Idomeneo goes east blutleer ohne Inspiration

Xl_005e948b-4f5f-434b-9e39-e543beac63db © Jean Louis Fernandez

Wolfgang Amadeus Mozart Idomeneo Festival d‘Aix en Provence 13. Juli 2022

Idomeneo goes east blutleer ohne Inspiration

Es ist die erste Opernregie des Japaners. Satoshi Miyagi hat sich in Japan als auch international einen Ruf als Theaterregisseur aufgebaut, indem er zeitgenössische Dramen mit der Tradition und Technik des asiatischen insbesondere des japanischen Theaters zusammenführt. Dies kennzeichnet auch seine Regiearbeit für Aix, bleibt aber im Ergebnis gefühllos statisch und im Bühnenbild und Geschehen lähmend.

Originell bleiben üppige zumeist weisse Kostüme in japanischem Design mit wallenden Ärmeln und bunten Ornamenten. Schon zur Ouvertüre lässt Miyagi transparente Quader über die Bühne kreisen, ein paar Gestalten in grüner japanischer Miltäruniform verbergend. Auf diesen Quadern stehend, treten den gesamten Abend über die Protagonisten, frontal zum Publikum gerichtet ohne jegliche Gestik auf, sodass keine Interaktion, keine Gefühlswelt entsteht. Der Bühnenhintergrund sind wiederum grosse transparente Paravants. Diese werden unterschiedlich in einfach, überholter Lichtregie von Yukiko Yoshimoto angestrahlt.

Die Choreografie lässt den Chor von hinten angestrahlt die göttlichen Naturgewalten gestalten. Nüchtern leblos erleben wir die Opera seria, deren Handlung und Musik doch so viel in sich birgt und gibt. Da schafft auch Raphael Pichon am Pult seines 2006 geschaffenen Pygmalion Orchestre nicht genug Spannung um mitzureißen. Seine Musiker zaubern einen feinen eleganten höfischen Mozart, respektvoll in Tempo und Volumen. Es fehlt die Leichtigkeit wie auch der feste Glaube an die Liebe, die am Ende auch siegen wird.

Das Sängerensemble ist ausgezeichnet zusammengesetzt. Idomeneo ist mit Michael Spyres bestens besetzt. Der Amerikaner hat einen lyrischen Tenor mit dunkler Färbung. Mit Geschick füllt er seine Arien mit Ernst und Leidenschaft. Berühren kann der Idamante von Anna Bonitatibus. Seine Hingabe der Liebe zum Vater und zu Ilia, seine Sorge und sich steigernde Verzweiflung kann die Italienerin nuanciert gestalten, fühlt sich aber merklich unwohl in der starren Personenregie. Fein und jugendlich ist Ilia bei Sabine Devieilhe dargeboten. Schüchtern tugendhaft wirkt die schlanke Sängerin auf ihrem Podest und strahlt ehrenhaft standhaft. Nicole Chevalier ist es als einziger Sängerin des Abends als Elettra erlaubt, ihre Arie auf der Bühne mit Gestik und persönlicher Gestaltung dramatisch zu singen. Der Effekt stellt sich gleich mit satten Szenenapplaus ein. Linard Vrielink ist ein sicherer Abrace.

Der Choeur Pygmalion ist mit Mitgliedern der Opera de Lyon verstärkt und zeigt sich bestens einstudiert mit klarer Stimmführung gut abgestimmt. Viel Applaus für alle Mitwirkenden im Hof des erzbischöflichen Palais von Aix en Provence. Bei Vollmond ist der Innenhof eine malerische Kulisse, die die Gefühlsdefizite der Inszenierung in Teilen stimmungsvoll ausmärzt.

Dr. Helmut Pitsch

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