Der neue Ring in Stuttgart dämmert einem wenig erlösendem und schillerndem Ende zu

Xl_100423_stutt_goetterdae_hpo0394__002_ © Matthias Baus

Richard Wagner Götterdämmerung Staats Oper Stuttgart 10.4.2023

Der neue Ring in Stuttgart dämmert einem wenig erlösendem und schillerndem Ende zu

Nach drei Abenden, die vielfältig variantenreich und von Satire bis Parabel ein breites Spektrum szenischer Phantasie abdeckten, ist die Erwartungshaltung vor dem letzten 'erlösenden' Abend, der Götterdämmerung des Ring Zyklus in Stuttgart groß. Wie bereits in den vorangehenden Besprechungen zum *Der Ring des NIbelungen* ausgeführt ist diese Neugestaltung des Monumentalwerkes von Richard Wagner durch jeweils unterschiedliche Regie-Teams geprägt.

Für die Götterdämmerung wurde Marco Stormann beauftragt, der an verschiedenen Häusern bereits Open des deutschen und italienischen Faches inszeniert hat. Sein Regiekonzept ist über den Abend hin weg schwer erkennbar. Der einzige stringente Faden sind große romantische Gemäldeschinken, die in der Eingangsszene der Nornen als plakative Schicksalserzählungen für die Gestältung des weiteren Verlauf des Abends aus einer Versandkiste herausgezogen werden  So wandern diese mit den Protagonisten über den Walkürenfelsen nach Gibichungen und am Ende werden sie von Brünnhilde als symbolische Erlösung zugedeckt. Dazu bringt Demian Wohler viel Gerümpel auf die Bühne .Der Walkürenfelsen erinnert an Asterix und eine Dolmen Höhle, die Vorgänge im Palast Gunthers an den Sturm des Kapitols, Vielleicht ist auch der auffällige Blondschopf Hagen als Drahtzieher Donald Trump nachgebildet. (Kostüme Sara Schwartz).

Die Rheintöchter tragen identische Kostüme wie die Nornen und spielen mit Spiegeln kokett mit Siegfried, der als unreifer Dummkopf wie ein Trottel unpassend überzeichnet wird. Dürftig sind diie brennenden Scheiter und von oben herabschwebend erschlägt eine knorrige Weltesche Hagen im Schlussbild. KInder klettern mit Taschenlampen über das Gehölz und finden in einem Rinnsal von Rhein den verfluchten Ring, dieser ist dann gleich mehrfach für jeden einen im Wasser. Kurz gefasst erzeugt diese bildliche Darstellung neben optischer Opulenz wenig Dramatik  und logische Entwicklung, die auch in der Personenregie nicht nachgeholt wird.

Die Hoffnung auf einen musikalischen Ausgleich können die Sänger an diesem letzten Abend nur begrenzt erfüllen. Christiane Libor als Brünnhilde zeigt deutliche Defizite und presst hoch dramatisch die hohen Töne heraus. Daniel Kirch ist ein sicherer Siegfried der die Partie wenig kultiviert singt und am Ende sich müht die Höhe zu erreichen. Hagen meistert ordentlich Patrich Zielke. Als eInen weiterer Regieeinfall singt er auch die Rolle des Albericht, der im Traum zu ihm spricht. Hier zeigt er Wandlungsfähigkeit. Shigeo Ishino ist ein kräftig artikulierender Gunther, äußerlich ein Zwillingsbruder Siegfried in der Regie. Esther Dierkes wächst am Abend in die Rolle hinein. Erfreulich nuanciert und verständlich sowohl die Nornen und Rheintöchter. Stine Marie Fischer, als einzige jeden Abend auf der Bühne, überzeugt als kämpferische hoffende Waltraute.

Cornelius Meister scheint aus dem Graben heraus in der Dramatik unterstützen zu wollen und lässt sein Orchester laut manchmal zu laut und voluminös hervordringen. Wiederum gelingt ihm aber eine spannende, klar und stringente orchestrale Bildsprache mit schönem schmeichelndem romantischen Ausdruck.

Mit viel Begeisterung und hohe Anerkennung bedankt sich das Publikum bei allen Beteiligten und nimmt  für diesmal Abschied von neuen Gesamtzyklus.

Dr. Helmut Pitsch

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