Eine neue Zauberflöte begeistert mit kluger märchenhafter Regie in München

Xl_9c06174f-73b2-44e1-93ea-c1a21b397024 © Markus Tordik

Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte Gärtnerplatztheater München 21.1.2024

Eine neue Zauberflöte begeistert mit kluger märchenhafter Regie in München

Die Bühne ist leer, der Vorhang geöffnet ein beleuchteter Schriftzug an der hinteren Bühnenwand erinnert den Besucher was heute Abend gegeben wird. Die Zauberflöte, die letzte und mit beliebteste Oper des großen Salzburger Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Nach dem Libretto des Wiener Theaterdirektors Emmanuel Schikaneder komponierte er das Meisterwerk in wenigen Wochen in dessen Gartenhaus, mehr oder weniger eingeschlossen, um das Auftragswerk ja rasch zu schaffen. Am 30.September 1791 erlebte er die erfolgreiche Uraufführung, wenige Tage vor seinem viel zu frühem Ableben.

Weltweit erfreut sich diese Oper grösster Beliebtheit, das Gärtnerplatztheater in München stellt dies wieder mit einer Neuinszenierung durch seinen Intendanten Josef E. Köpplinger mit ausverkauften Vorstellungen unter Beweis. Geschickt gestaltet er einen unterhaltsamen Abend ohne Längen mit vielen klugen Einfällen und einem stringenten Ablauf. Effektvoll sind die Videos von Raphael Kurig und Meike Ebert, die wesentlicher Teil der Bühnengestaltung sind. Eingangs eröffnen sie den Blick in eine karge Felsenlandschaft und wechseln anschließend in eine Darstellung ägyptischer Tempel zumeist dem Verfall preisgegeben, eine Anspielung auf den Untergang Sarastros Reich? Dazu liefert Momme Hinrichs verschiebbare Bühnenelemente auf der Drehbühne des Hauses, die zumeist auf das Innenleben eines Palastes Bezug nehmen. Es ist lebendig, mitunter turbulent mit mit großem Chor und Statisten. Alfred Mayerhofer hat ebenso viele Ideen für die Kostüme, Tamino ist ein Youngster mit blauem Hoodie, Sneakers und Bomberjacke, Pamino ist züchtig im stengen dunkelblauen Kleid, die Königin der Nacht im dunklen Glitzerkleid mit leuchtendem Strahlenkranz. Sarastro und seine Priester in weißen bodenlangen Mänteln, Monostatos im dunklen engen Anzug. Seine wilden Schergen in langen Lederkleidern mit Nieten und langen Haaren wirken furchteinflössend. Die drei Jungen begleiten die Helden in bunten Sweaters und kurzen Hosen und wirken von Harry Potter beeinflusst. Papageno ist casual, zum Glück einmal nicht im Federkleid.

Nicht wirklich nachvollziehbar ist der Regiegag eines jugendlichen Doppelgängers Taminos, der ständig das Bühnengeschehen verfolgt und aktiv mitspielt. Stimmungsvoll leuchtet die Lichtregie von Köpplinger und Kai Luczak das Geschehen aus. Der Abend vermittelt eine moderne Märchenwelt, in der sich die Protagonisten sehr gut zurecht finden. Das junge Sängerensemble ist gut ausgewählt und bietet auch schauspielerisch einiges. Lucian Krasznec, Ensemblemitglied, ist ein sicherer etwas zu dramatischer Tenor, der sehr auf seine Wortdeutlichkeit achtet und mit seinem weichem Timbre gefällt. Seine geliebte Pamina wird durch Sophie Mitterhuber sehr gut als brave ehrenhafte Tochter mit reiner klarer Sopranstimme verkörpert. Ihre Mutter, die Königin der Nacht wird von Andreja Zidaric streitbar und herrschaftlich ausgeführt, ihre Koloraturen sitzen und die Spitzentöne intoniert sie sehr sauber. Mit Rene Pape konnte ein Bass der ersten Garde als Sarastro verpflichtet werden, der bis in die Tiefe ein edler Herrscher ist, wenn auch die gewohnte Fülle seiner Stimme zu wenig durchkommt. Den Publikumsliebling Papageno gibt Daniel Gutmann viel Herz und Lockerheit. Sängerisch sind seine Auftritte mit die Höhepunkte des Abends. Seine Papagena wirkt mit Annina Wachter da etwas farblos. Viel Freude bereitet das Duett der beiden, zu dem Kinder in Eier gesteckt über die Bühne flitzen. Caspar Krieger ist ein präsenter Monostatos.

Der Chor und Extrachor des Staatstheaters am Gärtnerplatz ist bestens einstudiert und füllt stattlich Bühne und mitunter das ganze Haus. Die drei Knaben, Henri Oidtmann, Raphael Pallawiks und Patrick Florescu, wirken in ihrer Ausführung sympathisch jugendlich. Die drei Damen sind mit Maria Celeng, Sophie Rennert und Ann Katrin Naddu gut aus dem Ensemble besetzt.

Michael Balke führt mit Umsicht und viel Gespür vom Pult im Graben. Seine musikalische Interpretation ist von einem leichten lebendigen Stil geprägt, der die Finessen der Partitur strahlen lässt.

Großer lang anhaltender Jubel vom erfreulich jungen Publikum. Diese Inszenierung hat Potenzial eine Kultaufführung und Publikumsrenner zu werden.

Dr. Helmut Pitsch

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