Giacomo Puccini Madama Butterfly Immling Festival 8.7.2022
Einspringer Evan Alex Christ am Pult glänzt in Immling
Mitten ins Herz lautet das Motto des diesjährigen Festival Immling im Chiemgau. Umgeben von der lieblichen Hügellandschaft Oberbayerns mit Blick in die Alpen bietet Gut Immling eine aussergewöhnliche Verbindung von Kultur und Natur. Mittlerweile ist das Gelände mit verschiedenen gastronomischen Angeboten in Zelten und Stadln sowie Kulturzelt ergänzt.
Die Reithalle ist zum Opernhaus umgestaltet. Verführte Frauen, standhafte Heldinnen herrschen dieses Jahr in Immling. Neben Neuinszenierungen von La Traviata und Norma steht eine Wiederaufnahme von Giacomo Puccinis Madame Butterfly aus dem Vorjahr auf dem Programm. Die Tragedia giapponese fusst auf einer einaktigen Tragödie von David Belasco die den Komponisten spontan zur Vertonung animierte. Die Uraufführung 1904 an der Mailänder Scala endete im Fiasko, erst eine Überarbeitung führte zum Siegeszug des Werkes. Heute zählt die leidvolle Geschichte der 15 jährigen Japanerin Cio Cio San, die sich naiv und ehrlich in den amerikanischen Soldaten Pinkerton verliebt, diesen heiratet und von ihm verlassen wird, zu den beliebtesten Opern. Nach drei Jahren kehrt er mit Ehefrau zurück und verlangt den gemeinsamen Sohn. Von der Familie verstoßen und in der Gesellschaft geächtet bleibt ihr nur der ehrenhafte Selbstmord.
Der Gründer und Leiter der Festspiele Ludwig Baumann, führt selbst Regie und gestaltete das Bühnenbild. Im Mittelpunkt steht erhöht ein kleines typisches japanisches Holzhaus mit Schiebetüren und Pagodendach. Die Bühnenrrückwand ist mit japanischen Landschaften bemalt und mit Projektionen gestaltet, die mitunter von Eindrücken der Freiheitsstatue und New Yorks überstrahlt werden. Die Kostüme von Greti Kautzsch sind typisch japanisch und farbenreich geprägt.
Der gut vorbereitete Chor nimmt zahlreich teil, marschiert auch zwischen den Zuschauerreihen. Viel Dramatik im Spiel der jungen Geisha Cio Cio San zeigt Yana Kleyn, die sich schnell zur selbstbewussten femininen Frau entwickelt. Stimmlich kann sie mit ihrem Vibrato als mit zu metallenem Klang die Lyrik und Romantik ihrer Rolle nicht ausleben. Den unbekümmerten ohne kulturellen Feingefühl agierenden Pinkerton mimt hölzern mit zuviel Abstand Jenish Ysmanov. Gesanglich öffnet sein frischer Tenor Wärme und veristische Geladenheit bis in die hohen Register. Als Suzuki präsentiert sich Irina Maltseva als wehrhafte fürsorgliche Dienerin. Ihr Mezzo zeigt feine Farben und Flexibilität. Der Sharpless von Jiri Rajnis ist ausdrucksstark und schön gesungen.
Wesentlich zum Erfolg des Abends trägt Evan Alexis Christ am Pult des Immlinger Festspielorchesters bei. Kurzfristig eingesprungen hat er schnell Zugang zu dem Klangkörper gefunden, der nur für die Festspiele zusammen kommt. Souverän und durchsetzungsstark führt und animiert er die Musiker sowie Sänger. Er hält die Spannung, achtet auf das Zusammenspiel, auch mit der Bühne und weiß die Klangfülle und auch moderne Expressivität Puccinis auszufüllen.
Viel Beifall im gut verkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
16. Juli 2022 | Drucken
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