Richard Strauss Der Rosenkavalier Wiener Staatsoper am 17.4.2022
Mächtige Töne in einer zeitlos ansprechenden Inszenierung, der Rosenkavalier an der Wiener Staatsoper
Nunmehr 392 mal wurde die beim Publikum beliebte Inszenierung von Otto Schenk des Rosenkavalier von Richard Strauss mit den prächtigen realistischen Bühnenbildern von Rudolf Heinrich an der Wiener Staatsoper zur Aufführung gebracht. Die Rokoko -Pracht wird subtil in die Handlung eingefügt. Philosophisch gesellschaftskritisch ist das Libretto von Hugo von Hofmannsthal über die Liebe, das Leben, die Vergänglichkeit und menschlichen Begehrlichkeiten, nicht nur in Wien.
Die Feldmarshallin liebt heimlich den Jüngling Octavian, der für den klammen Baron Ochs um die Hand von Sophie, der Tochter des reichen Bürgers Faninal wirbt. Es kommt wie es kommen muss. Sophie und Octavian verlieben sich und verhindern durch eine peinliche Posse die Heirat mit Baron Ochs. Die Geschichte kleidet Richard Strauss in eine genialen Vereinigung von Text, Raum und Schauspiel zu großer herausfordender Oper.
Philippe Jordan, der neue Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper führt am Pult des Sstaatsopernorchsters alle Protagonisten zusammen. Sehr präsent stellt er das Orchester mit forschem Tempo in den Mittelpunkt. Mit zu hoher Dezibelzahl deckt er die Sänger weitgehend zu und beschallt die Zuhörer. Weniger wäre deutlich mehr gewesen. In der hohen Drehzahl gehen musikalische Details der Partitur unter und auch die Sänger sind gefordert. Im letzten Akt tritt Ruhe ein, so wird das Finale anmutig stimmungsvoll.
Jung und frisch ist der Sopran von Maria Bengtsson, auch sicher in den Höhen aber im Volumen zu klein insbesondere an diesem Abend. Es strömt zuwenig Format in diese Rolle, die Herrschaftlichkeit tritt auch im Spiel nicht in Erscheinung. Davon möchte Günther Groissböck als unflätiger Baron Ochs fast zu viel geben. Aber es gelingt ihm mit seiner mächtigen Stimme verständlich zu beeindrucken und mit seinem lebendigen Spiel dem Abend Leben zu geben.
Christina Bock passt äußerlich bestens in die Hosenrolle des Octavian. Grossgewachsen schlank und anmutig unbeholfen im Auftritt besingt sie nuanciert ihre geheime Liebe zur Feldmarschallin, überricht ehrenvoll die Rose, um in lyrischer Anmut und Liebe zu verfallen. Etwas spröde schlüpft sie in die Rolle der Mariandl, der Wiener Dialekt geht der aus Thüringen stammenden Sängerin nicht so leicht von der Hand.
Selbstbewusst erfrischend neugierig ist Louise Alder als Sophie. Diese Sophie will etwas erleben und raus aus ihrem Stadtpalais aber nicht um jeden Preis. Glöckchen hell und frei ihre Höhen, die der Komponist auch fordert. Selig und samten gelingt das Liebesduett zum Finale.
Adrian Eröd ist wiederum ein sicherer Faninal. Stimmlich zeigt er Fassetten und ist in der Darstellung glaubwürdig.
Josh Lovell darf als Sänger im ersten Akt italienischen Opernzauber versprühen, die Ausbeute fällt etwas mager aus.
Viel Applaus im ausverkauften Haus, der schon vor dem fallenden Vorhang aufkeimt. Es fühlt sich gut an, wir kehren langsam zu einer Normalität zurück.
19. April 2022 | Drucken
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