The big Gatsby- der große Gatsby - Tanztheater Tiroler Landestheater 14.12.2022
Eruptives Tanztheater in Innsbruck
1925 erschien der Roman "The big Gatsby" von F. Scott Fitzgerald. Mit Verve und Lässigkeit beschreibt er die Konsumgesellschaft der Roaring Twenties an der amerikanischen Westküste. Jay Gatsby ist ein reicher Sonderling, der zu den Jungen und Schönen und deren ausgiebiger Feierlaune stößt und diese mit ausschweifenden Partys in seinem Haus anheizt. Paare finden sich, Gatsby trifft auf seine Jugendliebe und versucht diese aufzufrischen. Ein Unfall, Eifersucht und Intrige dringen ein und führen schlußendlich zur Ermordung Gatsbys. An dessen Grab findet sich nur ein Besucher. Zur Begeisterung des Publikums ist dies Enrique Gasa Valga, für die Choreografie und Inszenierung dieses schwungvollen Tanzabends verantwortlich.
Die begleitende Musik wird von einer Liveband mit viel Ausdruck und rhythmischem Gefühl sowie Improvisationskunst unter der Führung von Roberto Tubaru von einem Podest im Bühnenhintergrund geliefert. Golden glitzern hängende Vorhänge, kräftige Spots von der Decke vermitteln gehobene Partyathmosphäre. Jazz entwickelte sich zum Symbol der neuen Generation, die ihre Abkehr von den Traditionen ausgiebig feierte. Hetze und Jagd nach Lust steckt in der Handlung , die Valga ungemein gekonnt auch in körperlichem Ausdruck und wahrhaft elektrisierenden Tanzfiguren zur den klassischen Jazz Liverythmen verpackt. Partyleben findet auf der Tanzfläche statt, Klassischer Paartanz wird mit Ballettfiguren angereichert. Einige Soli vermögen die Einsamkeit der Einzelnen in der regen Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. Die Damen wirbeln in weißen Fransenkleider zeitgemäß, die Herren im Anzug, Smoking oder auch Frack. Kontraste finden auf den Straßen statt bzw einer Tankstelle, die die gesellschaftlichen Unterschiede zeigen.
Direkt folgen die Sequenzen aufeinander, nicht immer einfach lässt sich in der raschen Abfolge das Geschehen verfolgen. Gefühlvolle Erotik getanzt erlebt der Betrachter in einer reizvollen Szene in Gatsbys Schwimmbad, das aus dem Bühnenboden geöffnet wird. Unvermittelt wird aus einem koketten Geplantsche gelebte Liebe und Intimität. Nach der Pause wird es ruhiger, die Leidenschaft und Konflikte zwischen den einzelnen Paaren nehmen Raum ein. Die Tänzer und Tänzerinnen zeigen ihre Begeisterung für diese Choreografie in ihren strahlenden Gesichtern und enormen körperlichen Einsatz.
Michele Anastasi meistert meisterhaft als Jay Gatsby Tanz und Gesang. Smart und ins Dekadente gelingt seine Charakterzeichnung überzeugend. Seine Bewegungen sind elegant, eine Überheblichkeit versprühend. Ehrlich wirkt er im Pas de Deux mit Camila Danesi, die seine Jugendliebe Daisy zart und zerbrechlich erscheinen lässt. Pure Kraft und Leidenschaft sprüht im Pas de Deux Alice Amarotti als Myrtle, der Geliebten von Daisys Gatten und Ihrem Ehemann George, getanzt vom athletischen Gabriel Marseglia. Nick Carraway erzählt im Roman die Geschichte. Seine Rolle verkörpert Samuel Winkler, der sich mit einem artistischen Solo vor dem geschlossenen Vorhang zu Beginn vorstellt. Marco lo Presti besticht als ein geleckter gelangweilter Thomas Buchanan, seines Zeichens fremd gehender Ehemann Daisys.
Der Abend ist eine Eruption von mitreißendem Tanztheater, für Jazzfans ein Hörgenuss obendrauf. Gewohnt stürmische Begeisterung im ausverkauften Landesthester. Wieder einmal dokumentiert Enrique Gasa Valga sein Können. Die Latte liegt hoch für seine Nachfolgerinnen.
Dr. Helmut Pitsch
Copyright Birgit Gufler
16. Dezember 2022 | Drucken
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