Exquisite Gesangskultur charismatisch verpackt - Bernheim in Wien

Xl_solistenkonzert_benjaminbernheim_foto_ashleytaylor_010__002_ © Ashley Taylor / Wiener Staatsoper

Liederabend Benjamin Bernheim Wiener Staatsoper 10.4.2024

Exquisite Gesangskultur charismatisch verpackt - Bernheim in Wien

Er zählt zu den großen Tenören und feiert Erfolge an allen großen Opernhäusern. Der Franzose Benjamin Bernheim widmet sich auch mit großer Könnerschaft dem Liedgesang und präsentiert in der Wiener Staatsoper seinen lyrischen weichen Tenor fassettenreich in seiner Farbigkeit und umfangreichem Stimmvolumen. Seine Liederabende sind zumeist dem französischen Repertoire gewidmet und ermöglichen so den deutschsprachigen Publikum zahlreiche neue Entdeckungen, reich garniert aufgeboten.

Mit Charles Gounod "L‘absent" steht ein stimmungsvolles getragenes Lied, das im Ausdruck höchste Anforderungen stellt. Bernheim ist sehr konzentriert bei der Sache, gleich in die richtige Stimmung versetzt, Melancholie breitet sich aus. Schwer wiegt auch das folgende balladenhafte Lied „L‘heure exquise“ von Reynaldo Hahn. Wiederum dominiert Schwermut, wiederum intoniert der junge Sänger klar und sicher, arbeitet gefühlsbetonte Schwingungen heraus, bleibt leicht in der Melodieführung. Nochmals bleibt es elegisch ruhig und gedämpft bei Ernest Chaussons zwei Zyklen „La fleur des eaux“ und „La mort de l‘amour“. Ruhig und getragen, sicher und weich ausgesungen vermag Bernheim eindringlich Gefühlsregungen zu erzeugen. Schwer wiegen die Töne in die Pause nach.

Die Farbigkeit, Gestaltungskraft und umhüllende Klangpracht gestaltet unaufdringlich präsent Carrie-Ann Matheson am Klavier mit. Kogenial begleitet sie Bernheim einfühlsam, wirkt aber gestaltend intensiv mit und zeigt in breiten Zwischenspiel ihre außerordentliche Musikalität.

Ein kurzer Wechsel in die leichtere Italianita von Giacomo Puccini zu Beginn des zweiten Teiles. „Menta l‘avviso“, „Terra e mare“ und „Sole e amore“ sind drei kurze Lieder die auch Bezüge zu seinen Opern klar erkennen lassen. Auch hier gefällt die lockere souveräne Art des sympathischen Künstlers, der herzerfrischend sich die Hände zur Entspannung reibt und ein Lächeln über sein Gesicht huschen lässt. Mit Henri DuparcsL‘invitation au voyage“, „Extase“ und „Phidyle“ gibt es noch ein französisches Intermezzo bevor Bernheim such seine sprachliche Sicherheit in Deutsch bei Richard Strauss zeigt. Humoresk ist seine heimliche Aufforderung, die auch lockere Beschwingt einkehren lässt. „Morgen!“ zählt zu den bekanntesten Liedern des bayerischen Komponisten. Hier muss sich Bernheim an großen Interpreten messen lassen, denen er standhält. Mit "Cäcilie" einer koketten Parabel schließt das kurz gehaltene offizielle Programm.

Als erste Zugabe besticht Benjamin Bernheim nochmals mit einer Arie aus den Perlenfischern von Georges Bizet, um dann schmetternd das Publikum mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Lehar das Publikum von den Sitzen zu reissen. Kurz und heftig ist der folgende Applaus.

Dr. Helmut Pitsch

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