© Ali Wright Hollland Park
Nahe der vornehmen Wohngegenden Londons Chelsea und Knightsbridge um Hyde Park und Kensington Palace gelegen, wird der Holland Park im Sommer zu einem Mekka der Opernfreunde. Holland Park Haus ist ein victorianischer Bau am Eingang zum Park mit einer grosszügigen Terrasse, auf der Bühne und Zuschauerraum geschützt mit einer Zeltüberspannung Platz finden. Die Parkfassade des Ansitzes mit seinen Arkaden fügt sich harmonisch ins Bühnenbild ein. Die Gerüstaufbauten und angrenzenden Räumlichkeiten für das Wohl der Gäste sind auf das hippe Londoner Publikum ausgerichtet und sehr elegant, ja gerade zu luxuriös gestaltet, was sich in Angebot und Preis widerspiegelt. Durch die Parkanlagen, die freien Blicke auf die Skyline und das gemütliche Ambiente wird so ein lauer Sommerabend mit dem Besuch einer Opernvorstellung zu einem besonderen gesellschaftlichen Erlebnis, ein typisches Picknick im Park oder ein feines Diner inklusive.
Die diesjährige Saison umfasst vier Opern - Neuinszenierungen, zum Teil Koproduktionen, Ballett und Galaabende. Mit viel Engagement und Unterstützung von Sponsoren und einem aktiven Freundeskreis finanziert sich die Organisation weitgehend selbst. Das City of London Sinfonia Orchester ist seit 15 Jahren das Hausorchester. Viel Augenmerk wird in die Förderung junger Musiker und Sänger gelegt. Mit Mozarts Oper Cosi fan tutte, dem tückischen Spiel um Treue und Liebesprobe, haben die Organisatoren ein Werk ausgesucht, das sich sehr gut in die Gegebenheiten einpasst. Oliver Platt lässt das Ränkespiel im Barock mit feinen Kleidern spielen. Gleich zu Beginn werden Guglielmo und Ferrando in einem Stoffgeschäft neu eingekleidet. Schnell wird das Geschäft zu einem heimeligen Salon mit Stuck und verspielter Wandmalerei. Der Bühnenbildnerin Alyson Cummins gelingt mit wenigen Mitteln und Accessoires ein aussagekräftiges und stimmungsvolles Ambiente zu schaffen, eingebettet in den natürlichen Vorgaben. Der Regisseur lässt immer wieder ein paar Statisten geschäftig im Geschehen mitwirken, sodass der Lauf der Geschichte aufgeheitert und flüssig bleibt. Flüssig dirigiert Dane Kam auch die City of London Sinfonia, auch mit Gespür für die feine Nuancen der Musik des genialen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, aber mehr Schwung, mehr Variationen im Tempo, Volumen und im Zusammenspiel mit der Bühne wären angesagt. Im Orchesterspiel hat Mozart viel Esprit und Humor zu der verzwickten Geschichte verpackt, die im Gesang auf der Bühne fortgespinnt werden. Die jungen Sänger zeigen ihre Talente und viel Spielfreude. Eleanor Dennis als Fiordiligi und Kitty Whatley als Dorabella sind zwei gutaussehende freche lebenslustige Schwestern, die kaum Regung beim Abschied, sehr wohl aber für die Neuankömmlinge zeigen. Eleanor Dennis besticht mit ihrem höhensicheren hellen Sopran und spinnt feine leichte Melodiebögen in ihren Arien. Kitty Whatley gelingt dies weniger locker und im Lagenwechsel holpriger. Nicolas Lester's Tenor sitzt sicher und ist lyrisch angelegt. Sein Guglielmo ist ein verträumter naiv anmutender junger Rebell. Ohne Druck schafft er jede Höhe, bleibt geschmeidig und warm im Timbre. Sein Freund und Kumpel Ferrando gestaltet Nick Pritchard frech und draufgängerisch, dazu passt sein dunkler Bariton mit breiter Mittellage. Sarah Tyman zeigt ihre Talente ausgezeichnet als emanzipierte aufmüpfige Kammerzofe Despina. Selbstbewusst schlüpft sie in die verschiedenen Rollen und schmettert mit kräftiger Stimme ihre Töne wohlgeformt. Zu wenig bringt Peter Coleman Wright in seine Gestaltung der Rolle des Don Alfonso ein, dem eigentlichen Strippenzieher dieses Ränkespiels. Zu statisch wirkt sein Spiel und ausdruckslos sein Gesang. Am Ende herrscht Einklang auf der Bühne und immPublikum, das nach kurzem intensivem Applaus wieder in die pulsierende Grosstadt eilt.08. Juni 2018
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