Kräftig schmissig wirft Friedrich Haider am Pult die Maschinerie an und lässt das Bayerische Staatsorchester in Wiener Walzermelodien und lockeren Rhythmen dahinschmelzen. Gemütlich sitzt Max Hopp als der Conférencier im roten Samtsessel und führt in die Handlung der Operette Schön ist die Welt von Franz Lehar ein. Er stellt die Charaktere und die Verknüpfungen vor. Mit gesprochenem Wort und auch Gesang führt er von einer Gesangsnummer zur anderen. Gleichzeitig schlüpft er auch in die Rolle des Königs sowie des Hoteldirektors. Tobias Ribitzki arbeitete diese halbszenische Inszenierung coronakonform ohne Bühnenbild aus. Ein Bergpanorama ziert die Bühnenwand.
Prinzessin Elisabeth und Kronprinz Georg sollten eigentlich eine von den Eltern arrangierte Alliance eingehen und wollen sich dieser entziehen. Das Schicksal will, dass sie sich trotzdem in den Tiroler Bergen zufällig kennenlernen und prompt auch verlieben. So kommt es zur gewünschten Hochzeit und happy End.
Julia Kleiter gestaltet die junge Prinzessin frisch und erfrischend jugendlich. Ihr Sopran hat die Leichtigkeit für das Genre und trotzdem auch die Höhe und Flexibilität in der Stimme Stimmungen einzubringen. Sebastian Kohlhepp ist ein naiver etwas hölzerner Kronprinz, dem die Lockerheit und Unbeschwertheit in der Stimme fehlt und mit Kraft in der Tiefe und Höhe unterstützt. Kokett verdreht Juliana Zara den Männern als Mercedes del Rossa den Kopf. Manuel Günther darf als Adjutant des Königs charmanter und farbiger Tenorbuffo ihr den Hof machen.
Eliza Boom ergänzt das Ensemble als Herzogin Maria Branckenhorst.
Gespickt mit bekannten Melodien und Arien ist die 1930 in Berlin uraufgeführte Operette. Der gefeierte Startenor Richard Tauber stand auf der Bühne. Eigentlich handelt es sich aber um eine Neufassung der Operette Endlich allein, die bereits 1914 in Wien uraufgeführt wurde. Nun lässt sie Corona und die Beschränkungen dazu auch im leeren Nationaltheater in München im Rahmen der Montagsstücke erklingen. Operetten sind hier Raritäten und nun eine erfrischende Ablenkung. Amüsant und kurzweilig ist die Fassung und ein gelungenes Format für den Stream am Bildschirm.
Die Künstler verneigen sich vor den Kameras und leeren Zuschauerreihen. Ein gespenstischer trauriger Anblick, an den man sich in diesen außergewöhnlichen Zeiten zu gewöhnen beginnt.
20. Januar 2021 | Drucken
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