Große Oper in Starbesetzung bei der Wiederaufnahme von Rigoletto in Wien

Xl_rigoletto_z9a9887_berheim_morley__002_ © Michael Poehn

Giuseppe Verdi Rigoletto Wiener Staatsoper 11.10.2022

Große Oper in Starbesetzung bei der WIederaufnahme von Rigoletto in Wien

Das Drama vom Hofnarren, der sich an seinem Herzog für die Schändung seiner Tochter rächt, enthält viel politischen Zündstoff zur Zeit der Uraufführung 1851 in Venedig. Handlungsort und Titel mussten durch die Zensur geändert werden, aber die Aussage und Handlung blieb und machte die Oper von Beginn an zu einer der beliebtesten und meistaufgeführten der Bühnenwerke Verdis. Die Vorlage lieferte das Versdrama ‚le roi s‘amuse‘ von Victor Hugo.

Konzeptionell leitet Rigoletto die Weiterentwicklung des Komponisten von der Nummern- zur durchkomponierten Handlungsoper. Die musikalische Durchgestaltung erfolgt in einem Fluß, in dem nur wenige Arien Platz finden, Wir hören  auskomponierte Rezitative und fein gestaltete Duette, die den Handlungslauf voranbringen. Dies ist wesentliches Stilmittel, die Spannung zu erhöhen und zu erhalten. Er arbeitet auch mit Motiven, die aber eine andere Deutung und Bedeutung als bei Richard Wagner beinhalten.

Die Wiener Staatsoper zeigt nun eine Wiederaufnahme der Inszenierung von Pierre Audi, der mit viel Geschick und Empfindungsgeist eine aussagekräftige Personenregie auf die Bühne bringt. Die Ausgestaltung der Bühne von Christof Hetzer ist weniger überzeugend. Auf der Drehbühne findet sich eine große Freitreppe, die zu einem golden ausgekleideten abstrakten Raum als Hof des Herzogs führt. Darunter macht sich schon Elend mit verwitterten Holzträgern breit. Gildas Kammer ist eine einfallslose Holzkonstruktion die vom Himmel herunterschwebt. Apokalyptisch wird es im letzten Bild. Sparafuciles Haus wirkt wie ein heruntergekommenes Raumschiff mit kaputten Rollläden und Türen.

Umso mehr ist die Neugier des Publikums auf den Interpreten der Titelrolle Simon Keenlyside gerichtet. Bei der Premiere dieser Inszenierung 2013 musste er während des Abends auf Grund von Stimmproblemen ersetzt werden. Nun kehrt er mutig erstmals in diese Produktion zurück und es gelingt im darstellerisch als auch musikalisch ein Meisterstück. Wie hypnotisch geistert er hinkend auf der Bühne herum, markiert in sprechenden Gesten Gefühle und Emotionen. Dazu hat sein Bariton auch an Wärme und Kraft gewonnen, seine Ausbrüche wirken, seine Liebe zur Tochter berührt. Ebenso die von Benjamin Bernheim als Herzog. Er ließ sich vom Staatsopernintendanten vor Beginn der Aufführung mit einer Entzündung der Luftröhre ansagen und kleine Schwächen in den Spitzen waren zu erkennen bei einer sonst runden und sehr beeindruckenden Darstellung und Interpretation. Mit gutem Aussehen und Statur und seinem jugendlichen Habitus passt er bestens in das Rollenbild. Erin Morley sang bereits in der Premiere die Rolle der Gilda. Ihr klarer Sopran verliert in den Spitzentönen Volumen und Sicherheit. In der Farbe und den Nuancen zeigt sie wenig Jugendlichkeit und Inspiration. Evgeny Solodovnikov ist als Sparafucile zu wenig geheimnisvoll und verschlagen. Seine Tiefe schlägt nicht durch. Monika Bohinec ist eine ordentliche Maddalena, die mit ihren Reizen nicht wirklich betört.

Im Graben zeigt sich Pier Giorgio Morandi als guter Kenner des italienischen Faches. Mit Schwung und reichen Tempi drängt er mit Gespür die Wiener Philharmoniker. Farbenreich gelingen die instrumentalen Passagen und mit feinem Glanz begleitet er die Sänger.

Eine sehr gelungene Vorstellung im ausverkauften Haus, die mit viel Beifall zu recht vom Publikum bedacht wird.

Dr. Helmut Pitsch

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