Das Leben ist ein Wunschkonzert München 23.2.2022
Unter diesem Motto begeben sich neun junge Opernsängerinnen auf einen Streifzug durch bekannte und weniger bekannte Opernliteratur. Szenisch wird das musikalische Potpourri durch eine Regie von Kristina Wuss in einen interessanten nicht immer gleich erkennbaren Kontext gestellt. Gesucht und ausgearbeitet wird die Parallelität der Opernheldinnen mit in Vergessenheit geratenen Münchnerinnen. Fündig wurde sie in deren Lebenswerk, Leben, Geisteshaltung oder Schicksal. Ergänzt wird diese Szenencollage durch ein unterhaltendes Sammelsurium von Requisiten und Kostümen. Ausgestopfte Tiere folgen angestaubt das Geschehen im großen Saal des Gesangsvereins München.
Ein Jagdhornbläser in lederner Tracht ruft zur Ruhe im Saal. Ein Ausschnitt aus Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart mit den drei Damen und der Königin der Nacht eröffnet den Abend. Rasch landen wir im Rosenkavalier von Richard Strauss. Der sitzt selbst, dargestellt durch Horst Kalchschmid am Rande der Bühne und folgt wie eine Jury den Darbietungen. Fliessend sind die Übergänge, kurzweilig die Einfälle und mit der Spielfreude der Darsteller gut umgesetzt. Grosse Oper dominiert, In Arien und Duette wechseln die Sänger und Sängerinnen und zeigen ihr Können, Wandlungsfähigkeit und die Flexibilität ihrer Stimmen.
Dazwischen werden Immer wieder Texte von Thomas Sprekelsen gelesen, die den speziellen Bezug zu den in Erinnerung gerufenen Münchnerinnen wie die Kabarettistin Erika Mann, die Königin Isabeau, die Malerinund Dichterin Franziska v. Reventlow oder die Hofschauspielerin Klara Ziegler.
Begleitet werden die Künstlerinnen am Klavier von Katja Sarkisova und Gernot Schwickert. Grossen Anteil am so erfolgreichen Gelingen des Abends hat der musikalische Leiter Andreas Pascal Heinzmann, der mit Feingefühl grosser achtsamer Präsenz und Können die Sängerinnen führt, Einsätze anzeigt und den Spannungsbogen sowie das Tempo hält. Die jungen Sängerinnen auf den Spuren durch die Klassik haben zum Teil schon an verschiedenen Theatern gesungen und als Endemblemitglieder gewirkt.
Elif Aytekin zeigt als Fiordiligi, Marguerite oder 1. Dame Spielfreude und Temperament, stimmlich ist ihr Sopran farblich einseitig aber klar und hell bis in den Spitzentönen. Luzie Franke wandelt von der Königin der Nacht zur Sophie in Rosenkavalier und Werther. Ihr Stimmumfang und Beweglichkeit ist beeindruckend. Die US Amerikanerin Heather Green verblüfft mit der Kraft und Macht ihrer dunklen Stimme. Ihre Elektra kann Angst einflössen, ihre Minnie steht ihren Mann. Die Textverständlichkeit kann noch werden. Carolina Krogius zeigt die Breite ihres Repertoires und schauspielerisches Können als Octavian, Charlotte, und 2. Dame. Die grossgewachsene Anna-Luise Oppelt wirkt bestechend als Waltrautei in einem Ausschnitt aus der Götterdämmerung von Richard Wagner.. Mit Verve und Zielstrebigkeit mahnt sie die Schwester und findet den Kontakt zum Publikum. Ihre Charlotte und 3. Dame gelingen ebenso. Liudmila Shikhova ist eine pfiffig witzige Juliska aus Maske in Blau und ein lebendiges Schneeflöckchen. Aditi Smeets friert und flirtet als eine lebendige Mimi. Saki Tsuji hat einen sauberen leichten Sopran, nur bleibt ihre Manon und Valencienne unverständlich. Ute Ziemer wagt eine philosophierende Marschallin, wirkt aber zu früh in dieser Rolle. Als Mariza ist sie authentisch.
Als Gäste wurden männliche Gesangskollegen für verschiedene Szenen eingeladen. So gefällt Roberto Ortiz als verständnisvoller Rudolfo, Jeffrey Hartman darf mit seiner US Amerikanischen Kollegin ein Stück Wilden Westen gestalten, in Ledermontur und Revolver. Hibiki Tsuji liebt als Tamino und Camille mit dünner Höhe. Dafür kann Andreas Hörl als Ochs von Lerchenau Stimmgewalt demonstrieren.
Ein gelungener amüsanter Abend musikalisch auf hohem Niveau mit der Begegnung einiger junger Stimmen, denen man viel Glück und Erfolg für die weitere Karriere wünscht. Das Publikum ist aufmerksam und erfreut mitgegangen und spendet viel Beifall.
Dr. Helmut Pitsch
27. Februar 2022 | Drucken
Kommentare