
Herzzerreißend Tiroler 6. Abonnementkonzert Tiroler Symphonieorchester Innsbruck 11.4.2025
Gefühle und Innigkeit in Innsbruck
Forsch und hart ist der erste Einsatz. Vitali Alekseenok zählt zu den vielversprechenden jungen Dirigenten. Er will Akzente setzen und sieht in den einleitenden Takten zu Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr 3 c moll op 37 eine nahezu marschartige Eröffnung. Stramm folgt Mitra Kotte, die Solistin in diesem Abonnementkonzert der Tiroler Symphoniker, in den ersten Akkorden. Doch es schliessen weichere Töne an und das einzige Klavierkonzert Beethovens in Moll erreicht seine Wärme und nahezu Mozartsche Leichtigkeit. Der hat hörbar Pate für dieses Werk gestanden. Orchester und Soloinstrument finden immer mehr zu sammen, Alekseenok achtet akribisch auf das harmonische Zusammenspiel in Takt, Rhythmus und auch Färbung. Der zweite Satz Largo gerät so in Fluss und vermittelt eine hoffnungsvolle Stimmung, er ist auch in Dur geschrieben. Zum Finale wird es mächtig und vermittelt gekonnt ausmusiziert den beabsichtigten musikalischen Gegensatz mit dem dramatischem Finale. Zierlich in ihren Bewegungen zeigt sich Mitra Kotte abwechslungsreich im Anschlag, arbeitet manche Details heraus und setzt auf markante Steigerungen, die sie immer wieder zurücknimmt. Für den begeisterten Applaus gibt es noch eine Zugabe der jungen österreichischen Pianistin.
Gabriel Faure ist ein bedeutender französischer Komponist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, noch mehr erlangte er Anerkennung als Professor und Direktor des Pariser Konservatoriums. 1898 erhielt er in London den Auftrag zur Vertonung des erfolgreichen Theaterstücks von Maurice Marterlinck Pelleas et Melisande. Die tragische, dem Tod geweihte Liebesgeschichte zwischen zwei Brüdern und der unbekannten Schönen inspirierte mehrere Komponisten der Zeit. Fauré bleiben wenige Wochen, um die Komposition, die er Suite für Orchester überschreibt, fertig zu stellen. Sehr ausgeglichen, gefällig zurückhaltend und dabei umso mehr dringt die sanfte beruhigende Musik des viersätzigen Werkes auf den Zuhörer ein. Prelude, Fileuse, Sicilienne und La Mort de Melisande tituliert er treffend die vier Sätze, die das Orchester ruhig ausgeglichen aber mit Spannung vorträgt. Alekseenok überträgt intuitiv seinen gewünschten Ausdruck auf die Musiker und das gelingt.
Auch im folgenden Stück, der Fantasie Ouvertüre zu Romeo und Julia von Piotr Iljitsch Tschaikowski steht die Vertonung einer tragischen Liebesgeschichte auf dem Programm. Hier erfüllt Romantik und melancholische slawische Seele den Raum, die wohl dosiert ohne überzuschäumen präsentiert wird. Strengen Rhythmus nutzt der Dirigent als Stil- und Steigerungsmittel, und treibt stetig auf einen Höhepunkt zu. Ausgedehnt schimmert das Motiv der Liebenden immer wieder auf, kräftig steht das Finale und entlässt das begeisterte Publikum.
Viel Applaus
Dr. Helmut Pitsch
14. April 2025 | Drucken
Kommentare