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Richard Strauss Die Liebe der Danae Bayerische Staatsoper 7.2.2025
Gold ist nicht alles - Claus Guth setzt Mythologie in die Jetztzeit
Nach über 30 Jahren kehrt Richard StrausssSpätwerk Die Liebe der Danae an die Bayerische Staatsoper in einer Neideutung von Claus Guth zurück. Der in München geborene Strauss bezeichnete die 1937-1940 entstandene Oper eine "heitere Mythologie in drei Akten". Sie greift die allerdings wenig heitere, dafür ehrenhafte Geschichte von Danae, der Tochter des Pollux, auf, die den goldenen Verlockungen Jupiters widersteht und sich für das einfache Leben an der Seite des geliebten Midas, einem einfachen Eseltreiber entscheidet. Die Uraufführung fand erst nach seinem Tod 1952 in Salzburg statt.
Guth transportiert das Geschehen in die Jetztzeit. Vor dem Einsatz des Orchesters hebt sich mehrmals der Vorhang und es werden verschiedene Photos von Danae geschossen, um eine attraktive Partie zu finden, die ihrem Vater Pollux von den massiv auftretenden Gläubigern befreit. Der ist als Kopie Donald Trumps mit Mähne und roter Krawatte ein treffender und eher satirischer Einfall. Das Bühnenbild von Michael Levine zeigt passend dazu ein Großraumbüro mit Glasfront in einem Hochhaus mit Skyline Blick. Gott Jupiter, ein wahrhafter Macho, hat selbst ein Auge auf Danae geworfen. Er schickt den Eseltreiber Midas als verheißungsvollen Kandidaten in Verkleidung des König von Lydien mit der Zauberkraft, alles in Gold zu verwandeln. Midas erringt die Liebe der Königstochter, die auch bei ihm bleibt als seine Verkleidung auffliegt und Jupiter seine Ansprüche stellen will. Die goldenen Kleider, das goldene Bett verschwindet und im dritten Akt hat im Büroturm Verwüstung eingesetzt und Flüchtlinge haben sich eingenistet. Das Zusammenleben von Midas und Danae inmitten der vermüllten Umgebung wirkt keineswegs romantisch und entspricht nicht der Handlung. Jupiter mit Speer und halbverschleierten Gesicht erinnert an Wotan als Wanderer aus Richard Wagners Ring aus dem Gesicht geschnitten.
In der Personenregie gelingt Claus Guth eine gut durchdringende Erzählung mit einigen komischen Szenen. Die vier Ex Geliebten Semele, Leda, Alkmene und Europa nutzt er hierzu weidlich in sympathischen Übertreibungen.
Musikalisch steht das Spätwerk zwischen Spätromantik und der Expressivität seiner vorangehenden Opern wie Elektra oder Salome. Er wirkt im Alter ausgleichender, seine vielschichtigen Harmonien lässt er immer wieder reich im Wohlklang auflösen, rhythmische Ausbrüche sind selten, dafür öffnet er breite ausgedehnte stimmungsvolle Passagen insbesondere im dritten Akt. Die Gesangspartien sind gewohnt herausfordernd.
Der Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt Sebastian Weigle hat die selten gespielte Oper 2016 schon einmal in Berlin einstudiert und erweist sich als großer Strauss Kenner und Interpret. Das Bayerische Staatsorchester ist ausgezeichnet vorbereitet und erklingt schon in der Premiere gut eingespielt und sehr sicher. Weigle agiert besonnen analytisch, baut die vielfältige Klangwelt transparent auf, die volkstümlichen Anleihen lässt er locker schwingen. Sein Umgang mit der Lautstärke und dem Volumen des groß besetzten Orchesters ist besonnen und umsichtig in Abstimmung mit der Bühne. Gerade die gefühlsbetonten und ausnehmenden Orchesterpassagen im dritten Akt erklingen unter seiner Führung intensiv und respektvoll einfühlsam ohne in Pathos auszuufern. Die Wirkung wird noch durch die Videos, die das zerstörte München und den späten Richard Strauss in seinem Garmischer Garten wandelnd, verstärkt. Der Sinn dieses thematischen Sprungs eröffnet sich nicht. Will hier der Regisseur auch eine politische Positionierung von Richard Strauss unnötig ausüben?!
Mut und großes Können zeigt Manuela Uhl, die sehr kurzfristig für die erkrankte Malin Byström in der Titelrolle auch szenisch einsprang und so die Premiere zur großen Freude aller rettete. Für die mehr als überzeugende Leistung wurde sie verdient vom Publikum gefeiert.
Allerdings ist die Liebe der Danae gegenüber anderen Opern von Strauss durch die Männerwelt und deren Ambitionen geprägt. So erscheinen Jupiter und Midas zurecht im goldenen Anzug und freuen sich über ihren Pakt. Christopher Maltman ist bekannt für seine Charakterdarstellungen und so nimmt auch sein Jupiter viel Raum ein. Geschickt verfolgt er seine Ziele, spielt charmant den aalglatten Gottvater, kokettiert mit seinen Ex Geliebten und lässt sich alles offen. Als großer Gentleman versucht er die Blamage des Verlustes der Gunst Danaes zu verarbeiten. Stimmlich ist er kraftvoll präsent und nutzt seinen gut unterlegten Bariton als Medium. Seinen willfährigen Diener und Verbündeten Midas gestaltet Andreas Schager. Er geht heldenhaft mit seiner kraftvollen Stimme bis an die Grenzen. Mit Gefühlsmomenten geht er spärlich um.Ya-Chung Huang ist ein schräger Merkur mit spitzer Stimme.
Als Trumpverschnitt ist Vincent Wolfsteiners Pollux in der Wirkung geprägt. Sarah Dufresne als Semele, Evgenya Sofnikova als Europa, Emily Sierra als Alkmene und Abery Amereau als Leda geben ein unterhaltsames Quartett liebestoller und stutenbissiger ExGeliebten ab.
Am Ende viel Beifall, auch für das Regieteam nach anfänglich zögerlichen Zuspruch. Ob das sperrige Werk auf die Spielpläne zurück findet wird sich zeigen. Ein Versuch ist es allesamt wert.
Dr. Helmut Pitsch
08. Februar 2025 | Drucken
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