Zu Tränen bewegt der junge Schweizer wenn er mit seinem lyrisch samten eingebetteten Tenor sich innig in den Liederzyklus Les Nuits d‘été op 7 von Hector Berlioz einlässt. Gefühlvoll in hochromantischer Musik, Natur und Empfindungen zeichnend vertonte der Franzose in jungen Jahren diese Gedichte von Theophile Gautier.
Benjamin Bernheim zählt mittlerweile zu den Spitzenstars im Opernbetrieb und wird an allen Häusern eingeladen und gefeiert. Der lyrische Tenor verfügt über eine stimmliche Spannkraft, kultivierte Ausdruckskraft und frische strahlende Höhe. Als Liedsänger präsentiert er sich bei den Salzburger Festspielen mit einem anspruchsvollen Programm aus dem französischen und deutschen Fach.
Beide Sprachen beherrscht er in der Lautmalerei intonationssicher und wortverständlich. Sympathisch eröffnet er seinen Liederabend mit einem herzlichen ehrlichen Dank an die Salzburger Festspiele, die in Zeiten harter Auflagen kämpferisch sich gegen eine Absage gestemmt haben und so Künstlern und Musikbegeisterten doch noch würdige Festtage von höchster Qualität geschaffen haben.
Mit drei Liedern von Henri Duparc setzt er seine Liedreise nach den sublimen Klänger der Sommernächte fort. Im Geist der Romantik aufgewachsen und - von Cesar Franck - ausgebildet, zeigen seine Kompositionen schon die Anzeichen des Impressionismus. Eine Nervenkrankheit beendete früh seine Musiklaufbahn. Mit Literatur und Malerei verbrachte er weitere 45 Jahre zurückgezogen in der Schweiz. Mit "L’invitation au voyage" ladet Benjamin Bernheim das Publikum ein, diesen selbstkritischen Komponisten kennenzulernen, der viele seiner Schöpfungen vernichtete. In Phidylé setzt sich die innege Klangdichte fort.
Ähnlich versteht es der Bayer Richard Strauss anspruchsvolle Melodien und Harmonien volkstümlich zu verpacken und geradezu jovial zu erscheinen. So unverkennbar in seiner „Heimliche Aufforderung“ oder „Die Nacht“ zu hören. Transparent kammermusikalisch auch in der Klavierbegleitung erscheinen seine Lieder schon wie Opernszenen. Die kanadische Pianistin Carfrie Ann Matheson spielt unaufdringlich ihre Klavierbegleitung in eine nahezu gleichberechtigte Rolle. So zaubert Farben und vollmundige Harmonien, nimmt sich elegant zurück und lässt ihre Nachspiele im nichts zerfliessen.
Nochmals führt der Abend nach Frankreich. In Reynaldo Hahn „L’heure exqise“ ist klare Melodieführung mit expressivem Gefühlsausdruck verlangt. Der in Venezuela geborene Komponist deutscher Abstammung erreichte schon zu Lebzeiten grosse Anerkennung. In Charles Gounod „L’absent“ ist die Oper nicht weit. Francis Poulenc Voyage à Paris ist eine pfiffige schmidsige Huldigung an die Seine Metropole.
Dankbar nehmen die beiden Künstler den großen Beifall auf und bedanken sich mit einen Ausflug in die Oper. Die grosse Arie des Des Grieux aus Massenets Oper Manon lässt bei den Zuhörern weitere Freude aufkommen. In der nächsten Zugabe schmettert Benjamin Bernheim souverän und betörend einmal mehr die beliebte Operettenarie „Dein ist mein ganzes Herz“ und man kann es ihm glauben.
20. August 2020 | Drucken
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