Gluck in Sevilla - Martialisch rohe Regie verstärkt tragische Momente

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Christoph Willibald Gluck Iphigenie en Tauride Teatro la Maestranza Sevilla 13.2.2025

Gluck in Sevilla - Martialisch rohe Regie verstärkt tragische Momente

Christoph Wllibald Gluck gilt als der große Reformator der barocken Oper und ist Wegbereiter für die Klassik und die Schöpfungen Mozarts und folgender Opernkomponisten. Bedeutend ist seine Weiterentwicklung der Rezitative - nunmehr begleitet - und Arien - nunmehr Bestandteil der Handlung und befreit von solistischen Koloraturen.

Die Familientragödie des Hofes von Mykene, die die Handlung seiner Oper Iphigenie en Tauride prägt und in Traumerzählungen Bestandteil des Libretto ist, wird als Theater im Theater in der Regie des gebürtigen Sevillaner Rafael R. Villalobos auch auf der Bühne dargestellt. Vor Beginn der Oper erleben wir einen Rückblick, prägend für die Handlung der Oper. Agamemnon nimmt Abschied von seiner Frau Klytemnestra und nimmt die gemeinsame Tochter Iphigenie, die geopfert werden soll, mit von der Bühne. Im dunkel gehaltenen Hintergrund sitzt der Chor als Zuschauer einer Theatervorstellung auf hohen Stufen. Villalobos ist auch für die düstere spärliche Bühne und die dunklen Kostüme verantwortlich.

Zum musikalischen Gewitter im Vorspiel wechselt der Aufbau und wir befinden uns auf den Stufen bei den Priesterinnen im Heiligtum der Danae in Tauride. Der König Thoas humpelt ermattet in Camouflage Hose und schwarzem Unterhemd herein, schafft es aber noch eine Priesterin zu belästigen. Er fordert ein Menschenopfer, um die Götter gütig zu stimmen. Die gestrandeten Griechen, Orest und Pylade kommen da gerade richtig und werden den Priesterinnen unter Führung Iphigenies übergeben. Eine unnötige Vergewalrigung einer Priesterin durch Thoas folgt zum Zwischenspiel.

Iphigenie erfährt unerkannt von ihrem Bruder Orest von den mörderischen Vorgängen am elterlichen Hof. Um ihrer Schwester Elektra ihr Schicksal mitzuteilen beschließt sie, einen der Gefangen, Pylades, frei zulassen. Durch Orests Klage auf dem Opferaltar erkennt Iphigenie den Bruder, Pylades erscheint mit den Gefangenen Griechen und tötet Konig Thoas und führt zum glücklichen Ende.

In der Rolle der Iphigénie gelingt Raffaella Lupinacci eine stark voon Gefühlen und Selbstvorwürfen ausgeführtes Bild. Eindrucksvoll ist die farbige Stimmführung, auch wenn die Höhen nicht immer klar gelingen. Ihr satter Sopran verleiht ihr Reife und Seele. Damián del Castillo ist ein verramnter gewalttätiger Thoas. Despotisch monoton ist seine gesangliche Ausführung. Als einen in Selbstverzweiflung rasenden Oreste kann Edward Nelson mit viel körperlichen Einsatz berühren. Sein lyrischer Tenor mit schmaler Höhe lässt sich gut in der Melodie führen Ebenso erfreut als Pylade Alasdair Kent. In den Nebenrollen überzeugt Sabrina Gárdez als Diana und als erste Priesterin.

Am Pult führt Zoe Zeniodi das Orchestra de la Maestranza mit bestimmtender Hand. Sie lässt die Musiker schwungvoll aufspielen, begleitet die Sänger fordernd aber mit ausreichend Freiraum. Dss Geschehen wird such musikalisch sehr bildhaft ausgekleidet.

Ein spannender und wirkungsvoller Abend für Freunde der Barockoper der vom Publikum mit viel Applaus belohnt wird.

Dr. Helmut Pitsch

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