Rock me Amadeus Ronacher Wien 22.10.2024
Das Falco Musical - Eine Hommage und Psychodrama an einen ganz Großen in Wien
Seit Längerem läuft im Ronacher, einem ehrwürdigem Theaterbau der legendären Architekten Helmer und Fellner das Falco Musical Rock Me Amadeus. Die Eigenproduktion der Vereinigten Bühnen Wiens, einer Gesellschaft der Stadt Wien, ist einem der größten Künstler der Neuzeit und Sohn der Stadt Wien als Hommage gewidmet. Die Handlung des Musicals erzählt detailliert die Lebensgeschichte und beleuchtet auch die Schattenseiten des Starruhms und setzt in Akzenten ein Psychogram, um dem Abend auch dramatische Spitzen zu geben.
Hans Hölzel wurde 1957 im 5. Gemeindebezirk der Stadt geboren. Früh regt sich der Karrierewunsch ein Star zu werden. In Underground Clubs und Bands sammelt er erste Erfahrungen und wird von Agenten entdeckt. Der Künstlername Falco wird vom Schispringerzirkus oft Falken genannt abgeleitet. Schnell entwickelt sich ein internationaler Erfolg, ein deutscher Agent und die holländischen Brüder Bolland als Komponisten werden als Team geschnürt. Der Welterfolg Rock me Amadeus entsteht und Welttourneen folgen. Seine lebenslange enge Beziehung zu seiner Mutter, die vom Vater verlassen ihr Leben dem Wohl des Sohnes widmet wie auch seine einzige längere Beziehung zu Isabella Vitkovic finden breiten Raum. Über die Schöpfung einer weiteren Person, des Alter Ego wird die innere Zerrissenheit zwischen Karriere und einfachem Familienwunsch geschickt dramatisiert, seine Drogen- und Alkoholsucht wird thematisiert.
Sein tragischer früher Tod in einem Autounfall in seiner selbst gewählten neuen Heimat der Dominikanischen Republik mit weltweitem Medienecho und seine feierliche Beisetzung in Anwesenheit 100.000er stehen am Beginn und Ende des Abends. Dazwischen wird das Leben lebendig und rasch fließend in einzelnen Szenen rückblendend erzählt. Kleine offene Baukästen werden als Handlungsorte auf die leere Bühne geschoben, ein paar silberne Würfel dienen als Requisiten. Glitzerkostüme lassen Glamour aufkommen. Die Musik setzt sich aus verschiedenen Hits des Österreichers zusammen, der mit über 70 Millionen verkauften Tonträgern weltweit die Charts anführte. Als erster deutschsingender Rapper ging er in die Musikgeschichte ein. Dazu wurden lyrische und melodramatische Nummers komponiert, mit elektronischer Verstärkung werden die Nummern eindringlich und raumfüllend. Die Choreografie und Personenregie ist mitreißend und spannungsgeladen.
Das junge Ensemble tanzt und singt mit fühlbarer Freude und begeistert das Publikum. Das Orchester der Vereinigten Bühne Wien liefert unter der Leitung von Herbert Pichler den Sound aus dem Off. Moritz Mauser gelingt ein berührender Titelheld Hans, der dessen Seelenschmerz vermittelt. Als Bühnenstar gelingt ihm eine hölzerne Kopie. Im Alter Ego dominiert Mark van Beelen als teuflischer Geist wie schon Mephisto überzeugend seinen Hans. Wie eine Krake übt er auch gestisch seine Macht über dessen Willen aus. Seine Mutter Maria wirkt bei Bettina Schurek altbacken nahezu höfisch. Katharina Gorgi verleiht der Lebensgefährtin Isabella, die Falco auch in Las Vegas sehr spontan ehelichte, viel Emotionen und realitätsnahen Charakter. Die Freunde und Lebensbegleiter Horst und Markus sind mit Andreas Lichtenberger und Peter Kratochvil gut besetzt.
Im Ronacher herrscht über drei Stunden gebannte Athmosphäre, großes Musicaltheater erfüllt den Raum und am Ende gibt es gefühlvolle stehende Ovationen. Ein gutes Stück Broadway in Wien.
Dr. Helmut Pitsch
23. Oktober 2024 | Drucken
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