Glanzvoller Saisonauftakt mit Opernhöhepunkten beim Besuch der Mailänder Scala im Wiener Konzerthaus

Xl_saisoner_ffnung_wiener_konzerthaus_c-andrea_humer_-08621 © Andrea Humer

Orchestra del Teatro alla Scala Wiener Konzerthaus 4.9.2023

Glanzvoller Saisonauftakt mit Opernhöhepunkten beim Besuch der Mailänder Scala im Wiener Konzerthaus

Am Vormittag stellte der Intendant der Mailänder Scala Dominique Mayer sein Saisonprogramm in der italienischen Botschaft in Wien mit Starbesetzung vor, am Abend eröffnen das Orchester und der Chor der Mailänder Scala die 111. Saison des Wiener Konzerthaus als 900. Auslandsauftritt des Orchesters, und dies im Jahr des 210. Geburtstages von Giuseppe Verdi. So ist kaum verwunderlich, dass der Abend ihm und seinen Opern gewidmet ist. Und hier fühlen sich Orchester, Chor und ihr Dirigent Riccardo Chailly, musikalischer Leiter des Testro alla Scala, sichtlich und hörbar zu Hause.

Gross ist die Besetzung im Orchester als auch im Chor für diese Auslandstour. Alberto Mallazzi hat in gewohnter Präzision den Chor vorbereitet und wesentliche Chor - Opernhits allen voran „ Va pensiero“ aus Nabucco einstudiert. Beeindruckend steigert sich aus dem feinen Piano Tönen zu Beginn das Verlangen nach Freiheit, kommt der Stolz der Unterdrückten und Hoffnung und Mut zum Kampf in den Phasen der Steigerung zum Ausdruck. Gewaltig schwillt das Tutti an. Fein intoniert und am Wort geführt ist die Interpretation harmonisch klar in den Stimmen. Ähnliche höchste Qualität zeigt sich auch in den anderen Kostbarkeiten, die gut aufeinander abgestimmt serviert werden. Ebenfalls aus Nabucco stammt „Gli arredi festivi“, weiters ein herrlich dargebrachtes „Gerusalem“ aus der frühen Oper I Lombardi alla prima crociata. Dramatisch offensiv wird es in“Si ridesti“ für Männerchor aus Ernani. Und so folgen Höhepunkte aus Il Trovatore mit dem Zigeunerchor, dem Autodafe in Don Carlo, Hexengesänge aus Macbeth bis zum beliebten wahren „Ohrwurm“ dem Triumphmarsch aus Aida. Gerade Verdis Chöre waren zur Zeit der Entstehung Sinnbild für den italienischen Freiheitskampf und wirkten als Revolutionslieder vereinigend und prägend für das italienische Nationalbewusstsein, und dies bis heute.

Das Orchester zeigt ebenso seine besondere Klasse als Opernorchester mit italienischer Identität in farbenreichen Präsentationen verschiedener Ouvertüren, die für sich symphonische Meisterwerke des stürmischen und romantischen Verdi sind. Er engagierte sich in der jungen italienischen Republik, war Mitglied des Parlaments in Rom und ein Anhäger der Freiheitsbewegung. Riccardo Chailly fordert das Orchester, kann richtig mit Pauken und Trompeten schmettern aber auch romantisch ausufernde Steigerungen aufbauen. Es wird richtig laut bis zur Schmerzensgrenze aber immer wohltuend harmonisch wehen die Entladungen durch den nahezu ausverkauften Saal. Das Herz der Opernfreunde schlägt höher bei einer ausgefeilten und mit viel Pathos und Emotion dargebrachten Ouvertüre zu Macht des Schicksals. Selten zu hören ist die Ballettmusik de la Reine aus dem französischen Don Carlos. Als Grand Opera wurde in Paris eine Ballettmusik von Giuseppe Verdi geforderrt.

Das Publikum ist begeistert und spendet stehend Ovationen. Ein sichtlich gelungenes Gastspiel, das in das Italien der Oper entführt hat. Ein Wiedersehen und Hören macht Freude.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading