Große Gefühle traditionell erzählt - WA Madame Butterfly in München

Xl_04a32d01-8823-4084-9fbe-670ea75e93ce © Geoffrey Schied

Giacomo Puccini Madame Butterfly Bayerische Staatsoper 8.4.2025

Große Gefühle traditionell erzählt - WA Madame Butterfly in München

Es ist ein Klassiker der Opernwelt und erfreut sich ungebrochen großer Beliebtheit. Madame Butterfly, die Tragödie einer Japanerin in drei Akten von Giacomo Puccini eröffnet große Gefühle um die Geschichte der reinen ehrenvollen Liebe der fünfzehnjährigen Geisha zu dem amerikanischen Soldaten Pinkerton bis zu ihrem eigenhändigen Tod. Der lebt das Eheversprechen weniger ehrenvoll. Feig ist seine Reue als er das Unheil erkennt, das er angerichtet hat.

In der Bayerischen Staatsoper kann der Opernfreund diesen Klassiker in wahrhaft malerischer realistisch exotischer Kulisse von Bühnebildner Otto Stich und folkloristisch naturgetreuen Kostümen von Silvia Strahammer wie eine Reise nach Japan zum Ende des 19. Jahrhunderts filmreif erleben. Aus dem Jahr 1973 stammt diese traditionelle klug durchdachte Inszenierung von Wolf Busse, der lange Zeit an diesem Haus wirkte und 2024 verstarb. Gekonnt führt er die Handlung dynamisch voran, der japanischen Kultur und Umgangsform nachempfunden. Er nutzt die Beweglichkeit des ganz im japanischen Baustil gehaltenen Hauses, Schiebewände schaffen und verändern Räume, lösen Tagesstimmungen und Lichteffekte aus.

Emotionale Intensität liefert Emmanuel Villaume am Pult des Bayerischen Staatsorchesters zum Bühnengeschehen. Mit Verve und körperlichen Einsatz durchlebt er die Dramatik des Seelenlebens der Heldin und reißt die Musiker hör- und spürbar mit. Puccini studierte für die Komposition die japanische Liedkunst und die gebräuchlichen Instrumente, verinnerlichte wahrhaft die exotische Harmonie und näherte sich so der Seele des fremden Volkes. Gleichzeitig ummantelt er den japanischen Kern mit romantischer Klanggewalt. Prägend sind die breiten Zwischenspiele dieser Oper und die lebendige präsente Begleitung der Sänger durch das Orchester. Aufmerksam arbeitet der Franzose, ja nahezu zerlegt er im Dirigat die Instrumentalisten heraus, die die best abgestimmte Klangfarbe zur emotionalen Entwicklung haben und steigert so die Spannung und das Erlebnis. Mitunter deckt sein Eifer die stimmlichen Fähigkeiten der Sänger zu.

Elena Guseva In der Titelrolle zeichnet sich durch eine große natürliche ungekünstelte Bühnenpräsenz aus. Stimmlich vermittelt sie wenig Kindlich- oder Jugendlichkeit. Ihre Spitzentöne wirken trocken metallig, aber sie formt und färbt ihren Gesang mit Gespür und feiner Raffinesse. Ihr Leid und drohendes Unheil wird spürbar, die charakterliche Stärke der aufrichtig Liebenden erregt Mitgefühl. Riccardo Massi erfreut mit sicheren Höhen und feinem Schmelz als Pinkerton. Vollmundig führt er seine Melodiebögen, kämpft mitunter gegen die Übermacht des Orchesters. Dies tut auch Aleksei Isaev, der als Sharpless farblos mit seinem unkultiviert wirkenden Bariton bleibt. Irene Roberts fügt sich als treue Diener Suzuki ausdruckstark japanisch zurückhaltend an die Seite der tragischen Hausherrin.

Auch der von Christoph Heil gut vorbereitet Chor der Bayerischen Staatsoper versprüht asiatischen Flair in gut dosiertem Volumen und einheitlich geführten Stimmen, besonders gefühlvoll zum Zwischenspiel im zweiten Akt aus dem Off. Auch die Nebenrollen sind durchgängig sicher besitzt wie mit Ya-Chung Huang als intriganter übereifriger Kuppler Goro Nakado.

Großer begeisterter Beifall im ausverkauften Haus

Foto Copyright Geoffrey Schied

Dr. Helmut Pitsch

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