Münchner Philharmoniker Musikverein Wien 13.4.2024
Fulminanter Bruckner und eine Entdeckung mit den Münchner Philharmonikern in Wien
Thierry Escaich ist als Organist bekannt und als Komponist schuf der 1966 geborene Franzose zahlreiche Werke für sein geliebtes Instrument, aber auch Opern und zahlreiche symphonische Werke gehören zu seinem umfangreichen Schaffen. Im Auftrag der Münchner Philharmoniker schuf er sein zweites Violinkonzert auch „Au dela du reve“ tituliert. Es ist dem Geiger Renaud Capucon gewidmet und das Orchester führte es mit ihm am 10.4. erstmals unter der Leitung von Daniel Harding in München erstmals auf. Nur drei Tage später erlebt das Konzert in dieser Besetzung seine österreichische Erstaufführung im Goldenen Saal des Wiener Musikverein. Ruhig und spährisch entspringt zu Beginn eine Melodie, wie ein Erwachen aus dem Traum, das der Titel des Werkes verspricht. Es entwickelt sich ein dynamisches farbenreiches Wechselspiel in den Instrumentengruppen sowie mit dem Solisten. Die Musik zeigt Einflüsse des Jazz und Swing, wie barocke Chromatik werden Motive über einandergelegt. Es entspinnen sich einzelne Dialoge und Zwiegespräche in der reichen Instrumentierung. Vier Schlagzeuger, Klavier, Harfe und Celesta ergänzen das große Orchester. Renaud Capucon zeigt auf seiner Geige seine Vielfältigkeit und seine ausgereifte Technik im Umgang mit dem Instrument. Daniel Harding führt am Pult die Klangkörper zusammen. Der Brite schlägt klar und präzise den Takt, zeigt vielerorts die Einsätze an und treibt die Musiker. Das Werk ist schmissig packend, die Harmonik ist reizvoll und wird vom Publikum mit lebhaftem Applaus angenommen.
Seine Uraufführung erlebte Anton Bruckners Symphonie Nr 4 Es Dur in der Fassung 1878-1880 auch als Romantische bekannt, 1881 im Goldenen Saal des Mmusikvereins. Hier erklingt sie auch wieder nach der Pause. Wie zumeist bei seinen Symphonien erarbeitete der tiefgläubige Bruckner mehrere Fassungen. Die Münchner Philharmoniker verbindet eine große Tradition mit dem symphonischen Schaffen Bruckners. Die Aufführungen mit dem charismatischen Sergiu Celibidache, dem langjährigen Chefdirigenten sind legendär. Wieder ist Daniel Harding sehr präsent, klar in seinen Zeichen und sehr nah an den Musikern. Majestätisch erhaben haltet er den Eingangssatz mit durchaus mächtigen Steigerungen. Die Bläser dürfen mit viel Volumen aufspielen, tragend und voll ist der Klang der Streicher. Es entstehen wunderbar anmutende Klanggebäude, die in feiner Abstufung aufgebaut werden und sich immer wieder strahlend entladen. Einfühlsam in steten Drang nach vorn mutet das Andante des zweiten Satzes an, das transparent schimmert. Romantisch natürlich schmettern die Hörner im Scherzo das munter tänzelnd sich im Trio weiterentwickelt. Im Finale wird eine positive nahezu jubelnde Zusammenfassung der Stimmungen und Motive der vorhergehenden Sätze gebildet. In allen Instrumenten wird in höchster Qualität gespielt, Harding kann die Stimmen perfekt zusammenfügen und ein einmaliges Hörerlebnis sicherstellen.
Großer Jubel im Saal, wie übrigens auch bei der Uraufführung der wohl beliebtesten Symphonie Bruckners.
Dr. Helmut Pitsch
15. April 2024 | Drucken
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