© Johan Snelling
Malerische Landsitze werden in England in den Sommermonaten zum Ziel von Opernfans. Mit breiter Unterstützung von Sponsoren, einem aktiven Freundeskreis und zahlreichen freiwilligen Helfern schaffen es diese engagierten Teams rund um die verschiedenen Initiatoren qualitativ hochwertige Aufführungen zu stemmen. Zumeist umfasst das Programm mehrere Opern, die nacheinander über mehrere Wochen gegeben werden. Von zentraler Bedeutung ist der Veranstaltungsort, der sich meist durch landschaftliche Schönheit, gepaart mit besonderem architektonischen Gebäuden verbindet. Das obligate Picknick auf der Wiese oder im eleganten Zelt mit Champagner und Picknickkorb gehört dazu. Die Opernfestspiele Garsington sind erst vor ein paar Jahren auf das Wormsley Estate gezogen und durch die Grosszügigkeit der Eigentümer, der Familie Getty, finden sie dort unvergleichliche Gegebenheiten wie weite Wiesen, See, Rotwildherden, Gartenanlagen und den typischen englichen Rasen auf dem Cricketground vor. Eine englische sattgrüne Landschaft begleitet den ankommenden Gast über mehrer Kilometer innerhalb des grossflächigen Landsitzes. Das neue Opernhaus ist ein transparenter geschmackvoller Bau und bietet 500 Zuhörern Platz. Die junge Filmemacherin Netia Jones führt Regie in dieser Neuinszenierung der Zauberflöte. Clever und schlüssig, schwungvoll und mit viel Detailarbeit schafft sie eine moderne eigenwillige Interpretation rund um viel Freimaurertum. Sarastro ist ein knallharter Logenmeister. Er regiert über eine Mannschaft von geclonten Jüngern, schlank, grossgewachsen mit Schnauzbart und Brille. Sein Palast ist gleissend weiss mit Freimaurersymbolen bemalt und einem französischen wohlgestalteten Garten umgeben. Die Königin der Nacht ist eine verhärmte trauernde Herrscherin, ständig von einem schlanken grossgewachsenen Hünen im knallroten bodenlangen Mantel begleitet. Tamino ist ein moderner lebenslustiger Geselle, Papageno ein ungepflegter Sandler und Monostatos ein lüsterner Metzgermeister mit wüsten Gesellen, die immer das gewetzte Schlächterbeil führen. Die drei Damen trippeln wie japanische Geishas in langen schwarzen Mantelkleidern herum. Es ist unterhaltsam kurzweilig mit schönen Bildern.
Die jungen Sänger sind ausnahmslos eine wohltuende Überraschung mit guten Deutschkenntnissen. Benjamin Hulett verfügt über einen weichen, hellen lyrischen Tenor mit viel Farbe und guter sicherer Höhe, die er mit Legatobögen versteht auszuschmücken. Louisa Alder ist eine feine sehr präsente Pamina, erklimmt leicht die Höhen, intoniert sicher und bleibt vollmundig im Klang in allen Lagen. James Craswell hat viel Material in der tiefen Stimme, welches er nur rudimentär formt. Die Spannkraft in seinem Bass ist wirkungsvoll. Sen Guo trifft die Spitzentöne der anspruchsvollen Partie der Königin der Nacht. Konzentriert setzt sie jeden einzelnen Ton sauber an, trifft die Sprünge und bleibt auch in der Kopfstimme fest. Jonathan Mc Govern verinnerlicht Papageno in seinem Spiel, ausgesprochen wortverständlich gestaltet er die Rolle und sein wohl unterlegter Bariton mit samtenen Klang passt gut dazu.
Christian Curnyn findet am Pult einfühlsam Zugang zu Mozart, bleibt klar in der Linie, schwungvoll und wohl temperiert in der Lautstärke. Ein rundum gelungener Opernabend und das Publikum bringt dies zum Ausdruck im Schlussapplaus. bei abklingender Dämmerung und Kerzenlicht verlassen wir gut gestimmt das unvergessliche Naturspektakel dieser Anlage.11. Juni 2018
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