Ein bunter Strauß von Melodien als digitales Abschlusskonzert der auf Stream reduzierten Tiroler Festspielkonzerte
Auch die Tiroler Festspiele waren gezwungen, die für Ostern angesetzten Konzerte und Opernaufführungen abzusagen. Neben der am Karfreitag gesendeten Matthäuspassion wurde auch das geplante Abschlusskonzert als reduziertes Programm vom österreichischen Rundfunk aus dem leeren Tiroler Festspielhaus übertragen.
Wiederum in der Sendereihe „wir spielen für Österreich“ überzeugte das Orchester der Tiroler Festspiele unter der Leitung von Francesco Lanzillotta mit einer Auswahl von Liedern des italienischen Komponisten Francesco Paolo Tosti, der dieses Jahr seinen 175. Geburtstag feiert und der symphonischen Dichtung Scheherazade von Nikolai Rimski Korsakow.
Begonnen wurde mit dem weniger bekannten Intermezzo aus dem dritten Akt der Oper „L´amico Fritz“ von Pietro Mascagni. Eigentlich wäre die gesamte Oper als Höhepunkt der Osterfestspiele in Erl auf dem Programm gestanden. So wird nun mit diesem Ausschnitt dem Publikum ein Vorgeschmack für die Sommerfestspiele präsentiert. Zu diesem Termin soll die Premiere der Neuinszenierung nachgeholt werden.
L´amico Fritz ist die zweite Oper des italienischen Komponisten und entstand kurz nach seiner Erfolgsoper, dem Einakter Cavalleria Rusticana. In drei Akten wird die Geschichte von Fritz und Suzel erzählt, die den überzeugten Junggesellen durch ihre reine Liebe für sich gewinnen kann. Trotz vieler eingängiger Melodien konnte das Werk keinen festen Platz im Repertoire der Opernhäuser erobern. Das nun präsentierte Intermezzo wirkt schlicht, ist durchzogen von einer munteren Melodielinie, die in farbigen Harmonien ausgearbeitet wird. Das Werk ist noch geprägt von einer romantischen Bildsprache.
Der Tenor Carlos Cardenas eröffnet den Zyklus folkloristischer Lieder des diesjährigen Jubilars Francesco Paolo Tosti. Er bereicherte mit seinen Kompositionen die neapolitanische Volksmusik. Viele seiner Lieder werden immer wieder gesungen, sein Schöpfer ist dabei oft unbekannt. Die leichte Melancholie, die vermeintlich einfache Melodie, schwungvolle Rhythmuswechsel machen seine volkstümlichen Lieder zu wahren Herausforderungen, denen sich große Interpreten immer wieder stellen. Der Spanier hat einen weichen, leicht dunkel timbrierten Tenor, der sich in der Höhe öffnet und punkten kann. Es fehlt in diesem Konzert ohne Publikum die Interaktion mit dem Zuhörern, der mitreißende Effekt dieser leichten und doch so berührenden Melodien, der auffordernde Applaus nach mehr. Gespenstisch lautlos tritt der Sänger ab und die Sopranistin
Majca Bitenc setzt die Darbietung der Lieder fort. Ihre künstlerische Heimat ist die Opernbühne. Nur schwer läßt sie sich auf die lockere Italianita der Lieder ein, dramatisch intensiv baut sie ihre Interpretation auf. Ihre Stimme hat Volumen. Sie versteht es in den Höhen metallene Schwere zu entnehmen, aber sie bleibt zu wenig lyrisch liedhaft.
Nach der Pause zeigt Francesco Lanzillotta seine Qualitäten in der Führung des Orchesters, welches kein fester ständiger Klängkörper ist, sondern für die jeweils anstehenden Festspielsaisonen zusammengesetzt wird. Viele Musiker wirken bereits seit mehreren Jahren bei den Festspielen mit und die Vertrautheit im Zusammenspiel ist fühlbar. Lyrisch episch mit viel Schwung erzählt er mit dem Orchester die Geschichten aus tausend und einer Nacht. Rimski Korsakow gestaltet mit viel orientalischem Flair die packende Handlung um Scheherazade, der Gemahlin des gefürchteten Sultans, die durch ihre Erzählungen den Herrscher besänftigen und ihr Leben retten kann. Vergleichbar inspiriert spielen die Musiker hingebungsvoll, das immer wieder kehrende Motiv der Erzählerin im Violinsolo verweilt im Raum während in vier Sätzen aufregende und aufwühlende Geschichten von Liebespaaren und Abenteurern musikalisch gezeichnet wird. Mit Begeisterung, feurig und Verve folgen die Musiker ihrem Dirigenten, der phantasievoll den Klangkörper zusammensetzt. Eine überzeugende und mitreissende Reise in die Welt des Orient gelingt.
Das Konzert ist in der ORF Mediathek weitehin verfügbar.
Dr, Helmut Pitsch
06. April 2021 | Drucken
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