Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte Wiener Staatsoper 27.1.2025
Große Leinwand, lebendiges Bühnengeschehen und hohe Musikalität die neue Zauberflöte in Wien
Zum Todestag des großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gibt es in Wien eine Neuinszenierung seines Spätwerkes, der Oper Die Zauberflöte. Von der Uraufführung an, erfreute sich dieses „volkstümliche“ Opus mit seiner märchenhaften Geschichte über Königinnen und Prinzen, Liebe und ehrenhaften Proben großer Beliebtheit. Das Werk ist stark von Mozarts Erfahrungen als Freimaurer geprägt. Im Zentrum bleibt der Mensch und das Menschsein in all seinen Gefühlen. Mit Charaktern wie Papageno konnte sich jeder gleich identifizieren.
Barbora Horakova inszeniert die Handlung über die Liebesgeschichte von Tamino und Pamina cineastisch mit zahlreichen abstrakten Videoeffekten. Immer wieder finden sich in den Bildern Anleihen an Hollywood. Das Spukhaus gleicht dem aus Psycho. In dieses flüchten die drei Knaben mit ihren BMX Rädern wie aus ET, und wandeln sich dann zu Waldgeistern wie die Trolle aus Starwars. Tamino fällt auf der Flucht vor der Schlange in ein Grab, Papageno sitzt auf dem Luster im dunklen Spukhaus und wird heruntergelassen, um sich ein pasr Grillwürstel zu braten. Die sternflammende Königin wird im Glaskasten wie auf einer katholischen Prozession von den drei Damen hereingezogen. Monostratos schaufelt Kohle in den Kessel im Keller, um Sarastros strahlende Welt zu beheizen. Im Text wird von Sklaven gesungen. Der sitzt mit seinen hohen Priestern im getäfelten Büro.
Fließend gehen die Bilder in der Gestaltung der Bühne mit Unterstützung von Videos - beides von Falko Herold - in einander über. Die in der Schweiz lebende Tschechin erzählt die Geschichte modern, dynamisch ohne zu politisieren. Ihre zahlreichen Einfälle, auch mit Witz und Humor, sind gut dosiert und in das Konzept eingeflochten. Ihre Personenregie ist durchdacht, lebendig und menschlich. Versöhnlich und positiv ist das Schlussbild, in dem meist dunklen Spukhaus.
Bertrand de Billy hat die musikalische Leitung erst vor kurzem vom erkrankten Franz Welser Möst übernommen. Der Routinier verstehr die Handlung auch aus dem Graben heraus lebendig frisch zu halten. Massvoll im Volumen und Tempo wird die Musik Mozarts transparent, leicht und lebendig. Die Klangfarbe wechselt der Dramatik der Geschichte folgend. Das Orchester der Wiener Staatsoper überzeugt mit seiner Qualität und Spielfreude.
Das Ensemble singt und spielt auf hohen Niveau. Georg Zeppenfeld ist ein ehrenhafter Sarastro, der mehr ein Vertrauter und Fürsprecher der Liebenden als ein strenger Sittenwächter ist. Zu Beginn etwas trocken und nervös steigert sich Serena Saenz zu einer streitbaren zielbewussten Königin der Nacht. Die ersten Koloraturen bleiben nervös verhalten. Julian Prégardien gelingt seine Bildnisarie vorzüglich, verliert im Laufe des Abends seine stimmliche Leichtugkeit, sein Spiel ist hektisch hölzern ohne Ausdruck. Hervorragende Stimmtechnik und Wohlkkang vermittelt Slavka Zamecnikova als Pamina. In ihren Arien ist Gefühl, Emotion und Identifikation mit der Rolle fühlbar. Der Münchner Ludwig Mittelhammer zählt zu den besten Darstellern des Papageno derzeit. Mit einer fundierten Gesangs- und auch Schauspielausbildung erfüllt er die Anforderungen des Singspiels und seine Auftritte sind Höhepunkte des Abends. Unbekümmert ehrlich und spontan humorvoll ist sein Spiel mit einer gesunden Mundartfärbung. Sein Bariton glänzt mit warmen Timbre und kräftiger fassettenreicher Intonation. Auch Ilia Staple zeigt sich stimmlich flexibel als alte und jugendliche Papagena. Jochen Schmeckenbacher ist ein sicherer standhafter Monostratos, der nicht wirklich furchteinflössend ist.
Barbora Harakova und ihrem Team gelingt es effektvoll direkt, am Text haftend, eine moderne kluge und ansprechende sowie neuartig eigenständige Inszenierung der wahrscheinlich meistgespiielten Oper Mozarts auf die Bühne zu bringen, ohne zu politisieren oder eine Gesellschaftkritik auszuüben.
Dr. Helmut Pitsch
31. Januar 2025 | Drucken
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