken Wiener Klassik viel Stimmung in Erl

Vor nunmehr über 60 Jahren, 1952, gründete der Musikwissenschaftler Bernhard Paumgartner die Camarata Salzburg aus Lehrern und Studenten des Mozarteums Salzburg. Das Schaffen Mozarts stand zu Beginn im Mittelpunkt. Rasch etablierte sich das Orchester als bedeutender Klangkörper für die Werke der Wiener Klassik und darüber hinaus. Seit 2016 musiziert die Camarata unter der künstlerischen Leitung ihrer Konzertmeister und in Zusammenarbeit mit Gastdirigenten. In Erl treten sie unter Führung von Gregory Ahss an. Der Geiger ist seit 2012 deren Konzertmeister, aber auch als Solist feierte er international Erfolge.

Der Abend wird mit Ludwig van Beethoven Overtüre zu Coriolan op. 62 c-moll eröffnet. Die Vertonung zu Heinrich von Collins Trauerspiel schildert das Schicksal des gleichnamigen römischen Feldherrn, der sich aus Rache mit den Feinden Roms verbindet und nur durch seine Mutter aufgehalten werden konnte und am Ende Selbstmord begeht. Beethoven beschreibt in gewohnt dramatischer Steigerung den Kampf, die Zerrissenheit und die Entwicklung der inneren Auseinandersetzung. Aus Piani heraus greift Ayss zu einem forschen Tempo und erzeugt mit scharfen Forti und Lautstärkenwechsel eine durchdringende Wirkung.

Mit Fazil Say als Solisten folgt eine gefühlvolle mitunter pathetische aber ausdrucksstarke Interpretation des Klavierkonzerts Nr. 3 c-moll op. 37 wiederum von Ludwig van Beethoven. Der türkische Pianist als auch anerkannte Komponist zaubert in den Tasten eine wahrhaft vielschichtige nahezu impressionistische Klangwelt. Mit seinen unaufhaltsamen Ritardandi und auch Wechsel der Tempi fordert er die begleitenden Musiker, die aber gekonnt nicht den Tritt verlieren. Es scheint, dass jede Faser seines Körpers Zeichen setzen möchte. Seine Mimik spiegelt selbiges wieder. Seine Kadenz am Ende des ersten Satzes dokumentiert sein kompositorisches Können, welches er mit der ersten Zugabe dann richtig präsentiert. Black Earth op 8 heißt dieses Werk. Mit der rechten Hand dämpft und zuoft er die Saiten, ein elegische Introduktion fühlt sich wie eine Morgendämmerung an, der dann ein umtriebiger Tag folgt bevor wir am Ende wieder eine abklinde Dämmerstunde erleben. Der brilliante Pianist ist wiederum in der zweiten Zugabe mit einem Opus von Wolfgang Amadeus Mozart zu erleben.

Nach der Pause gehört die Bühne des Festspielhauses wieder den Musikern der Camarata Salzburg, die mit einer unglaublich lebendigen Darbietung von Joseph Haydn Sinfonie Nr. 104 D-Dur, Hob. I 104 glänzen. In harmonischer Dynamik wird das letzte Werk des großen Vertreters der Wiener Klassik mit viel Spielfreude, nuanciert und farbenreich dargeboten. Im Aufbau ist die Sinfonie noch in Sonatenform geschaffen aber mit Variationen und einem tänzerischen turbulenten Menuett angereichert.

Große Zustimmung und stehende Ovationen für die Künstler im vollen Haus

Dr. Helmut Pitsch

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