Gaetano Donizetti Lucia di Lammermoor Bayerische Staatsoper 13.11.2024
Gelungene Wiederaufnahme von Lucia di Lammermoor in München
Sie zählt zu den berührendsten Liebesgeschichten auf der Opernbühne. 1837 feierte das Drama Lirico Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti ihre Uraufführung in Neapel. Feindschaft und Rachsucht herrscht zwischen zwei schottischen Familien. Die reine Liebe von Lucia und Edgardo könnte Brücken schlagen. Aber die hinterhältige Intrige von Lucias Bruder Enrico führt zur Tragödie und dem Tod der Liebenden. Ein Stoff für viele romantische Arien, die berühmte Wahnsinnsarie der Titelheldin gehört zu den Bravourstücken des Belcanto.
Somit ist das Sängerensemble ausschlaggebend für den Erfolg von Aufführungen. In der aktuell laufenden Wiederaufnahme in München gibt es ein Wiedersehen mit Laura Zaharia, die bereits 2017 die Titelheldin verkörperte. Die großgewachsene Rumänin ist sehr präsent und ausdrucksstark auf der Bühne. Ihr Sopran hat Kraft und eine abgedunkelte Färbung. Eindrucksvoll ist die Sicherheit und Klarheit der Spitzentöne. Ihre Klangfarbe ist bestimmt durch ein zartes Tremolo, das metallen wirkt. Xabier Anduaga hat sich seit seinem Debüt als Edgardo deutlich entwickelt. Sein Tenor erfreut mit Schmelz und Kraft. Leicht gelingen ihm die romantischen Melodiebögen, nuanciert geführt. Im reduzierten Spiel kommt er dem Aussenseiter James Dean nahe. Gekonnt wechselt er zwischen Wut und Liebesgefühlen. Wenig kann Vladislav Sulimsky den beiden als unheilbringender Enrico Ashton gegenüberstellen. Sicher im Gesang zeigt seine Stimme geringe Flexibilität und Durchsetzungskraft. Riccardo Fassi ist ein glaubwürdiger Raimondo, auch wenn sein Bass nicht mit Gewicht durchdringt.
Mit 13 Jahren stand Aziz Shokhakimov erstmals am Pult in seiner Heimatstadt Taschkent, ein Jahr später dirigiertte er seine erste Oper. Mittlerweile ist der Usbeke an vielen Häusern und bei zahlreichen Orchestern international aktiv. Er begleitet die Sänger samten und ruhig, mitunter wäre mehr Inspiration und Italianita wünschenswert. Der Bayerische Staatsopernchor suchte mitunter mehr Führung. Besonders erfreulich war der Einsatz der Glasharmonika als Begleitung einer innigen Wahnsinnsarie.
Die Inszenierung von Barbara Wysocka bespielt gekonnt die große Bühne. Sie verlegt die Handlung aus sem 17 Jh in die 60 iger des 20. Jahrhundert in Amerika. James Dean und manche seiner Filme dienten als Vorlage.
Viel Applaus und differnzierter Jubel für die Sänger im ausverkauften Haus
Dr. Helmut Pitsch
15. November 2024 | Drucken
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