Große Tanzkunst vom Nachwuchs professionell in München vorgestellt

Xl_2024-10-15_sylphide_probe_corps__c_katja-lotter_010a2886__002_ © Katja Lotter

Matinee der Heinz Bosl Stiftung Nationaltheater München 1.12.2024

Große Tanzkunst vom Nachwuchs professionell in München vorgestellt 

Alljährlich begeistert die Heinz Bosl Stiftung mit einer Frühjahr- und einer Herbstmatinee das ballettinteressierte Publikum der Bayerischen Landeshauptstadt. Zahlreiche Kinder und Jugendliche füllen aufgeregt das Foyer des ausverkauften Hauses. Ein kräftiges Lebenszeichen für die engagierten Mitarbeiter der 1978 gegründeten Stiftung, die sich mit großen Engagement um den Tanznachwuchs kümmern und wesentliche Voraussetzungen für die Qualität des Bayerischen Staatsballetts schaffen. 

Am Beginn des Programmes stehen Ausschnitte aus Alexander Glasunows Ballett Raymonda. Die Eleven der Grundstufe 2-3 und Bachelor 1-3. zeigen mit Bravour, Freude und Souveränität die Grand Pas d‘Hongrois in der gefeierten Choreografie von Marius Petipa, neu von Ray Barra 2001 einstudiert. 

Mit der kraftvollen stimmig flüssigen Choreografie Im Wald von Xin Peng Wang aus 2019 setzt das Bayerische Junior Ballett das Programm fort. Zur asiatisch fernöstlich, in Teilen markig technischen Musik von Camille Pepin bewegen und formieren sich sechs Tänzerinnen in schwebend ausladenden Figuren, Naturstimmungen wie wiegende Bäume und Äste nachahmend. Reizvoll entwickeln sich die nach vorne strebenden Bewegungen, die Musik intensiviert das Erlebnis des Betrachters.

Im Rahmen des Programms erfolgte vor der Pause auch die Vergabe des Constanze Vernon Preises, dotiert mit €10.000. Er wird alle  zwei Jahre an vielversprechende Tänzer oder Tänzerinnen durch eine internationale Fachjury vergeben. Die Preisträgerin ist dieses Jahre Elisabeth Tonev. Die gebürtige Berlinerin ertanzte sich in kurzer Zeit die Stelle der ersten Solistin am Het Nationale Ballet, Amsterdam mit ihrem Talent, ihrer Furchtlosigkeit, Disziplin und Konzentration wie die Laudatio preisgibt. Für das Publikum ist sie im Pas de Deux aus Nussknacker eindrucksvoll in ihrer einnehmenden Grazie und Eleganz zu erleben. 

Mit Return to Innocence schafft der 19 jährige Simon Adamson de Luca, selbst Mitglied der Junior Company des Bayerischen Staatsballetts seine zweite Choreografie für diese. Der überaus talentierte Tänzer zeigt seine Kreativität und tiefe Durchdringung der Formbarkeit tänzerischer Bewegungen wie darstellerischer Gestik. Er stellt in den Mittelpunkt ein Paar, dessen Abschied szenisch zu einem gefühlvollen Zersetzen der Beziehung führt. Stückweise entrücken die Emotionen in gemeisamen Figuren ausgemacht. In der individuellen Einsamkeit durchdringt der Verlust  den Gefühlsausdruck. Seine Musikauswahl von zwei Werken von der portugiesischen Musikgruppe Madredes „O Pastor“ und „Ao Linge o mar“ intensiviert er das optische Erlebnis. Die, dem New Age Fado“ zuzuordnenden Kompositionen unterstreicht die Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Schmerz des Verlustes. Weiters verwendet er die Musik von Thomas Ades 6. Satz aus Arcadiana, 1994 geschaffen setzt diese sich mit Transformation und der örtlichen Komplexität des Paradieses auseinander. 

Zum Abschluss gibt es ein erneutes Erlebnis mit der Kunst von Norbert Graf, ehemals erster Solotänzer des Ensembles. In seiner 6. Arbeit für seine Kollegen, Stück im alten Stil tituliert, verarbeitet er seine künstlerischen Erfahrungen mit den bedeutendsten Choreografen wie Mats Ek oder William Forsythe. Wie eine Hommage an die Tanzkunst setzt er klassische Ballettschritte und Figuren in den Gegensatz zu einer Techno Musik, die aus spährischen und Rhythmuskomoonenten besteht. Die Lichtregie von Christian Krass bringt vielfältige Effekte und reiht die Bilder aneinander ohne inhaltliche Verbindung. Es ist eine bemerkenswerte Dokumentation der Vielseitigkeit klassischer Ballettkunst inkl. Spitzentanzes, die sich auch zu den - zum Teil überdimensioniert lauten elektronischen Klänger - gefühlvoll interpretatorisch einmsetzen lässt. Wieder erfreuen die Tänzer und Tänzerinnen mit exakten Schritten, Eleganz, Leichtigkeit und weichem Verschmelzen. 

Großer lautstarker Beifall und Zuspruch für das Ensemble. Die herzliche Begeisterung drückt die Anerkennung und Freude über die erstklassige Darbietung aus.

 

Dr. Helmut Pitsch 

 

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