Fazil Say - Inspiration, Emotionen und Tastenzauber in Salzburg

Xl_8e3d7790-78f3-4630-a261-3faed0e895cb © Wolfgang Lienbacher

Mozartwoche 2025 Fazil Say 26.1.2025

Fazil Say - Inspiration, Emotionen und Tastenzauber in Salzburg

Fazil Say ist seit über 25 Jahren eine gefeierte Persönlichkeit als Pianist im klassischen Konzertbetrieb. Aber auch als Komponist mit seinem umfangreichen Schaffen hat er hohe Anerkennung erreicht. Die diesjährige Mozartwoche Salzburg ladet wieder zu einer Begegnung mit dem Ausnahmekünstler sowohl als Pianist als auch als Komponist ein.

Als zentrales Werk stehen die Goldberg Variationen von Johann Sebastian Bach BWV 988, sowie die Fantasie d moll KV 397 des Genius Loci Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Als Abschluss interpretiert Fazil Say seine 2021 komponierte Klaviersonate op 99, auch als „Neues Leben“ tituliert. Gebannt verfolgt der Zuhörer gleich von Beginn an die körperliche Ausdruckskraft des Türken. Aufrecht sitzt er am Flügel und schwebt in großen Gesten über die Tasten als auch die Saiten. Wie ein Windhauch versucht er mit der Handfläche den Nachhall des Instrumentes zu verlängern. Seine Mimik ist entwaffnend. Immer wieder hat der Zuhörer den unvermittelten Eindruck, Fazil Say hätte gerade im Stück etwas ganz Neues freudig entdeckt und lässt mit seinem lächelnden Blick alle teilhaben. Wie auch an seiner Begeisterung, wenn er laut vor sich hinsummt und am ganzen Körper mitswingt. Es ist diese intime Begegnung mit der künstlerischen Interpretation, die jede Faser seines Körpers erfasst, die Klavierabende zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Er vermittelt Leidenschaft und Gefühle, will mit jedem Ton eine Geschichte erzählen.

Dazu wechselt er stetig Tempi und Lautstärken, färbt meisterhaft den Anschlag in seiner perfekten Technik. Unvermittelte Pausen kostet er genussvoll aus wie kompositorische Dissonanzen, die sich harmonisch auflösen. So werden seine Interpretationen auch von so bekannten Werken wie den Goldberg Variationen eine neue klangliche Entdeckungsreise. Raffiniert wirkt sein Spiel wie eine laufende eigene spontane Improvisation, die technisch sauber das Werk des Meisters wiedergibt.

Sein Herangehensweise an Mozart ist solistisch, mitunter mächtig aber sehr differenziert in der Darstellung der einzelnen Themen. So wird das kompakte Werk ein breiter Melodie- und Harmoniebogen. In seinem eigenen Opus ist er modern explosiv wie auch klassisch rebellisch. Er baut zur Eröffnung neue Hörerlebnisse mit einem Strich über die Saiten des Flügels als atmosphärisches Glissando sowie händische Dämpfer ein, um den Klang zu ersticken. Unsicherheit und Hoffnung soll das während der Corona Epidemie entstandene dreisätzige Werk mit Vorspiel ausdrücken. Impulsiv sind die Rhythmen, eingängig wirken die gewählten Harmonien.

Das Publikum feiert den „Rebellen“ am Klavier, der auch im Leben mit seiner politischen Haltung in seinem Heimatland verfolgt wurde. Stehende Ovationen werden mit einer Zugabe von Wolfgang Amadeus Mozart, der Klaviersonate A - Dur KV 331, belohnt.

Dr. Helmut Pitsch

Copyright Wolfgang Lienbacher

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