Dramatik und Spannung in erfrischenden Don Giovanni in Ravenna

Xl_2396f818-174f-4f28-825f-39944e8d3511 © Zani-Casadio

Wolfgang Amadeus Mozart Don Giovanni Teatro Dante Aligheri Ravenna

Dramatik und Spannung in erfrischenden Don Giovanni in Ravenna

Nach der erfolgreichen Premiere des ersten Abends der diesjährigen Herbstfestspiiele mit Wolfgang Amadeus Mozarts Le Nozze di Figaro setzt das Teatro Aligheri seinen neuen Da Ponte Zyklus in Ravenna mit Don Giovanni fort. Geschickt und logisch umgesetzt bildet der Regisseur Ivan Alexandre eine erzählerische Klammer zwischen den drei Opern des Zyklus. Der jugendliche Draufgänger Cherubino aus Le Nozze di Figaro mutiert zum herzlosen Frauenhelden Don Giovanni.

Das Bühnenkonzept wird unverändert fortgesetzt. Ein hölzerner Aufbau mit Vorhängen wird zur Bühne auf der Bühne. Wiederum stehen kleine Schminktische am Bühnenrand. Eine Schiebetür ermöglicht unter dem Bühnenaufbau zu verschwinden. Diesmal dominieren schwarze Vorhänge mit weißen Malereien, um Szenenbilder zu gestalten. Der sterbende Commendatore reißt gleich einen solchen herunter und wickelt sich anschaulich ein. In der mystischen Szene kehrt er spannend als Todesbringer mit Helfern in Priesterkuten zurück. Rund um die Bühne wird zum Mahl gedeckt. Wenige Requisiten tauchen auf. Eine große Kiste vor dem Aufbau wird immer wieder mit benutzt.

Die historischen Kostüme sind einfach gestaltet. Witzig listet Leporello in seiner Registerarie die Liebschaften auf seinem Körper geschrieben auf. Überhaupt tritt der Diener mit hohem Spielanteil und ständigem Aus- und Anziehen nahezu exhibitionistisch in den Vordergrund.

Am Pult steht am zweiten Festspielabend Erina Yashima. Die junge Deutsche mit koreanischen Wurzeln hat bereits viele internationale Orchester dirigiert. Zur Zeit ist sie erste Kapellmeisterin an der Komischen Oper Berlin. Sie hat einen frischen ernsthaften Zugang zu dem Genie Mozart. Transparent kammermusikalisch baut sie die Stimmen auf. Nuancenreich fächert sie Volumen und Lautstärke . Intensiv hält sie Verbindung zur Bühne und gibt den Sängern klare Zeichen zur Interpretation. Es wird sehr lebendig musiziert, Dramatik wird spürbar. Das Ende des selbstherrlichen Helden wird zum Schauerspiel, der Schlussgesang holt die heile Welt positiv und fröhlich zurück.

Das Sängerensemble bringt manches Wiedersehen vom Vorabend. Omnipräsent wirkt als Leporello der Kanadier Robert Gleadow. Unerschrocken wirbelt der grossgewachsene Bariton herum, seine langen Haare spielen im Wind. Er ist kein unterwürfiger Diener sondern ein folgsamer Tausendsassa mit stimmlichen Defiziten in Kraft und Volumen. Der Don Giovanni von Christian Federici hat hier eine Aufgabe neben einem solchen Diener zu bestehen. Aber mit schönem Gesang und lockerem Spiel gelingt es. Seine weiblichen Eroberungen stehen fest zusammen und auf dem Boden. Iulia Maria Dan gestaltet eine selbstbewusste starke aber zurückhaltende Donna Anna mit strengem schwarzen Trauerkleid. Arianna Venditelli ist eine streitbare unbeugsame Donna Elvira mit männlichen Ambitionen im Kostüm. Mit kräftiger nuancenreicher Stimme kann sie dramatisch kämpfen und lyrisch Ihre gefühlvolle Ergebenheit artikulieren. Chiara Skerath wirkt mädchenhaft unverfälscht als Zerlina mit pubertären Zügen. Stimmlich intoniert sie sicher mit wenig Farbe. Die versprüht Callum Thorpe üppig mit seinem vollem dunken Bass als Commendatore und Masetto Seine tiefe lauten Rufe nach Don Giovanni aus der Königsloge durchdringen den Zuschauerraum und lassen Gänsehaut Effekte spüren. Don Ottavio zeichnen lyrische grosse Melodiebögen von Julien Henric aus.

Wieder grosse Begeisterung im Publikum mit herzlichem lauten Applaus bei wiedervausverkauftem Haus.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading