Eröffnung der Tiroler Festspiele - Hohe musikalische Qualität mit ernsten Worten gepaart

Xl_1efb7b20-7d5c-44b8-9e76-b44649d90f64 © David Assinger Tiroler Festspiele

Eröffnung Tiroler Festspiele Festspielhaus Erl 4.7.2024

Eröffnung der Tiroler Festspiele Hohe musikalische Qualität mit ernsten Worten gepaart

Mit Blasmusikkapelle draußen und Pauken und Trompeten drinnen ließ Dr. Hans Peter Haselsteiner, der Präsident der Tiroler Festspiele, wiederum die Festspielgäste zur Eröffnung willkommen heißen. Danach richtete er in seiner Ansprache ernste und aufrüttelnde Worte zur wirtschaftlichen und geseschaftspolitischen Lage an das Publikum. Die Entwicklung des Wohlstandes und des demokratischen Gedanken stehen im Kern der Aussage und die verbindende Kraft der Kunst und insbesondere der Musik leiten zum ersten Werk des Eröffnungskonzertes über.

Der Amerikaner Samuel Barber (1910-1981) ist ein selten gespielter Komponist der Neuromantik. Das Adagio, der zweite Satz aus dem Streichquartett op 11, zählt zu seinen bekanntesten Werken. Seine hier gespielte Bearbeitung des Adagio für Streichorchester ist getragen von einer feierlichen Melancholie, die sich nahezu meditativ in der schwebenden Ausgestaltung der Melodien entwickelt und sich in einer wohligen Leere verliert. So passt der Duktus des Stückes gut zu den zuvor gehörten Worten.

Julia Jones ist die Dirigentin des Eröffnungskonzertes und sie führt das Orchester der Tiroler Festspiele mit klaren und wenigen Zeichen. Sie überträgt ihre Ruhe auf die Streicher, die so transparent und stimmig harmonisch ineinander im Klang verschmelzen. Einstmals wurde das Adagio zur traurigsten Musik von den Hörern des englischen Radiosenders BBC gewählt.

Schwermütig ist auch der Beginn des Folgenden, der sinfonischen Tondichtung von Jean Sibelius Finlandia. Daraus erhebt sich eine hoheitsvolle stolze Fanfare, die zu einer Revolution aufzurufen scheint. Das Opus wurde als Protest gegen die zaristische Zensur 1899 uraufgeführt und lässt klar diese Aussage spüren. Es steckt der mutige Kampf der Finnen wie auch der ersehnte Triumph in der Partitur, geschickt in den Harmonien eingearbeitet. Die Dirigentin und das Orchester bauen einen breiten Spannungsbogen auf, der nach vorne strebt und eine Dynamik erzeugt die sich wohlgefällig im Finale entladet.

Mikolaj Trabka ist der Solist der vier Orchesterlieder von Gustav Mahler aus dessen Volksliedsammlung " Des Knaben Wunderhorn". Mit seinem warmen Timbre und der tief liegenden Stimme fügt er sich gut in den schwermütigen Grundton der Kompositionen, die unterschiedliche Szenen oder Prägung haben. So kann er forsch und stramm im „Der Schildwache Nachtlied“ den militärlischen Charakter herausarbeiten, ländlich tänzerisch verspielt wirkt er in „Wer hat dies Liedlein erdacht“. Wiederum dunkel trist erklingt sein Bariton in „Revelge“ und mit Witz fassettenreich seine Eselslaute im „Lob des Verstandes“. Der junge Sänger meistert die Anforderungen der schwierigen Lieder sängerisch gut, im Ausdruck lässt er die fehlende Kenntnis der deutschen Sprache sowie deren stimmliche Intonation von Vokalen und Konsonanten spüren.

Nach der Pause steht wiederum eine Rarität auf dem Programm. Eigentlich sollte sein Lehrer Karl Friedrich Zelter Goethes Ballade „die erste Walpurgisnacht“ vertonen, aber der überliess es seinem begabten Schüler Felix Mendelssohn Bartholdy, der daraus eine mächtige, subtil monumentale  Chorkantate schuf. Charmant ist der kritische Bezug zu dem Hexen eingearbeitet, satirisch muten die Zauberformeln an und feurig spritzig löst sich der Spuk in Nichts auf.

Wieder überzeugen Julia Jones und das Orchester mit einer famosen lebendigen farbenreichen Interpretation. Der Chor der Tiroler Festspiele ist hervorragend vorbereitet und steht im Mittelpunkt mit seiner tragenden Rolle. Mannigfach zeigen sich feine Schattierungen, die Turbulenzen des Stückes sind spürbar, exakt die Einsätze und die einzelnen Gesangstimmen klingen einheitlich geführt.

Der Mezzosopran von Hanna Larissa Naujoks besitzt eine dramatische Färbung mit schwellenden Höhen und zeigt Ansätze eines leichten Vibrato. Brian Michael Moore kann mit seinem lyrischen leichten Tenor gut die Melodien führen und Manuel Webers satter Bass verfügt über sichere leuchtende Höhen.

Große Begeisterung im ausverkauften Haus, gespickt mit zahlreichen Ehrengästen.

Dr. Helmut Pitsch

 

 

 

| Drucken

Kommentare

Loading