Das Mozarteum feiert das neue Foyer mit zündenden lateinamerikanischen Rhythmen

Xl_mozart_fest_orquesta-iberacademy-medellin_c_wolfgang-lienbacher_324 © Wolfgang Lienbacher

Solisten des Orchesters Iberacademy Medellin - Mozart + Fest Stiftung Mozarteum Salzburg 21.10.22

Das Mozarteum feiert das neue Foyer mit zündenden lateinamerikanischen Rhythmen

MEHR RAUM FÜR MOZART bietet nun die Neugestaltung des Foyers zwischen Konzerthaus und Schulgebäude des traditionsreichen Hauses der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg. Modern, schlicht, offen, luftig, hell und elegant verbindet der Glas-Stahlkörper die beiden historischen Gebäudeteile. In sechs Jahren Planungs- und Bauzeit wurde der Trakt nach Plänen des im vorangehenden Wettbewerbs siegreichen Archtektenduo Flöckner/ Schnöll errichtet. Mit Baukosten von rund € 11 Millionen wurden so nunmehr mit zusätzlichen 370qm ausreichend Platz für die Pausenräume und Künstlergarderoben, sowie auch barrierefreie Zugänge zu den Veranstaltungsräumen geschaffen. Grund genug den Abschluß dieses Großprojekt freudig mit einem mehrtägigen Fest und zahlreichen Kulturveranstaltungen und Konzerten zu feiern.

Im Rahmen der Feierlichkeiten gibt es auch die Möglichkeit das Orquesta Iberacademy Medellin kennenzulernen. Der Klangkörper entstand auf Initiative von Alejandro Posada, der auch das Konzert dirigiert. Die Iberacademy ist eine nonprofit Organisation, die sich ähnlich veneuelanischen Projekt El Sistema der klassischen Musikausbildung der Jugend in Lateinamerika verschrieben hat. So bekommen Jugendliche aus verschiedenen Schichten in Kolumbien eine frühe Förderung und Unterstützung beim Instrumentenerwerb und in der Ausbildung.

Ihr Können und insbesondere die Freude am Musizieren zeigen nun die Solisten des Orquestra mit einem erlesenen erfrischenden Programm der Divertimenti KV 137 – 139 von Wolfgang Amadeus Mozart sowie fetzigen lateinamerikanischen Rhythmen, die das Publikum wahrlich aus den Sitzen reißen.

Die Divertimenti D-Dur Kv 136, B-Dur KV 137 sowie F-Dur KV 138 entstanden 1772. Der 16jährige Komponist zeigt in diesen Werken bereits seine symphonische Könnerschaft. In kleiner Instrumentalbesetzung schafft er mit diesen als „Vergnügungstücke“ zu übersetzenden dreisätzigen Kompositionen für Streicher ob ihrer klanglichen Frische und Freiheit eine hitverdächtige Zwischenstation, begehrt bei vielen Kammerorchestern und Quartetten. Schwungvoll in sehr anspruchsvollem Tempo nehmen die jungen Musiker auf dem Podium stehend die melodischen Motive auf. Das erhöht die Anforderungen an klarem und transparentem Spiel, ohne einen gehetzten Eindruck zu erwecken. Sehr aufmerksam ist der Blickkontakt der Musiker untereinander zu erkennen. Zu wenig nutzt Alejandro Posada die langsameren Passagen, um Volumen und Weite im Klang zu erarbeiten und stutzt so die Finesse der Kompositionen, zeigt aber indes die hohe Kunst der Instrumentenbeherrschung der Musiker.

Im folgenden „Ein musikalischer Spaß“ für 2 Violinen, Viola, Bass und 2 Hörner KV 522 wächst das Kammerorchester auf 20 Mitglieder. Die musikalische Posse ist ein tänzerisches Stück zwischen symphonischen Werk und Wiener Kaffeehausmusik, wo auch mal „scheinbar“ falsch und schlecht gespielt werden. Die harmonischen Spielereien finden immer wieder zu reizvollen Auflösungen zurück. Auch hier bleiben die jungen Künstler im Ausdruck sicher und selbstbewusst.

Im finalen Programmpunkt gibt es dann für sie kein Halten mehr. Mit überspringender Freude und Musikalität bringen sie in Ritmos Colombianos die musikalische Vielfalt und Prägung ihres Landes und Kontinents zum Strahlen. Zu karibischen Samba oder Rumba Rhythmen schwingen sich die Körper und ab und auch die Instrumente und bringen den Orchesterklang zu beben. Da steckt Herzblut und Stolz dahinter. Aus einem Erbgut aus afrikanischer, indigener und spanischer Kultur entstanden prägen nun diese Rhythmen ihre Identität. Das europäische Publikum wird um Mitklatschen animiert, der disziplinierte auf Stille und Zurückhaltung gepolte Konzertmodus entkoppelt.

Viel Beifall und Begeisterung im Saal entlockt noch eine flammende Zugabe im Saal voller Feierlaune.

Dr. Helmut Pitsch

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