Film und Oper verschmelzen zu einer Handlung in Massenets Manon in Turin

Xl_manon-massenet_teatro-regio-turin_2024 © Manon, Teatro Regio Turin

Jules Massenet Manon Teatro Regio Torino 25.10.24

Film und Oper verschmelzen zu einer Handlung in Massenets Manon in Turin 

Drei Opern, drei Komponisten, eine Titelheldin - unter diesem Leitmotiv erarbeitete das Teatro Regio Turin gemeinsam mit dem Regisseur Arnaud Bernard einen international gefeierten Aufführungszyklus von drei Opern, die auf der Literaturvorlage von Abbe Prevost „Die Geschichte des Herrn Des Grieux und Manon Lescaut“ fussen.

Manon Lescaut sucht statt des befohlenen Klosterlebens die Annehmlichkeiten des Luxus. Dafür opfert sie ihre aufkeimende Liebe zu dem Studenten Des Grieux, der aus Verzweiflung in ein Priesterleben entfliehen möchte. Aus Reue kehrt Manon zu ihm zurück und in ihre Leidenschaft ist zurück. Durch Spielen versuchen sie ihr Luxusleben zu finanzieren. Des Falschspiels beschuldigt werden beide verhaftet, Des Grieux wird vom Vater freigekauft, Manon stirbt im Frauengefängnis. 

Arnaud Bernard verfolgt in seinen Inszenierungen eine Zusammenführung von ausgewählten gefeierten Filmdiven und ihres cineastischen Oeuvres mit der Opernbühne. Für den Charakter Manons aus Jules Massenets Oper wählte er Brigitte Bardot und Ausschnitte ihres Films La Verite (Die Wahrheit) aus 1960 - Regie Henri Georges Clouzot aus. S/w Filmsequenzen fliessen in das Bühnengeschehen ein, indem die Handlung sich auf der Bühne real fortsetzt. Am Beginn steht ein Filmausschnitt aus der Gerichtsverhandlung, Brigitte Bardot als blühend kämpfende Angeklagte, der in der Ouvertüre zu einem Rückblick der Handlung der Oper wird. Dazu zeigt das dunkle Bühnenbild von Alessandro Camera das Gericht auf der Empore, das das Geschehen vor sich auf der Bühne aufmerksam verfolgt. Die Kostüme von Carla Ricotti sind enenso schwarz weiß gehalten, ganz der eleganten Mode der 60iger entsprechend. Aufwendig erlebt der Betrachter Luxus Modenschauen oder den eleganten Spielsalon. 

Manon (Massenet) - Teatro Regio di Torino (2024)

Gelungen gliedert Bernard die Protagonisten in sein Konzept ein. Mit Ekaterina Bakanova steht ihm ein talentierte ausdrucksstarke Sängerin als Titelheldin zur Verfügung. Mit blonder Langhaar-Perücke verkörpert sie auch im Spiel gelungen die Erotik des legendären französischen Starlets. Stimmlich ist ihre Interpretation expressiv mit kleinen Lücken in der Höhe.

Atalla Ayan ist ein hölzerner Des Grieux mit samtener zu kleiner Tenorstimme. Roberto Scandiuzzi ist ein präsenter Conte des Grieux, der getragen statthaft seine Vaterrolle mimt, stimmlich nicht immer an seinen Noten hängt. Dem Bariton Björn Burger gelingt mit seiner kräftigen ausgeglichenen Stimme ein munterer Cousin Lescaut. 

Gestalterische Kraft und Phantasie entwickelt Evelino Pido am Pult des Orchesters des Teatro Regio Torino. Mit gut gewählten Tempi und abgestimmter Lautstärke führt er die Musiker durch die emotionale Handlung, baut immer wieder bunte Sträusse aus Klangfarben und malt spannende Melodiebögen.

Große Begeisterung und Zuspruch im ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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