Carmen in München - Kühl ohne Zündung, stimmungsvoll bebildert

Xl_0e3c0f3d-11bd-47c4-b41d-8ee92e026134 © Geoffrey Schied

Georges Bizet Carmen Bayerische Staatsoper 12.3.2025

Kühl ohne Zündung, stimmungsvoll bebildert - Carmen in München

Stimmungsvolle Bühnenbilder und Kostüme von Enrico Job prägen bis heute die 1992 entstandene Produktion des Publikumlieblings, der Oper Carmen am Münchner Opernhaus. Lina Wertmüller führte Regie. Viel von der Personenführung scheint nicht übrig geblieben, vieles wirkt starr und unkoordiniert. Die Bühnenbilder zeigen im Hintergrund verschiedene Originalbauwerke Sevillas, gemalt im gelb bis orangen Himmel warm ausgeleuchtet, sowie Phantasie - Gebirgslandschaften. Auf breiter Schräge marschieren laufend Chor und Darsteller aus dem Hintergrund kommend auf.

Für die aktuelle Wiederaufnahme hat das Haus internationale Stars eingeladen. Clementine Margaine in der Titelrolle kann mit ihrem leblosen zurückhaltendem Spiel ohne jegliche Erotik nicht überzeugen. Stimmlich gefällt ihr dunkler Mezzosopran, der kraftvoll über mehrere Oktaven geführt wird, in der Farbe bleibt er einseitig. Piotr Beczala begeistert als ehrlicher einfacher Don Jose, der von seinen Gefühlen für die aufreizende Zigeunerin überrannt wird, Ruf und Ehre dabei verliert. Gut führt er die Melodien sicher in allen Lagen, warm ist sein Tenor gebettet, wenn auch mit wenig Schmelz. Rosa Feola überzeugt als feine, großmütige zurückhaltende Michaela mit hellem vollen Mezzo mühelos in allen Lagen.

Wenig Feuer entfacht der Escamillo von Jerome Boutillier, dessen Stimme zu wenig Fülle und Farbe hat, mitunter kaum vernehmbar ist. Mit Yosif Slavov als Doncarlo, Dafydd Jones als Remendado, Seonwoo Lee als Frasquita und Xenia Puskarz Thomas sind die Zigeunernebenrollen gut besetzt. Stab und Hände von Alexandre Bloch am Pult ragen zumeist in breiter Gestik aus dem Orchestergraben hervor. Stets bemüht allen Unterstützung zu geben birgt es die Gefahr das Zusammenspiel und den harmonischen Gesamtklang zu verlieren. Ouvertüre und Zwischenspiele reißen mit schwungvollem Tempo und kräftigen spanischen Klängen mit. Die Sänger sind gefordert und werden immer wieder zugedeckt. Es entwickelt sich zuwenig Spannung, die Dramatik baut sich auf und verliert wieder. Der Chor, gut vorbereitet, findet im dritten Bild den Anschluss nicht, und klingt verhalten aus dem Dunklen.

Großer Beifall für alle Mitwirkenden im ausverkauften Haus

Dr. Helmut Pitsch

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