Gaetano Donizetti Don Pasquale Teatro Donizetti Bergamo 22.11.2024
Don Pasquale gelassen und solide in Bergamo
Don Pasquale gilt als letzte opera buffa. Die dreizehn Nummern der Oper sind durchkomponiert. Das Spätwerk von Gaetano Donizetti entsteht am Beginn der Romantik und beinhaltet auch Elemente der französischen Opera comique. Die Uraufführung im Theatre- Italien in Paris war ein voller Erfolg und die Geschichte vom geizigen, kauzigen Mann, der durch die List der Geliebten seines Neffen und Erben eines Besseren belehrt wird erspielte sich zügig einen festen Platz in den Spielplänen aller Opernhäuser.
Seine Heimatstadt feiert den beliebten Komponisten des Belcanto seit 10 Jahren mit einem eigenen Donizetti Festival rund um seinen Geburtstag am 29.11 1797. Dabei wird versucht, das umfangreiche Werk auch mit dem Unbekannten zur Aufführung zu bringen. Ca 70 Opern hat der mit 51 jahren verstorbene hinterlassen, dazu Kammermusik, Lieder und sakrale Werke. Aus einfachsten Verhältnissen stieg er zum international gesuchten und beschäftigten Komponisten auf.
Amelie Niermayer ist die Regisseurin der in Coproduktion mit der Oper Dijon entstandenen Inszenierung von Don Pasquale, der Donizettis Pariser Schaffensperioden krönte. Modern und bunt bis ausgeflippt sind die Bühne und Kostüme von Maria-Alice Bahra gestaltet. Ein Flachdachbau mit Bar und Pool dreht sich auf der Bühne und gibt den Blick auf die Rückseite mit Müllcontainer und einem roten R5 frei. Mit Glitzerslipper sitzt Roberto da Candia als Don Pasquale am Pool, kümmert sich engagiert um seine Pflanzen . Elegant gedresst wirkt er nicht senil und überzeichnet auch nicht im Spiel den kauzigen Lüstling. Stimmlich solide verleiht er seinen Seelenzuständen differenzierte Farben. Schwungvoll heizt Giulia Mazzola mit ihrem frischen unbekümmerten Spiel den Abend auf. Mit natürlicher Komik und Humor zeigt das junge Mitglied der Bottega Donizetti, dem lokalen Opernstudio, ihr vielversprechendes Talent. Souverän schlüpft sie in die auffallenden Roben, von gold bis Glitzerpaillettten und Plüsch und lässt ihren klangvollen und reinen Sopran erklingen. Dieser ist höhensicher, perlt locker und sehr variabel in Volumen und Färbung. Javier Camarena ist bereits ein erfolgreicher lyrischer Tenor. Sein Ernesto überzeugt mit vollen ausgeschmückten Melodiebögen, leicht in die Höhe geführt und nuanciert. Im Spiel wirkt er hölzern, da wäre mehr Temperament hilfreich. Mit Dario Sogos als Dottor Malatesta liefert ein weiteres Mitglied des Opernstudios eine gelungene lebendige Rollendarstellung und ausgereifte sängerische Interpretation.
Der Mexikaner Ivan Lopez Reynoso begleitet die Sänger auf der Bühne mit Wohlverhalten und sicheren Tempi. Am Pult des Orchestra Donizetti Opera führt er etwas uninspiriert mit klarer Linie.
Viel Beifall und Jubel im nahezu ausverkauften Haus. Zahlreiche internationale Besucher und Gruppen dokumentieren die Anziehungskraft des Festivals.
Dr. Helmut Pitsch
25. November 2024 | Drucken
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