Euryanthe grosse Romantik an der Wien

Xl_img_1381 © Monika Rittinghaus

Eine grosse deutsche durchkomponierte Oper wollte Carl Maria v Weber schaffen, ganz nach dem Vorbild von Werken in italienischer und französischer Sprache ohne Rezitative und Dialoge. Er beauftragte Helmina von Chezy, eine anerkannte Dichterin in Dresden, aber ohne bisherige Theatererfahrung für das Libretto. Als Vorlage wurde der französische mittelalterliche „Roman de la violette“ um den fiktiven Grafen Gerard von Nevers und seine Geliebte Euryanthe ausgewählt. Die mehrjährige nicht immer konfliktfreie Zusammenarbeit führte zur Uraufführung 1823 am Wiener Theater am Kärntnerhof, welche von den Kritikern sehr wohlwollend angenommen wurde. Auch die Aufführungen in deutschen Städten waren erfolgreich, trotzdem konnte sich dieses Werk nicht in den Spielplänen halten und geriet in Vergessenheit. Umso erfreulicher, dass dieses Werk nun am Ort seines ersten Erscheinens in musikalisch frischer und wohlüberlegter Interpretation wieder belebt wird.

Die Handlung entspricht romantischer Liebesgeschichten mit einem glücklichen Ende für die ehrlichen und edlen Helden. Hier das Liebespaar Adolar und Euryanthe, die gegenseitig auf ihre Treue und Liebe vertrauen und durch die Intrige von Lysiart und Eglantine auf eine schwere Probe gestellt werden. Die beiden Gegenspieler handeln aus den niedrigen Motiven der Eifersucht und Gier. Parallelen zu Freischütz aber auch zu Lohengrin sind klar erkennbar. Christof Loy setzt in seiner Regie das Werk ohne direkten Zeitbezug, die Kostüme der Helden und Ihrer Gegenspieler erinnern teilweise an das Biedermeier, König und Hofstaat an die sechziger Jahre. Das Bühnenbild von Johannes Leiacker zeigt einen langgezogenen klassischen weissen Raum, in dem ab und an ein Flügel und ein Bett stehen. Es ist die geschickte Personenführung, die der Handlung zu Dramatik und Lebendigkeit verhilft.

Die Gier und anfängliche Enttäuschung nahe an Verzweiflung, sowie der anschliessende Triumph von Lysiart wird zu einem der Höhepunkte durch das ausdrucksstarke Spiel und emotional betonten Grsang von Andrew Foster-Williams. Seine Nacktheit angesichts der Verweigerung Euryanthes ist an der Stelle in der Regie nicht schlüssig. Theresa Kronthaler gelingt es ebenso als seine Helferin Eglantine viel Ausdruck und Charakter in den dunklen, trockenen Mezzo zu legen. Von Freude über siegreichen Verrat bis zu schuldhaften Wahnsinn gelingt ihr Gift und Verrat zu streuen. Engelsgleich schraubt Jacquelyn Wagner die hohen Spitzentöne gen Himmel, beteuert Unschuld und beweint den Verlust ihres Geliebten mit Anmut und Wärme. Norman Reinhardt leuchtet als edler romantischer Held und treu liebender Adolar mit seinem hellen Tenor, der an mancher Spitze fehlende Sicherheit zeigt. Stefan Cerny wirkt seriös und stattlich mit seinem satten Bass in grosser schlanker Gestalt als Klnig Ludwig VI. Wieder sorgt der Arnold Schönberg Chor für eine glanzvolle Leistung und verleiht dem Hofstaat rund um die Helden eine tragende Rolle. Constantin Trinks schöpft am Pult des ORF Radio Symphonie Orchester die Potentiale dieser ehrgeizigen und gelungenen Komposition Carl Maria von Webers voll aus. Die Ouvertüre ist aus dem Konzertprogramm bekannt und beschreibt in vollen Farben, was da kommen mag. Dabei setzt er auf klare Tempi mit schlichten Klangaufbau. Die Sänger begleitet er mit Feingefühl und Rücksicht. Das Publikum folgt mit Begeisterung und belohnt am Ende mit langanhaltenden Applaus. Ein paar Missfallenstöne für das Regieteam werden kräftig übertönt.

Dr. Helmut Pitsch

Copyright Monika Rittinghaus

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