Richard Strauss Der Rosenkavalier Teatro alla Scala 29.10.2024
Ein Rosenkavalier, der das Publikum Blumen auf die Bühne der Scala als Dank regnen lässt
Mit großer Symbolkraft wird Maestro Kirill Petrenko von den Mailänder Opernaficianados am Ende der Aufführungsserie von Richard Strauss „Der Rosenkavalier“ geehrt. Ein Tulpenregen von der Galerie als besonderes Dankeschön für einen wunderbar „duftenden“ Opernabend findet nur für Außerordentliches statt.
Es ist einer dieser seltenen Opernabende, wo alles stimmt und der Opernliebhaber beseelt und nur glücklich nach Hause geht. Petrenko schafft einen fein austarierten im Detail klaren, im Tempo und Volumen beseelten Orchesterklang. Mit klaren und intensiven Zeichen fordert er die Musiker zur Höchstform heraus. Selten hört man das Mailänder Opernorchester so konzentriert und sicher Aufspielen. Die Harmonie mit den Sängern, die Verschmelzung der verschiedenen Solisten mit der Bühne ist spürbar.
Auf der Bühne erfreut ein bestens ausgewähltes Ensemble der Spitzenklasse. Auch wenn Krassimira Stoyanova wie im Libretto keine Mitte dreissig ist gelingt ihr eine reife Feldmarschallin mit Esprit und Erotik. Eine grande Dame mit Stil. Ihr Sopran ist fassettenreich, farblich abgedunkelt. So erklingen die herausfordernden Höhen sicher und vollmundig, ohne metallen zu wirken. Berührend ehrlich und überzeugend philosophiert sie über Alter und Zeit. Mit Würde gibt sie ihren Geliebten frei ohne das Gesicht zu verlieren. Octavian ist bei Kate Lindsey in den besten Händen. Sie zeigt souverän einen stürmischen aber auch gefühlvollen jungen Herrn der guten Gesellschaft. Genauso souverän schlüpft sie in die Rolle des einfachen dümmlichen Zimmermädchens. Egal in welcher Verkleidung, Lindsey weiss die Rolle auszufüllen. Dazu nutzt sie ihren flexiblen herrlich breiten Mezzosopran. Günther Groissböck spielt wieder mächtig auf als Ochs von Lerchenau. Mitunter überdreht und im Spiel derb, aber stimmlich weiss er mehr als zu überzeugen. Da sitzen Ton und Aussprache. Sabine Devieilhe ist eine anmutige Sophie mit herrlicher jugendlich frischer Gesangskunst. Dazu verkörpert sie eine brave aufgeweckte Tochter mit kräftigem eigenem Willen. Michael Kraus kann als ihr Vater wenige Situationen lösen, bleibt unbeholfen gutgläubig. Gerhard Siegel als Valzacchi und Tanja Ariane Baumgartner als seine Begleiterin Annina erfüllen ihr Rollenbild mit Komik und Charme. Piero Pretti rundet das erstklassige Ensemble als Sänger ab.
Die Regie von Harry Kupfer mit großen ineinanderfliessenden Projektionen Wiener Stadtimpressionen ist auch nach 13 Jahren ansprechend, die Personenregie schlüssig und gut zusammengestellt. Die Kostüme von Yan Tax spiegeln die gute bürgerliche Gesellschaft samt Personal in gepflegtem Ambiente wieder.
Ein großer Abend der Blumen als Ausdruck des Dankes des Publikums zu recht regnen lässt.
Dr. Helmut Pitsch
01. November 2024 | Drucken
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