M2 Eine Stadt sucht einen Mörder - Eine Live Konzertinstallation als filmische Premiere zur Uraufführung Konzeption und Regie von Schorsch Kamerun nach Fritz Lang und Thea von Harbou Premiere am 22. Juni 2020 Marstallplatz München Politischen und gesellschaftlichen Widerstand hat Schorsch Kamerun früh ausgeübt. Als Kopf der Rockband "die goldenen Zitronen" sowie als Schauspieler, Autor oder Theatermacher setzt sich der 1963 in Timmendorfer Strand Gebürtige immer wieder mit Autorität und dem Umgang damit auseinander. Seit 2010 hat er eine Gastprofessur an der Akademie der bildenden Künste in München. Eine ebensolche Auflehnung gegen Autorität empfindet Schorsch Kamerun auch in dem 1931 entstandenen Filmklassiker "M eine Stadt sucht einen Mörder" von Fritz Lang nach einem Roman von Thea von Harbou. In Anbetracht der Corona Krise erlangt dieser s/w Film über den Serienmörder Hans Becker eine ausserordentliche Aussagekraft und Aktualität von Angst und Schrecken in der Bevölkerung, wie die Vorlage in den Wirren der Weimarer Republik und Weltwirtschaftskrise. "Wem nützt Schrecken" und "Nichts hört auf" bzw aus der Geschichte nichts gelernt werden in dieser Live Konzertinstallation mit dem Titel M 2 mit zahlreichen Mitwirkenden aus dem Ensemble des Münchner Residenztheaters und grossem technischem Team thematisiert. Aber auch Bürgerinnen der Stadt sowie eine Polizeiklasse sind dabei. Bereits im Frühjahr hatte eine Hörspiel Version unter dem Titel M 1 in Kooperation von Residenztheater und Bayerischem Rundfunk stattgefunden. Vor einer grossen Leinwand unter düsteren Wolken nimmt nun das Premierenpublikum auf dem Marstallplatz mit gebotenem Abstand und mit Kopfhörern ausgestattet Platz. Neben der Leinwand auf einem kleinem Podest sitzen Musiker am Schlagzeug und Synthesizer. Die niederländische Komponistin Cathy van Eyck und Schorsch Kamerun haben die Soundscapes gestaltet. Die Zuschauer können live das Entstehen des Filmes auf dem Platz, sowie das zeitgleich übertragene Ergebnis in s/w Technik verfolgen. Der Gejagte und die Jäger werden in ihrem Handeln begleitet und aufgenommen. Besonders treten die personifizierten Erscheinungen von Mysterium, Schrecken, Apparatschik oder Hochauftretende mit philosophisch wie metaphysischem Monolog hervor. Performativ steigert die Musik die Intensität der Handlung. Aus dem Gejagten als Einzelperson steht die gesamte Gesellschaft auf der Anklagebank, aus dem Verbrechen des Einzelnen werden diffuse Krisen weltpolitischem Ausmasses in medialer Bewältigung. Geschickt verschwimmen diese Ebenen in der subtil die politische Kritik eingewoben ist. Nicht das Theater, die ganze Stadt wird zur Bühne in diesem 90 Minuten dauernden Spektakel. Zuletzt werden Realität und Film vereint. Ein LKW mit offener Ladefläche fährt zwischen Leinwand und Publikum, die Jäger thronen über dem Gejagten, der zu deren Füssen sich bekennt. Ein gelungenes modern gestaltetes Konzept, das spartenübergreifend harmonisch zusammengesetzt ist. Bemerkenswert wird ein hoher Unterhaltungswert erreicht ohne an Inhalt und Tiefenwirkung zu verlieren. Das Publikum folgt aufmerksam und spendet grossen Beifall. Der Wettergott leistet ohne Regen seinen Beitrag.
27. Juli 2020 | DruckenAgenda
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