Gefühlvoll geladener Konzertabend mit Diana Damrau und Mariss Jansons

Xl_img_1421 © BR Sigurd Meisel

Seit 2003, nunmehr 15 Jahre also ist Mariss Jansons Chefdirigent des BR Symphonieorchesters und hat diesen Klangkörper mit seiner Vitalität, Musikalität und Disziplin in den letzten Jahren geprägt Das 1949 gegründete Orchester blickt auf eine Zusammenarbeit mit vielen namhaften Dirigenten zurück und hat sich einen Spitzenplatz in der Klassik erarbeitet. Ebenso zählt der Chor des Bayerischen Rundfunks zu den Besten. Beide zusammen lassen einen aussergewöhnlichen Konzertabend erwarten. Mit der 3. Messe f moll für Soli, Chor, Orgel und Orchester wurde auch ein selten im Konzertsaal aufgeführtes Werk von Anton Bruckner ausgewählt. Diese Komposition gehört zu den wenigen, die bereits zu Lebzeiten des von der Presse angefeindeten Komponisten Erfolg hatten. Enttäuscht und über seine Finanznot verzweifelt, zeigt sich Bruckner in seinen Wiener Jahren. 1867 erlebte die Messe ihre Uraufführung, Bruckner selbst musste noch die Kosten für das engagierte Hofopernorchester übernehmen. Mehrere Überarbeitungen folgten, vornehmlich in der Orchestrierung. So entstand ein sakrales Werk mit starkem symphonischen Charakter und stellt das Orchester ebenbürtig neben Soli und Chor. Stimmungsvoll integriert der Komponist auch Gesangssoli mit Instrumentalsoli. Die polyphone Vielschichtigkeit sowie breit ausmusizierten Instrumentalteile machen das Werk auch zu einem Vorreiter der Spätromantik und Moderne und sprengen den klassischen sakralen Messecharakter. Howard Arman, seit 2016 künstlerischer Leiter des Chores, hat diesen für den Konzertabend in gewohnter Präzision vorbereitet. Klar grenzen sich die Vokalstimmen in ihrem Ausdruck ab, die Einsätze gelingen frisch und kräftig, die Lautmalerei von Konsonanten und Selbstlauten einheitlich in Farbe und Intonation. Mariss Jansons achtet auf die Lautstärken und Einsätze von Orchester und Chor, mahnt immer wieder zu leiseren und lang ausgehaltenen Tönen. Ehrfurchtsvoll gestaltet er die wuchtigen Passagen, nahezu ermahnend und voller Inbrunst werden Piani mit Leben gefüllt. Das Solistenensemble dazu ist in der Qualität differenzierter. Die britische Sopranistin Sally Matthews erscheint nicht die Idealbesetzung für eine Messe zu sein, ihr Sopran dringt nicht hell und klar durch. Voll und lyrisch klingt der Mezzo von Karen Cargill. Der junge türkische Tenor Ilker Arcayürek wirkt im Frack und voller Haarpracht, seine Stimme bleibt in der Größe zu klein und in der Höhe verschwindet sie ganz. Stanislav Trofimov besitzt einen weichen Bass, der auch Volumen schafft. Eröffnet wird das Konzert vor der Pause mit Richard Strauss Spätwerk "die vier letzten Lieder". Mit 84 Jahren schuf er das Werk im selbst gewählten Exil vor den Amerikanern in der Schweiz, welches er erst nach seiner Entnazifizierung 1948 verlies. Seine niedergedrückte Stimmung ist in diesen vier Orchesterliedern nach Gedichten von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff zu spüren. Müde aber empfänglich für die Naturschönheiten verbunden mit einer Abschiedsmelancholie und Todesahnung ist der Grundtenor der musikalischen Gestaltung. Wiederum sind die Lieder prägendes Beispiel der Kunstfertigkeit von Richard Strauss Text und Musik verschmelzen zu lassen. Diana Damrau's langjährige Karriere begann als Koloratursopranistin, stimmlich erkennt man in den letzten Jahren eine Weiterentwicklung in das romantisch lyrische Fach. Somit verbindet sie eine sichere helle Höhe mit einem weichen, süsslichen Timbre. Leicht schwebend zieht sie die langen Melodiebögen in klarer Intonation über verschiedene Lagen. Wortdeutlich und nuanciert nähert sie sich den Texten. Im spielerischen Wechsel gelingt der Dialog mit der Solovioline. Mariss Jansons führt das Orchester selbstbewusst und lässt es stark aufspielen, hält aber eine Balance zur Solistin. Emotional mit einer guten Mischung zur Melancholie, aber keiner Verzweiflung sondern einer gespürten Zufriedenheit gelingt in der Klangfärbung. Grosser Applaus für alle vom begeisterten Publikum.

Dr. Helmut Pitsch

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